Alt 11.07.18, 23:35
Standard Eskalierender Handelsstreit belastet - Ölpreise unter Druck
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NEW YORK (Dow Jones)--Die nächste Eskalationsstufe im Handelskonflikt zwischen den USA und China hat zur Wochenmitte für Abgaben an der Wall Street gesorgt. Damit hat sich die Ruhe der vergangenen Tage als trügerisch für die Märkte erwiesen. Das Weiße Haus droht nun, chinesische Exportgüter im Wert von 200 Milliarden Dollar ab September mit Zöllen von 10 Prozent zu belegen. Die Regierung in Peking hat umgehend reagiert und ihrerseits "Gegenmaßnahmen" angekündigt. Der Handelskonflikt zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt verschärft sich damit weiter. Seit vergangenem Freitag gelten bereits US-Zölle von 25 Prozent auf chinesische Waren im Wert von 34 Milliarden Dollar und die Gegenzölle Chinas in gleicher Höhe auf US-Einfuhren.

"Die aktuelle Maßnahme unterscheidet sich von den vorherigen, da China nicht in der Lage ist, sich direkt mit 200 Milliarden Dollar zu revanchieren, weil es nicht so viel importiert", sagte David Carter von Lenox Wealth Advisors. "Es ist unklar, was es China als nächstes tun wird, aber es ist eindeutig ein weiterer Schritt hin zu einem ausgewachsenen Handelskrieg", ergänzte der Teilnehmer.

Der Dow-Jones-Index reduzierte sich nach zuletzt vier Handelstagen mit Aufschlägen um 0,9 Prozent auf 24.700 Punkte. Der S&P-500 fiel um 0,7 Prozent auf 2.774 Punkte. Der Nasdaq-Composite büßte 0,5 Prozent auf 7.716 Punkte ein. Umgesetzt wurden 695 (Dienstag: 707) Millionen Aktien. Dabei standen 843 (1.515) Kursgewinnern 2.113 (1.455) -verlierer gegenüber. Unverändert schlossen 121 (114) Titel.

Die stärker als erwartet gestiegenen US-Erzeugerpreise spielten in diesem Umfeld keine Rolle. Auch im Kern ging es mit den Preisen kräftiger nach oben als prognostiziert. Wichtiger sei der eskalierende Handelsstreit zwischen den USA und China. Sollte es tatsächlich zu einem Handelskrieg kommen, müssten die Erwartungen an das wirtschaftliche Wachstum und die Geldpolitik ohnehin vollständig revidiert werden, hieß es.

Ölpreise mit größtem Tagesminus seit einem Jahr

Die Ölpreise brachen mit der Entscheidung Libyens, die Exportaktivitätten wieder aufzunehmen, ein. Dies befeuerte die Sorgen um ein zunehmendes Überangebot. Der Preis für ein Barrel WTI verzeichnete schließlich zum US-Settlement den größten Tagesverlust seit gut einem Jahr und verlor 5 Prozent auf 70,38 Dollar. Für Brent ging es um 6,9 Prozent auf 73,40 Dollar nach unten.

"Wir waren reif für eine Korrektur - hier ist sie", sagte Analyst John Saucer der Mobius Risk Group. Zu Wochenbeginn waren die Preise wieder knapp an ihre Vierjahreshochs herangelaufen, ausgelöst durch Hinweise auf eine Angebotsveknappung. Der überraschend starke Rückgang der wöchentlichen US-Lagerdaten stützte das Sentiment nicht. Das vermeldete Minus war mit 12,6 Millionen Barrel fast viermal so hoch wie erwartet.

Mit den fallenden Ölpreisen standen vor allem die Energiewerte unter Abgabedruck. Der Sektor im S&P-500 verlor 2,1 Prozent.

Aktie von American Airlines im Sinkflug

Für die Aktie von American Airlines ging es um 8,1 Prozent nach unten. Die US-Fluggesellschaft hat die Prognose für den Ertrag je Fluggast im zweiten Quartal gekappt. Hier wird gegenüber dem Vorjahr nun noch mit einer Zunahme von 1,0 bis 3,0 Prozent gerechnet, nach zuvor 1,5 bis 3,5 Prozent. Auch wurde der Kapazitätsausblick für das zweite Quartal gesenkt. Im Gegenzug erhöhte die Airline die Prognose für die Treibstoffkosten.

Zudem stand der Bieterwettstreit um die britische Bezahlfernsehgruppe Sky weiter im Blick. 21st Century Fox hat ihr Übernahmeangebot erhöht. Für die 61 Prozent an der Sky plc, die Fox noch nicht hält, bietet der US-Konzern nun 24,5 Milliarden Pfund und übertrumpft damit die bestehende Offerte des US-Kabelkonzerns Comcast. Das neue Barangebot bewertet Sky mit 14 Pfund je Aktie, Comcast bietet für die gesamte Gruppe bisher 12,50 Pfund je Aktie. Fox hatte im Dezember 2016 nur 10,75 Pfund je Aktie geboten. Comcast stiegen um 1,3 Prozent, Fox fielen dagegen um 4,0 Prozent.

Nvidia büßten 2,3 Prozent ein. Das Technologieunternehmen hat eine Kooperation mit den deutschen Konzernen Daimler und Bosch bekannt geben, um Robotertaxen in Kalifornien zu testen. Die Nachricht komme nicht überraschend, hieß es im Handel. Fastenal stiegen um 10,1 Prozent, der Schraubenhersteller hat die Quartalsdividende erhöht und überzeugte mit seinem Quartalsausweis.

Pfizer reduzierten sich um 0,6 Prozent. Der Pharmakonzern verschiebt auf Druck des US-Präsidenten Preiserhöhungen. Trump hatte Pfizer und andere, nicht namentlich genannte Unternehmen via Twitter heftig für ihre Preispolitik kritisiert. Das Unternehmen hatte zuletzt die Preise für rund 40 Medikamente angehoben.

Dollar als Krisen-Währung gesucht

Der Dollar zeigte sich vor dem Hintergrund der Verschärfung im Handelsstreits mit Aufschlägen. Nach dem Absturz des Dollar zum Yen in Reaktion auf die Trump-Drohungen in Richtung China auf das Tagestief von 110,77 Yen stieg die US-Devise im Anschluss auf 112,05 Yen. Dollar-Käufe sind "die Standard-Reaktion bei einer erhöhten Risiko-Aversion", sagte Stratege Vassili Serebriakov von der UBS. Auch der Euro verlor gegenüber dem Greenback an Boden und notierte im späten US-Handel bei 1,1673 Dollar.

Gold konnte erneut nicht von seinem Status als "sicherer Hafen" profitieren. Für die Feinunze ging es zum US-Settlement um 0,9 Prozent auf 1.244 Dollar nach unten. Der US-Protektionismus dürfte die Preise nach oben ziehen und mittelfristig die US-Notenbank zu einer strafferen Geldpolitik zwingen, hieß es zur Begründung.

Am US-Anleihemarkt legten die Notierungen mit der Verschärfung des Handelsstreits zwischen den USA und China leicht zu. Die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen verlor 1,5 Basispunkte auf 2,84 Prozent. Am kurzen Ende des Marktes zogen die Renditen dagegen an. Die gestiegenen Preisdaten machten künftige Zinserhöhungen wahrscheinlicher, hieß es zur Begründung.

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July 11, 2018 16:24 ET (20:24 GMT)

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