Alt 28.06.18, 15:40
Standard Wall Street dürfte Talfahrt fortsetzen
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NEW YORK (Dow Jones)--Nach dem missglückten Vorstoß in positives Terrain zur Wochenmitte scheint den US-Börsen auch am Donnerstag eine Erholung verwehrt. Nach wie vor hängt der Handelsstreit der USA mit China als Damoklesschwert über den Märkten. Dazu kommt Störfeuer von den europäischen Börsen, die kräftig ins Minus gedreht haben.

Auf dem alten Kontinent steigt mit Beginn des EU-Gipfels die Nervosität. Das mit Spannung erwartete Treffen in Brüssel birgt viel Sprengstoff für die deutsche Politik, aber auch für Europa. Der Future auf den S&P-500 hat zwischenzeitliche Gewinne abgegeben und tendiert 0,3 Prozent leichter.

Am Mittwoch hatten Hinweise auf eine Entspannung im Handelsstreit zwischen den USA und China die Kurse an der Wall Street zunächst deutlich nach oben getragen, letztlich gewannen aber Zweifel die Oberhand. Zwar hatte US-Präsident Donald Trump signalisiert, dass geplante Investitionsschranken für Chinesen in den USA vielleicht doch nicht so hoch angesetzt würden wie es zunächst den Anschein hatte, gleichwohl sorgen sich die Anleger wegen der möglichen Folgen der handelspolitischen Spannungen.

Man müsse erst einmal sehen, inwieweit der Handelsstreit die Realwirtschaft beeinträchtige, sagt Gilles Pradere, Fondsmanager bei RAM Active Investment. "Wir haben uns schon konservativer positioniert", fügt er hinzu. Jan Hatzius, Chefvolkswirt bei Goldman Sachs, hält dagegen, dass die Wirtschaft ein überwiegend starkes Wachstum aufweise. "Es gibt durchaus Spielraum für eine Erholung", sagt Hatzius. In einigen Fällen dürfte die Schwäche, die jüngst zu beobachten gewesen sei, nur vorübergehender Natur sein. Das gelte vor allem für Asien und dort speziell für Japan. Das starke Wachstum der US-Wirtschaft werde wiederum dazu führen, dass die Zinsen stärker erhöht würden als derzeit eingepreist sei.

Neue Konjunkturdaten scheinen Hatzius' These zunächst nicht zu belegen. Vorbörslich wurden die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe aus der Vorwoche und das US-Bruttoinlandsprodukt (BIP) des ersten Quartals in dritter Lesung veröffentlicht. Die Zahl der Erstanträge stieg stärker als erwartet, während das BIP unter dem Ökonomenkonsens lag. Dass die Daten vom alles beherrschenden Thema Handelsstreit ablenken werden, ist allerdings nicht zu erwarten. Das war schon den Auftragseingängen am Mittwoch nicht gelungen, die weniger stark als befürchtet zurückgegangen waren.

Erst nach Börsenschluss wird der zweite Teil des Bankenstresstests veröffentlicht. Der Sportartikelhersteller Nike wird ebenfalls nach der Schlussglocke über den Verlauf seines vierten Geschäftsquartals berichten.

Neue Prüfung der Sprint-Übernahme lässt T-Mobile kalt

Daneben könnte die geplante Übernahme von Sprint durch T-Mobile US Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Laut informierten Personen untersucht die New Yorker Staatsanwaltschaft, welchen Einfluss die Transaktion auf den Markt für mobile Prepaid-Angebote hat. Für viele New Yorker, besonders aus den unteren Einkommensschichten, seien mobile Geräte unerlässlich und oft die einzige Möglichkeit, das Internet zu nutzen, so eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft. T-Mobile gewinnen im vorbörslichen Handel 0,7 Prozent. Sie profitieren von einem positiven Kommentar der Wells-Fargo-Analysten, die T-Mobile auf Outperform von Market Perform hochgestuft haben.

Die Aktie von Dow-Neumitglied Walgreens Boots Alliance zeigt sich kaum verändert, nachdem die Drogeriekette überraschend gute Zahlen zum dritten Geschäftsquartal vorgelegt hat. Walgreens hat daneben den Ausblick erhöht und einen Aktienrückkauf angekündigt. Für die verhaltene Kursreaktion gibt es damit auf den ersten Blick keinen Grund. Allerdings zeigen Statistiken, dass Dow-Aufsteiger in den Monaten danach zunächst einmal schwächer performen, während Absteiger gut laufen.

Ölpreise pausieren nach Rally

Am Ölmarkt kommt es nach dem jüngsten kräftigen Anstieg zu einer Konsolidierung. Das Barrel US-Leichtöl der Sorte WTI ermäßigt sich um 0,5 Prozent auf 72,40 Dollar. Brentöl steigt um 0,2 Prozent auf 77,76 Dollar. Die Preise hatten zuvor von deutlich gesunkenen US-Ölvorräten und der harten Haltung der USA in der Frage der iranischen Ölexporte profitiert.

Der Goldpreis zeigt sich trotz der Ungewissheit um den Fortgang des Handelsstreits kaum verändert. Die Feinunze kostet 1.252 Dollar.

Am Anleihemarkt geben die Notierungen geringfügig nach, allerdings hatten sie in den vergangenen Tagen zugelegt. Die Rendite zehnjähriger Titel steigt um 1 Basispunkt auf 2,83 Prozent.

Der Dollar gibt einen Teil seiner jüngsten Gewinne ab. Der Euro steigt im Gegenzug auf 1,1590 Dollar. Im Tagestief hatte er 1,1527 Dollar gekostet.

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June 28, 2018 09:05 ET (13:05 GMT)

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