Alt 17.05.12, 22:26
Standard Europa-Sorgen und US-Daten belasten
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NEW YORK (Dow Jones) - Gleich ein ganzes Bündel schlechter Nachrichten hat am Donnerstag die Nerven der US-Anleger strapaziert und für fallende Kurse an Wall Street gesorgt. Zu dem politischen Desaster im schuldenstrapazierten Griechenland gesellten sich eine Abstufung der Bonität des Landes durch Fitch, Sorgen über den Zustand des europäischen Bankensektors sowie ein überraschend schlecht ausgefallener Philadelphia-Fed-Index. Die als sicherer Hafen geltenden Staatsanleihen der USA erklammen neue Hochs. Der Euro zeigte sich sehr volatil und schwankte um die Marke von 1,27 US-Dollar. Technologiewerte litten unter der drohenden Angebotsschwemme durch das am Freitag bevorstehende Facebook-IPO.

Der Dow-Jones-Index sank um 1,2 Prozent auf 12.443 Punkte, während der S&P-500 1,5 Prozent leichter bei 1.305 Punkten aus dem Handel ging. Der Nasdaq Composite verlor 2,1 Prozent auf 2.814 Punkte. Der Umsatz lag bei 0,95 (Mittwoch: 0,87) Milliarden Aktien. Dabei standen den 425 (1.069) Kursgewinnern 2.669 (1.980) -verlierer gegenüber, 67 (92) Titel schlossen unverändert.

Europa hält die Märkte weiter in Atem

Die schlechten Nachrichten aus Europa rissen nicht ab: Nach den Griechen vertrauen auch die spanischen Bürger ihrem Bankensystem immer weniger und haben offenbar damit begonnen, ihre Konten leerzuräumen. Der Bankensturm auf die jüngst teilverstaatlichte Sparkasse Bankia löste im Handel Bedenken aus, ob der gesamte spanische Bankensektor in Gefahr ist.

Hinzu kam eine Abstufung der griechischen Bonitätsnote durch Fitch. Die Ratingagentur verwies zur Begründung auf die fehlgeschlagene Regierungsbildung und das gestiegene Risiko für einen Austritt des Landes aus der Eurozone. Nach Mitteilung von Fitch wurde das Emittentenausfallrating für langfristige Verbindlichkeiten in Fremd- und Eigenwährung auf "CCC" von "B-" gesenkt. Erst vor zwei Monaten hatte Fitch Griechenland auf "B-" angehoben.

Dazu kamen Berichte über mögliche Herabstufungen im spanischen Bankensektor durch die Ratingagentur Moody's. Laut der spanischen Zeitung "Expansion" wird Moody's die Ratings für bis zu 21 Geldinstitute senken. Herunterstufungen kämen nicht unerwartet, treffen die Börsen allerdings zu einem schlechten Zeitpunkt. Moody's hatte zu Wochenbeginn bereits 26 italienische Banken heruntergestuft.

"Es bestehen weiter all diese Makrosorgen und die Leute fragen sich, ob sie auch auf die USA überschwappen werden", sagte Diane Jaffee von TCW Group. "Europa wird eine sehr lange Zeit brauchen, um seine Probleme zu lösen."

Philliy-Fed-Index enttäuscht

Aber auch von der US-Konjunkturseite kam eine negative Überraschung. Der als wichtiger Frühindikator für das Produzierende Gewerbe in den USA geltende Geschäftsklimaindex der Fed-Regional-Notenbank in Philadelphia ist im Mai auf -5,8 eingebrochen, während Volkswirte mit +9,3 gerechnet hatten. Das gab den Ängsten über eine Abschwächung der US-Konjunkturerholung neue Nahrung, zumal Werte unter Null auf eine Kontraktion hindeuten.

Zumindest bei einigen Anlegern schürten die Daten aber gleichzeitig auch neue Hoffnungen auf eine weitere Runde quantitativer Lockerungen durch die US-Notenbank. Diese hatte sich in dem am Vorabend veröffentlichten Protokoll der jüngsten Sitzung des Offenmarktauschusses die Möglichkeit offen gehalten, der Wirtschaft mit zusätzlichen geldpolitischen Maßnahmen notfalls unter die Arme zu greifen.

Die Renditen der US-Anleihen fielen nach der Veröffentlichung des Philly-Fed-Index und einer gut angenommenen Auktion zehnjähriger inflationsindexierter Anleihen auf neue Jahrestiefs. Bei der Auktion akzeptierten die Anleger deutlich negative Renditen, die Nachfrage war so hoch wie seit April 2010 nicht mehr. Am Sekundärmarkt sank die Rendite der zehnjährigen Treasurys auf ein neues Jahrestief bei 1,70 Prozent.

Die Notierungen am Ölmarkt büßten frühe Gewinne nach dem enttäuschenden Philly-Fed-Index ein und drehten ins Minus. Zum Settlement gab der Preis für ein Barrel der Sorte WTI um 0,3 Prozent auf 92,56 Dollar nach.

Wal-Mart haussieren nach positiver Ergebnisüberraschung

Bei den Einzelwerten standen unter anderem Wal-Mart im Fokus. Die Einzelhandelskette hat im ersten Quartal deutlich mehr verdient als im Vorjahr und die Markterwartungen übertroffen. Der weltgrößte Einzelhändler steigerte seinen Nettogewinn um 10 Prozent auf 3,74 Milliarden Dollar. Je Aktie verdiente der Konzern 1,09 Dollar, das sind 5 Cent mehr als Analysten im Vorfeld erwartet hatten. Den Gesamtumsatz steigerte Wal-Mart um 8,5 Prozent auf 113 Milliarden Dollar. Die Aktie legte um 4,2 Prozent auf 61,68 Dollar zu.

Dagegen verloren J.P.Morgan Chase 4,3 Prozent auf 33,93 Dollar. Der Investmentskandal bei der US-Bank weitet sich anscheinend aus. Der von J.P. Morgan Chase ursprünglich auf gut 2 Milliarden Dollar bezifferte Verlust aus Handelswetten sei in den vergangenen Tagen noch einmal um die Hälfte gestiegen, berichtet die New York Times unter Berufung auf ungenannte Quellen. Die Verluste hätten sich innerhalb von vier Handelstagen massiv vergrößert, weil Hedgefonds und andere Investoren die Notlage der Bank ausnutzen würden.

Caterpillar sackten um 4,4 Prozent auf 87,80 Dollar ab, nachdem das Unternehmen für die vergangenen drei Monate rückläufige Umsätze bei Minen- und Baumaschinen vermeldet hatte.

Auch das Börsendebüt von Facebook stand weiter im Fokus des Marktes. Am Vortag hatte das Unternehmen das Emissionsvolumen für den bevorstehenden Börsengang kräftig angehoben. Statt 337,4 Millionen wird das Soziale Netzwerk nun 421,2 Millionen Aktien ausgeben. Am Dienstag hatte Facebook bereits wegen der großen Nachfrage die Preisspanne auf 34 bis 38 US-Dollar je Aktie erhöht. Informierte Personen sehen den Unternehmenswert nun bei 93 bis 104 Milliarden Dollar. Am Donnerstagabend wird Facebook die finalen IPO-Dokumente an die US-Börsenaufsicht SEC übermitteln. Die Aktien sollen erstmals am Freitag an der Börse gehandelt werden.

DJG/DJN/kko

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