Alt 14.05.12, 21:30
Standard Griechen-Drama hält Wall Street in Schach
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NEW YORK (Dow Jones) - Nach dem kurzen Ausflug der Anlegergedanken in die Risikoabteilung von J.P. Morgan, waren es zum Wochenstart wieder die altbekannten Griechenland-Sorgen, die den US-Märkten zugesetzt haben. Die anhaltende politische Unsicherheit in dem hochverschuldeten Land und Spekulationen um einen möglichen Austritt der Griechen aus der Eurozone verunsicherten die Börsianer. Konjunkturzykliker und Finanzwerte hatten das Nachsehen. Der Euro fiel gegenüber dem Dollar auf den niedrigsten Stand seit rund vier Monaten und notierte wieder deutlich unter der Marke von 1,29 Dollar.

Der Dow-Jones-Index sank um 1 Prozent auf 12.695 Punkte. Der S&P-500 gab um 1,1 Prozent auf 1.338 Punkte nach. Der Umsatz lag bei 0,80(Freitag: 0,78) Milliarden Aktien. Dabei standen den 481 (1.208) Kursgewinnern 2.607 (1.830) -verlierer gegenüber, 77 (99) Titel schlossen unverändert. Die Konjunkturdaten-Agenda war zu Wochenbeginn leer.

Weiter Zwietracht in Griechenland

In der festgefahrenen Lage nach den griechischen Parlamentswahlen hat Staatspräsident Karolos Papoulias die Bildung einer vom Parlament gestützten Experten-Regierung vorgeschlagen, um das Land vor dem Bankrott zu bewahren. Die Gespräche darüber sollen am Dienstag um 13 Uhr MEZ fortgesetzt werden. Während sich der Chef der sozialistischen Pasok-Partei, Evangelos Venizelos, und der Vorsitzende der konservativen Nea Dimokratia, Antonis Samaras, unterstützend zu dem Vorschlag geäußert haben, beharrte der Führer der linksradikalen Syriza-Partei jedoch auf seinem "Nein" zu einer Regierung der nationalen Einheit. Er werde eine Pro-Reform-Regierung nicht unterstützen, stellte Alexis Tsipras klar.

"Wenn Griechenland den Euro verlässt, weiß niemand wie zerstörerisch das wäre", sagte Wasif Latif von USAA. "Es könnte Verbindungen, Fangarme, Auswirkungen und ungewollte Konsequenzen geben, die wir jetzt nicht abschätzen können. Diese Dinge schaffen Unsicherheit."

Im weiteren Sinne könnten die politischen Verwerfungen in Griechenland auch "voraussagen, was in Spanien und anderen Ländern der Euro-Peripherie noch bevorstehen könnte, die noch einen langen Weg gehen müssen, bis ihre Haushaltslöcher gestopft sind", fügte Brian Gendreau von Cetera Financial hinzu.

Wenig Hilfe kam auch von einer mit Spannung erwarteten Auktion italienischer Staatsanleihen. Händler wiesen darauf hin, dass Anleihen in diesen Auktionen an den sogenannten Primärmärkten häufig von Heimatbanken aufgekauft werden. Viel aussagekräftiger seien daher die Preise an den Sekundärmärkten. Dort würden die Anleihen frei gehandelt wie Aktien am Aktienmarkt und zeichneten ein deutlicheres Bild der Investorenstimmung. "Und hier sieht es weiter nicht gut aus", sagte ein Händler. So erreichte etwa die Rendite spanischer Benchmark-Anleihen mit 6,25 Prozent den höchsten Stand seit Dezember.

Bei den US-Anleihen ging es mit den Eurozone-Sorgen dagegen weiter nach oben. Der "sichere Hafen" der Anleihen war erneut gesucht. Allerdings setzten im späten Handel leichte Gewinnmitnahmen ein, die die Kurse wieder etwas zurückkommen ließen. Die Rendite zehnjähriger Papiere notierte im späten Handel bei 1,79 Prozent. Die Rendite siebenjähriger Papiere fiel im Tagesverlauf sogar auf einen historischen Tiefststand bei 1,17 Prozent zurück. Der Ölpreis hat mit den steigenden Bedenken über die globale Konjunkturerholung und Sorgen über das weitere Schicksal der Eurozone erneut den Rückwärtsgang eingelegt. Öl der Sorte WTI fiel zwischenzeitlich mit 93,82 Dollar auf den niedrigsten Stand seit Dezember. Zum Settlement notierte der WTI-Preis 1,4 Prozent schwächer bei 94,76 Dollar.

Bei J.P. Morgan rollt der erste Kopf

Die Aktien von J.P. Morgan Chase & Co. bauten ihre Verluste vom Freitag weiter aus und sackten um 3,2 Prozent ab auf 35,79 Dollar. Das Finanzinstitut hatte Spekulationsverluste in Höhe von zwei Milliarden Dollar eingeräumt. Nach Schluss des regulären Handels teilte die Ratingagentur Fitch zudem die Absenkung des Langfristratings auf "A+" von "AA-" mit. Auch sei das Rating unter Beobachtung für mögliche weitere Abstufungen, so die Ratingagentur. Nach dem Skandal rollt bereits der erste Kopf: Die Chefin des sogenannten Investment Office Ina R. Drew muss ihren Hut nehmen, wie das Institut am Montag bestätigte.

Gegen den Trend des Marktes zogen Yahoo! um 2 Prozent auf 15,50 Dollar an, nachdem der Vorstandsvorsitzende Scott Thompson am Wochenende von seinem Amt zurückgetreten ist. Thompson ist offenbar an Schilddrüsenkrebs erkrankt. Wie aus zuverlässiger Quelle verlautete, habe der 54-Jährige den Yahoo-Aufsichtsrat und zahlreiche Kollegen über seinen Gesundheitszustand eingeweiht, als in der vergangenen Woche immer mehr Zweifel an der offiziellen Version seines Lebenslaufs laut wurden. Nach Angaben der Quelle hat die Krebsdiagnose Thompsons Rücktrittsentscheidung zumindest teilweise beeinflusst.

Chesapeake Energy sprangen um 4,8 Prozent auf 15,52 Dollar nach oben. Einem Bericht des Wall Street Journal dürfte der US-Multi-Milliardär und Groß-Investor Carl Icahn eine deutliche Beteiligung an dem Unternehmen erworben haben.

Avon Products hat angekündigt, das Übernahmeangebot des New Yorker Parfümerie- und Kosmetikkonzerns Coty zu prüfen und innerhalb einer Woche darauf zu reagieren. Die Aktie legte um 3,8 Prozent auf 20,96 Dollar zu.

DJG/DJN/kko

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