Alt 05.07.18, 10:53
Standard Aktien gehen mit Zöllen vor der Tür in die Knie
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TOKIO/SCHANGHAI (Dow Jones)--Im Verlauf der Sitzung hat sich an den ostasiatischen Börsen eine klar negative Tendenz durchgesetzt. Ohne US-Vorgaben nach dem Feiertag konzentrierten sich Anleger auf den ab Freitag eskalierenden Handelskonflikt zwischen den USA und China. Wie schon an den Vortagen gab es einige wenige Ausreißer mit steigenden Kursen, doch drückte der Handelsstreit die Mehrzahl der Börsen ins Minus. Am Freitag treten die von US-Präsident Donald Trump angekündigten Strafzölle auf chinesische Importe in die USA in Kraft. China kündigte seinerseits an, mit Gegenzöllen auf US-Einfuhren im Volumen von 34 Milliarden Dollar zu regieren. Auch diese Zölle gelten ab Freitag. Das chinesische Zollamt erklärte, man werde chinesische Zölle auf Produkte aus den Vereinigten Staaten unmittelbar nach einem Inkrafttreten der US-Zölle einführen.

Einige unverbesserliche Optimisten hofften zwar noch immer auf eine Verständigung in letzter Sekunde, doch die Zeit wird knapp und die Hoffnung bei den meisten Anlegern schwindet. Die Investoren stellen sich mehrheitlich auf eine Eskalation im Handelskonflikt ein und verkaufen Aktien. Die Kurse an vielen Handelsplätzen fielen dabei auf die tiefsten Stände seit etlichen Monaten.

Chinesische Börsen alle im Minus

Der Schanghai-Composite büßte 0,9 Prozent ein und markierte ein weiteres 28-Monatstief. In Hongkong ging es für den HSI im späten Geschäft um 0,6 Prozent gen Süden, nachdem der Index zunächst im Plus gehandelt worden war. Die Börse in Hongkong bewegte sich damit auf einem Neunmonatstief. Chinesische Unternehmen außerhalb des Finanzsektors dürften ihr für 2018 angepeiltes Gewinnwachstum im Rahmen des Handelskonflikts zunächst auf 14 Prozent halbieren, urteilten die CICC-Analysten. Finanzunternehmen dürften besser davonkommen. Die sinkenden Gewinnaussichten erklärten die jüngste Underperformance des chinesischen Aktienmarktes, hieß es weiter.

Aktien kleinerer chinesischer Unternehmen gerieten im späten Handel heftig unter Abgabedruck. Der Shenzhen-Composite rutschte auf ein Dreieinhalbjahrestief ab und verlor weitere 2,2 Prozent. Das Börsensegment ChiNext, wo viele Start-Ups gelistet sind, sank nach 2,6 Prozent am Vortag nun um 2,1 Prozent. Viele in Shenzhen gelistete Werte kommen aus dem Technologiesektor. So gelten als Verlierer der US-Zölle. China hat derweil den Renminbi (Yuan) 0,6 Prozent höher zum US-Dollar gefixt - die stärkste Aufwertung seit Oktober. Damit trug die Notenbank den Vortagesaufschlägen Rechnung.

In Taipeh auf Taiwan verbuchte der Taiex einen Abschlag von 1,0 Prozent auf ein Zweimonatstief. Dabei zeigten sich kleinere Werte aus dem Bereich elektronische Komponentenfertigung schwächer als die Technologieschwergewichte. Holy Stone, Universal Microelectronics und Genius Electronic Optical brachen jeweils um 9,9 Prozent ein, die Schwergewichte Taiwan Semiconductor und Hon Hai gaben dagegen nur 0,7 bzw. 0,5 Prozent ab. Die Titel des Linsenherstellers Largan rückten gar um 2 Prozent vor.

Vortagesgewinne auf Philippinen sind Geschichte

In Japan sank der Nikkei-225 um 0,8 Prozent auf 21.547 Punkte und damit auf den tiefsten Stand seit drei Monaten. Der japanische Leitindex hatte in sieben der vergangenen neun Sitzungen Abgaben verbucht. Alle 33 Sektoren schlossen im Minus, obwohl der Yen bis zum Handelsende bei Aktien deutlich fiel und zwischenzeitliche Aufschläge wieder abgab. Der US-Dollar stieg auf 110,70 Yen nach einem Tagestief bei 110,30. Auch auf Tagessicht neigte der Greenback zur Stärke. Das Anziehen der US-Devise im späten Handel erklärten Marktteilnehmer damit, dass das Inkrafttreten der Zölle am Freitag längst eingepreist worden sei. Daher stütze dies den Yen nicht mehr.

Zudem kam auch von der Notenbank Gegenwind für die japanische Währung. Japan steht nach Ansicht eines Mitglieds der Bank of Japan noch ein langer Weg bis zum Erreichen des Inflationsziels von 2 Prozent bevor. Das Land versuche die 15-jährige Erfahrung fallender Preisen zu überwinden und "inmitten der anhaltend deflationären Haltung kann es einige Zeit dauern, das Preisstabilitätsziel von 2 Prozent zu erreichen", sagte Takako Masai, Mitglied im geldpolitischen Rat der Bank of Japan (BoJ).

Der Kospi in Südkorea baute nach seinem 14-Monatstief des Vortages die Verluste aus. Der Baustoffwert Busan brach um 9 Prozent ein. Auf den Philippinen fürchteten Anleger nach einem starken Einkaufsmanagerindex nun Leitzinserhöhungen, die Gewinne des Vortages wurden wieder wettgemacht. Gegen den regionalen Trend stemmte sich der Aktienmarkt in Australien, der S&P/ASX-200 zeigte sich etwas fester. Nach den Vortagesverlusten seien Schnäppchenjäger an den Markt gekommen. Vor allem im Finanzsektor griffen Anleger zu. Bergbaupapiere zeigten sich dagegen mit Verlusten - belastet von gesunkenen Preisen bei Basismetallen und Eisenerz in China. Durch eine Schlussrally schaffte Wellington auf Neuseeland den Sprung ins Plus auf ein neues Allzeithoch.

Die Titel der australischen Fluggesellschaft Qantas legten um 2,1 Prozent zu. Die Analysten der Bank of America-Merrill Lynch hielten den Titel für unterbewertet. Die Bewertungskennziffern lägen unter dem historischen Schnitt und auch unter denen der Wettbewerber wie Singapore Airlines oder Cathay Pacific. Nomura ließ indes kein gutes Haar an Great Wall Motor. Schwache Absätze dürften die Aktie des chinesischen Automobilherstellers weiter belasten, hieß es. In Hongkong verlor der Wert 2,0 Prozent. In Seoul legten Hyundai Motors um 1,7 Prozent zu. Die Daiwa-Analysten hatten die Titel auf "Kaufen" hochgestuft. Die Experten strichen die Initiativen zur Elektromobilität des Automobilherstellers positiv heraus.

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July 05, 2018 04:14 ET (08:14 GMT)

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