Alt 23.06.17, 16:00
Standard Enttäuschende Wirtschaftsdaten drücken Kurse
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FRANKFURT (Dow Jones)--Europas Börsen bleiben am Freitagnachmittag unter Verkaufsdruck. Für Ernüchterung sorgen schwächere Einkaufsmanagerindizes aus der Eurozone und den USA. Diese bekräftigen den Eindruck, dass das Wirtschaftsmomentum in den USA und in Europa den Höhepunkt überschritten haben dürfte. Die Daten bilden keine positive Indikation für den am Montag zur Veröffentlichung anstehenden ifo-Geschäftsklimaindex. Der DAX liegt 0,7 Prozent auf 12.710 im Minus, für den Euro-Stoxx-50 geht es 0,5 Prozent auf 3.538 nach unten.

Zwar ist in Europa der Index für das verarbeitende Gewerbe etwas besser als erwartet ausgefallen, dafür präsentierte sich der Service-Index überraschend schwach. Auch in den USA verliert die Wirtschaft an Schwung. Der Service-Markit-PMI ist im Juni auf 53 von 53,6 gefallen - erwartet wurde ein Rückgang auf 53,5. Der Index für das verarbeitende Gewerbe gab auf 52,1 von 52,7 nach. Hier lag die Prognose bei 53. "Die Wirtschaft hat das zweite Quartal mit einer etwas schwächeren Note beendet", sagte IHS-Markit-Chefökonom Chris Williamson.

Bank of America-Merrill Lynch (BoA-ML) sieht über die Sommermonate kein Aufwärtspotenzial für Aktien. Die bullishe Stimmung der Anleger, das nachlassende zyklische Momentum, der schwache Ölpreis sowie politische Unsicherheiten mit Blick auf die weitere Geld- und Fiskalpolitik könnten zum Stolperstein werden.

Niedrige Inflation ist nicht nur in Europa ein Problem

Am Devisenmarkt reagiert der Euro volatil auf die Veröffentlichungen. Nachdem die Eurozone-Daten zeitweise belasteten, zieht die Einheitswährung am Nachmittag mit den US-Daten etwas an und notiert bei 1,1190 Dollar. Die schwächlichen Daten auf beiden Seiten des Atlantiks sprechen für einen nachlassenden Inflationsdruck. Das bereitet aber nicht nur der EZB Sorgen, der Rückgang des Preisdrucks ist ein globales Phänomen.

Öl, dessen Schwäche in der ersten Wochenhälfte auf die Stimmung der Investoren geschlagen hatte, erholt sich etwas. WTI und Brent legen leicht zu. Das ändert aber nichts daran, dass Brent weiter im Bärenmarkt notiert. An eine nachhaltige Erholung glauben die Anleger offenbar nicht. Das legt zumindest der andauernde Druck auf den Ölsektor an den Börsen nahe - der Sektor verliert europaweit 0,2 Prozent. Seit Jahresbeginn hat er rund 10 Prozent an Wert verloren.

Commerzbank kündigen Verlust an

Commerzbank drehen ins Minus nach der Ankündigung, im zweiten Quartal wegen der Kosten für den Konzernumbau einen Verlust auszuweisen. Die Bank erwartet, noch im zweiten Quartal 2017 Restrukturierungsrückstellungen in Höhe von voraussichtlich rund 810 Millionen Euro zu bilden gegenüber ursprünglich erwarteten jeweils 550 Millionen Euro für die Jahre 2017 und 2018. Allerdings sollen diesen Rückstellungen keine weiteren mehr folgen.

Nachdem die Aktie auf ein Tagestief von 9,12 Euro gefallen ist, erholt sie sich aber und notiert nunmehr nur noch mit Abgaben von 0,1 Prozent auf 9,29 Euro. Der anfängliche Druck dürfte auf Algotrader zurückzuführen sein, die auf die Verlustankündigung im zweiten Quartal reagiert haben. Allerdings hat die Commerzbank bekräftigt, dass sie für das Gesamtjahr weiter einen Überschuss erwartet. Zudem sollten mit den nun bekannt gegeben Rückstellungen alle Aufwendungen zur Umsetzung des Personalabbaus abgeschlossen sein.

Engie wird Innogy wohl nicht kaufen

Innogy geben kräftiger um 2,4 Prozent nach. An einer Übernahme durch die französische Engie sei nichts dran, teilte das Unternehmen mit. Das belastet auch die Innogy-Mutter RWE, deren Aktie um 3 Prozent fällt. Im Gefolge verlieren Eon 1,4 Prozent. Metro erholen sich dagegen um 2,8 Prozent. Hier lassen die Sorgen nach, dass die Aufspaltung des Unternehmens scheitern könnte. Salzgitter notieren 3,9 Prozent höher, nachdem die Commerzbank nicht mehr zum "Reduzieren" der Aktie rät und stattdessen ein "Halten" empfiehlt.

Stada steht weiter im Fokus. Hier ist die Annahmefrist des Übernahmeangebots in der Nacht ausgelaufen. Völlig offen ist derzeit noch, ob die Mehrheit der Anleger das Angebot angenommen hat. Die Aktien notieren 0,2 Prozent leichter. Erst ab dem Wochenende ist mit einer Klärung zu rechnen.

BASF verlieren 1,4 Prozent, nachdem Berenberg die Beobachtung der Aktie mit einer Verkaufsempfehlung aufgenommen hat. Fuchs Petrolub fallen um 1,6 Prozent. Hier rät die DZ Bank zum "Verkaufen", da die Aktie gegenüber allen Vergleichsunternehmen nun deutlich überbewertet sei. Für Dürr geht es 2,1 Prozent nach unten, nachdem HSBC die Kaufempfehlung zurückgezogen hat.

Deutlich im Plus mit 2,3 Prozent zeigen sich die Aktien des Satelliten-Herstellers OHB. Damit reagiert die Aktie mit einem Tag Verspätung auf den Auftrag im Volumen von 320 Millionen Euro für acht Satelliten, den das Unternehmen auf der Pariser Luftfahrtmesse von der Europäischen Raumfahrtagentur ESA erhalten hat.

In Europa geht daneben ein düsteres Kapitel zu Ende: Die Allied Irish Bank soll wieder zurück an die Börse. Als IPO-Preis wurden 4,40 Euro festgelegt. Die Bank musste vor acht Jahren in der Finanzkrise vom Staat gerettet und komplett übernommen werden. Der Börsengang wird als Beweis für die Normalisierung der Lage gewertet.

Kontakt zum Autor: manuel.priego-thimmel@wsj.com

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June 23, 2017 10:28 ET (14:28 GMT)

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