Alt 29.06.18, 22:33
Standard Nach späten Gewinnmitnahmen nur noch gut behauptet
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NEW YORK (Dow Jones)--Zum Ende des ersten Halbjahres ist es an den US-Börsen am Freitag leicht nach oben gegangen. Zwischenzeitlich deutlich höhere Gewinne schmolzen im späten Geschäft ab. Im Vorfeld des Wochenendes wollten viele Börsianer ihre Risiken vermindern, hieß es am Markt. Für die zuvor höheren Aufschläge machten Teilnehmer eine Reihe von Gründen aus: Konjunkturdaten, Unternehmenszahlen, aber auch Politik. Aktien von Banken gehörten zunächst zu den größten Gewinnern, nachdem alle US-Geldhäuser den zweiten Teil des Stresstests bestanden hatten. Am Ende gab der Sektor aber das Plus wieder ab. Energiewerte profitierten wieder vom festen Ölpreis und rückten um 0,7 Prozent vor.

Der Dow-Jones-Index gewann 0,2 Prozent auf 24.272 Punkte. Der S&P-500 und der Nasdaq-Composite stiegen um jeweils 0,1 Prozent. Umgesetzt wurden an der Nyse 978 (Donnerstag: 807) Millionen Aktien. Auf 1.737 (1.785) Kursgewinner kamen 1.222 (1.196) -verlierer, unverändert schlossen 135 (109) Titel.

Auch die Vorgaben der asiatischen und europäischen Börsen waren positiv. Vor allem in Europa legten die Aktienkurse deutlicher zu, nachdem die EU-Regierungschefs auf ihrem Gipfeltreffen eine Einigung im Asylstreit erzielt hatten.

Zwar müsse man erst einmal abwarten, wie "wasserdicht und realistisch" die Einigung sei, doch habe sie zumindest kurzfristig das Risiko einer politischen Instabilität beseitigt, die unter Umständen zu einem Zusammenbruch der deutschen Regierung geführt hätte, sagte Derek Halfpenny, Leiter des Bereichs Global Markets Research bei MUFG in Europa.

Handelsstreit - "no news is good news"

Der Handelsstreit zwischen den USA und anderen Ländern rückte darüber etwas in den Hintergrund, zumal es hier nichts Neues gab. Das allein dürfte schon genügen, um die Gemüter der Anleger etwas zu beruhigen, getreu dem Motto "no news is good news".

Da die Handelspolitik den Investoren eine kleine Verschnaufpause ließ, konnten sie sich umso besser auf neue Konjunkturdaten konzentrieren. Vor Handelsbeginn an der Wall Street wurden die Mai-Daten zu den persönlichen Einkommen und Ausgaben veröffentlicht. Die Einkommen stiegen wie erwartet um 0,4 Prozent. Die Ausgaben erhöhten sich jedoch nur um 0,2 Prozent, während Volkswirte auch hier einen Anstieg um 0,4 Prozent vorhergesagt hatten. Die geringe Zunahme der Ausgaben könnte auf eine nachlassende Konsumfreude der Amerikaner hindeuten. Dazu passt, dass die Daten für April nach unten revidiert wurden. Der private Konsum macht etwa 70 Prozent der US-Wirtschaftsleistung aus, so dass eine rückläufige Entwicklung als Alarmzeichen gedeutet werden könnte.

Die Inflation stieg derweil im Mai auf Jahressicht so stark wie zuletzt im März 2012: Der PCE-Preisindex, das bevorzugte Preismaß der US-Notenbank, erhöhte sich im vergangenen Monat im Vergleich zum Vorjahr um 2,3 Prozent. In der Kernrate, ohne die volatilen Preise für Lebensmittel und Energie, betrug der Anstieg des Index 2,0 Prozent und traf exakt das Ziel der Federal Reserve. Dies könnte die US-Notenbank veranlassen, noch energischer die Zinsverschärfung voranzutreiben.

Grünes Licht für die Börsianer gab es dann besonders mit dem Einkaufsmanagerindex für die Region Chicago, der im Juni überraschend stieg und dabei den höchsten Stand seit sechs Monaten erreichte. Dagegen blieb der Index der Verbraucherstimmung ebenfalls für Juni leicht unter der Prognose.

Einigung auf EU-Gipfel treibt Euro

Die Einigung in der europäischen Migrationsfrage gab neben den europäischen Aktienmärkten auch dem Euro kräftig Auftrieb. Die Gemeinschaftswährung stieg um 1 Prozent auf 1,1680 Dollar.

Der Goldpreis erholte sich nach der viertägigen Verlustserie leicht, auch gestützt von dem zum Euro schwächeren Dollar. Die wieder gestiegene Risikofreude der Anleger dämpfte jedoch das Interesse an dem Edelmetall. Die Feinunze notierte mit 1.252 Dollar 0,3 Prozent höher als am Donnerstag.

Am Ölmarkt setzten die Preise ihren Anstieg schwungvoll fort, wenn auch in unterschiedlichen Geschwindigkeiten. Während WTI zum Settlement um "nur" 1 Prozent auf 74,15 Dollar stieg, zog die europäische Referenzsorte Brent noch deutlicher um 2 Prozent auf 79,42 Dollar an. Brent profitiere von einem innerlibyschen Streit um die Vermarktungsrechte für das Öl des nordafrikanischen Landes und Opec-Mitglieds, hieß es. Infolge dieses Streits könnten 780.000 Barrel Öl pro Tag weniger auf den Markt kommen. WTI wiederum werde etwas gebremst von der im späteren Verlauf des Tages anstehenden Veröffentlichung der Daten zu den in Betrieb befindlichen Ölförderanlagen in den USA durch das Unternehmen Baker Hughes. Im ersten Halbjahr hat sich der Ölpreis um über 20 Prozent verteuert.

US-Anleihen waren mit den Gewinnen an den Aktienmärkten nicht gefragt. Sinkende Notierungen verhalfen der Rendite zehnjähriger Titel zu einem Anstieg um 2 Basispunkte auf 2,86 Prozent.

Nike nach Zahlen steil aufwärts

Unternehmensnachrichten waren derweil rar. Bis die Bilanzsaison zum zweiten Kalenderquartal richtig ins Laufen kommt, dauert es noch etwas. Zu den wenigen Unternehmen, die schon mit Zahlen aufwarteten, gehörte Nike. Der Sportartikelhersteller hat mit Umsatz und Gewinn die Erwartungen übertroffen, was die Aktie um gut 11 Prozent nach oben trieb.

Weniger überzeugend waren die Zahlen von Constellation Brands. Der Getränkekonzern hat in seinem ersten Geschäftsquartal zwar mehr Bier verkauft, doch ging der Absatz von Wein und Spirituosen zurück. Das bereinigte Ergebnis je Aktie lag unter den Erwartungen des Marktes, der Umsatz leicht darüber. Die Aktie gab um 5,7 Prozent nach.

Aktien von Verizon fielen um 1 Prozent, nachdem das Unternehmen die Einstellung seiner defizitären Videosparte Go90 beschlossen hat.

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June 29, 2018 16:11 ET (20:11 GMT)

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