Alt 17.10.13, 12:57
Standard Dollar leidet unter Bonitätsabstufung der USA
Beitrag gelesen: 297 x 

Selten haben die Börsen eine solche Flut an Nachrichten zu verarbeiten wie aktuell. In den vergangenen 24 Stunden gab es mehrere herausragende Ereignisse. So zeigte das Beige Book auf, dass die US-Wirtschaft nicht rund läuft. In der Nacht haben sich dann Demokraten und Republikaner darauf geeinigt, die Schuldenobergrenze für einen bestimmten Zeitraum anzuheben. Doch damit nicht genug. Am Vormittag kam eine überraschende Nachricht aus China: Die dortige Ratingagentur Dagong hat die Bonität der USA auf "A-" von zuvor "A" gesenkt und sieht darüber hinaus den Ausblick weiter negativ.

An der Börse wird diese Abstufung dahingehend interpretiert, dass das Polit-Theater in den USA viel an Glaubwürdigkeit gekostet habe. Dies bekommt auch der Dollar zu spüren, der mit der Nachricht über die Abstufung deutlich verliert. Der Euro steigt im Gegenzug auf 1,3630 Dollar. In dieser Gemengelage suchen nun offenbar wieder mehr Anleger Zuflucht im vermeintlich sicheren Goldhafen. Der Preis für die Feinunze stieg innerhalb weniger Minuten auf in der Spitze gut 1.320 Dollar, nach 1.280 Dollar zuvor. Inzwischen hat sich der Preis bei 1.308 Dollar eingependelt.

Relativ entspannt reagieren die Anleihemärkte auf die Nachricht. "Dagong ist eine kleine Agentur, und der Einfluss ihrer Einstufung daher begrenzt", sagt ein Händler. Allerdings sei zu beachten, dass China der größte Gläubiger der US-Staatsschulden sei und der Ratingagentur eine gewisse Staatsnähe nachgesagt werde. Die US-Treasurys mit einer Laufzeit von zehn Jahren legen mit der Beilegung der Haushaltskrise zu, die Renditen fallen im Gegenzug um vier Basispunkte auf 2,62 Prozent. Von Panik ist dort also nichts zu sehen.

Indessen vermittelt das am Vorabend veröffentlichte Beige Book keine Euphorie. Der monatliche Bericht der regionalen Notenbanken spricht von "bescheidenem bis moderatem" Wachstum und begründet dies auch mit dem quälenden Haushaltsstreit.

In der Nacht hatten sich die Politiker in Washington auf eine zeitlich begrenzte Anhebung der Schuldenobergrenze geeinigt. Dies hatte sich in den vergangenen Tagen bereits abgezeichnet und war an der Börse so erwartet worden. Die Einigung im Kongress sieht ein Ende der Schließung von US-Behörden bis Mitte Januar vor sowie eine Anhebung der Schuldenobergrenze bis Anfang Februar. Parallel dazu haben sich Republikaner und Demokraten zu Haushaltsverhandlungen verpflichtet, die bis Mitte Dezember abgeschlossen sein müssen.

Der DAX, der trotz des politischen Gezerres in Washington in den vergangenen fünf Sitzungen um mehr als 300 Punkte auf neue Rekordstände gestiegen war, gibt am Donnerstag um 0,7 Prozent auf 8.783 Punkte nach. Der Euro-Stoxx-50 verliert 0,6 Prozent auf 2.996 Zähler. Die noch junge Berichtssaison hat die Investoren bisher nicht davon überzeugen können, nahe der Hochs nochmals an der Börse zu investieren.

In Amsterdam brechen Aktien von KPN um fast 8 Prozent ein auf 2,23 Euro. Das von dem Milliardär Carlos Slim kontrollierte Unternehmen América Móvil will entgegen früherer Absichten nun doch kein Kaufangebot von 2,40 Euro je Aktie für den niederländischen Wettbewerber abgeben. Die Hoffnung auf eine Übernahme von KPN hatte deren Aktienkurs stark nach oben getrieben. Im Sog von KPN geben die Papiere der Deutschen Telekom um 1,9 Prozent nach, die am Vortag aber auch deutlicher gestiegen waren.

Aktien von Carrefour klettern dagegen um 2,0 Prozent nach oben. Der Handelskonzern aus Frankreich hat den Umsatz im dritten Quartal um 2,7 Prozent gesteigert. Beim deutschen Wettbewerber Metro decken sich die am Morgen gemeldeten Umsätze mit den Erwartungen von Analysten. Die Aktie gibt nach starken Kursgewinnen seit Jahresbeginn um 0,7 Prozent nach.

Nestlé-Aktien verteuern sich um 3 Prozent und Aktien von Roche um 0,3 Prozent. Der schweizerische Pharmariese Roche hat die Jahresziele bestätigt und wird die Dividende erhöhen. Nestlé hat von Januar bis September etwas weniger umgesetzt als erwartet. Analysten loben aber das Wachstumsziel von 5 Prozent für das laufende Jahr. Die Experten von Vontobel heben zudem die Beschleunigung des Umsatzwachstums im Vergleich zu den Wettbewerbern Danone und Unilever hervor. Der Branchenindex der Nahrungsmittelaktien ist mit plus 1,7 Prozent bislang klarer Tagessieger. Unilever gewinnen 1,7 Prozent und AB InBev 1,2 Prozent.

Unter Druck steht im DAX die Aktie von E.ON. Sie verliert 3,5 Prozent nach einer Abstufung durch die Bank UBS und ist damit größter Kursverlierer im Leitindex. Für das Papier des Konkurrenten RWE geht es um 0,5 Prozent bergab.

Kontakt zum Autor: thomas.leppert@wsj.com

DJG/thl/raz

Copyright (c) 2013 Dow Jones & Company, Inc.
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Dow Jones die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis)  
 Es ist 13:32 Uhr.
Top 



copyright: imagine Grafik - DTP - Webdesign - [AGB / Datenschutz]