Alt 22.06.17, 19:11
Standard Öl und Politik hieven Wall Street knapp ins Plus
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NEW YORK (Dow Jones)--Eine Erholung der Ölpreise und die Aussicht auf eine politische Verständigung in Sachen Gesundheitsreform hieven die Wall Street am Donnerstag minimal ins Plus. Doch trotz der Erholung bewegt sich der Ölpreis noch immer auf einem extrem niedrigen Niveau - ein Umstand, der die Aufwärtsbewegung der US-Börsen bremst. Gegen Mittag US-Ostküstenzeit steigt der Dow-Jones-Index um 0,1 Prozent auf 21.432 Punkte, S&P-500 und Nasdaq-Composite legen ebenfalls um je 0,1 Prozent zu.

Etwas Auftrieb erhalten die US-Börsen von einer Gesetzesinitiative der republikanischen Senatsfraktion. Dadurch steigen die Chancen auf das Zustandekommen eines Kompromisses zwischen beiden Parlamentskammern. Der Gesundheitssektor zeigt sich mit einem Aufschlag von 1,2 Prozent relativ fest. Wie schon am Vortag laufen auch Biotechnologiewerte gut, der Pharmasektor stellt mit Aufschlägen von 1,6 Prozent die festeste Branche. Nach Informationen der New York Times hat US-Präsident Trump ein Dekret vorbereitet, das die regulatorischen Vorgaben für die Pharmabranche lockern soll.

Geldpolitik bleibt Thema

Wenig Einfluss zeigen derweil die wöchentlichen Arbeitsmarktdaten. In der Vorwochen haben etwas mehr US-Amerikaner erstmals Anträge auf Arbeitslosenhilfe gestellt. Die Markterwartung war einen Tick niedriger ausgefallen. Die Erstanträge liegen aber seit geraumer Zeit auf einem historisch außergewöhnlich niedrigen Niveau. Mit James Bullard von der Fed-Filiale in St. Louis hat sich am Donnerstag der nächste Vertreter der US-Notenbank zu Wort gemeldet. Er sieht keine Notwendigkeit für weitere Zinserhöhungen, allerdings plädiert er für eine rasche Verkleinerung der aufgeblähten Fed-Bilanz. Bullard besitzt jedoch kein Stimmrecht im Offenmarktausschuss der Fed.

Oracle-Aktie auf Rekordhoch

Die Serie positiver Quartalsausweise setzt sich mit Oracle fort. Der Softwarekonzern und SAP-Konkurrent hat mit seinen Geschäftszahlen die Erwartungen der Analysten klar übertroffen. Die Aktie schnellt um 8,8 Prozent nach oben und markiert bei 51,85 Dollar ein neues Rekordhoch. Die Nachricht von einem bevorstehenden Einstieg der Qatar Airways bei American Airlines schiebt die Aktie der US-Gesellschaft um 1,3 Prozent nach oben. Die arabische Fluggesellschaft will eine Beteiligung von mindestens 10 Prozent übernehmen. Das ist insofern bemerkenswert, als andere arabische Länder Katar die Unterstützung von Terroristen vorwerfen und deshalb die diplomatischen Beziehungen zu dem Emirat abgebrochen haben.

Für die Aktie von Accenture geht es dagegen um 4,7 Prozent nach unten. Hohe Pensionsverpflichtungen haben das Ergebnis des Beratungsunternehmens im dritten Geschäftsquartal überraschend stark geschmälert. Aggressive Kostensenkungen bei Barnes & Noble haben dem Buchhändler zu Viertquartalszahlen verholfen, die klar über den Markterwartungen liegen. Die Aktie steigt um 6,2 Prozent.

Öl verharrt trotz Erholung im Bärenmarkt

Der Ölpreis macht etwas Boden gut, befindet sich aber nach wie vor in einem sogenannten Bärenmarkt, nachdem die Preise in den zurückliegenden sechs Monaten um über 20 Prozent gefallen sind. Das Barrel Rohöl der US-Sorte WTI erholt sich um 1,4 Prozent auf 43,13 Dollar, europäisches Referenzöl der Sorte Brent um 1,6 Prozent auf 45,54 Dollar. Die Einhaltung der Fördersenkungen von Mitgliedern des Erdölkartells Opec und Nicht-Mitgliedern hat nach Angaben des Überwachungsausschusses im Mai mit 106 Prozent das höchste Niveau seit Inkrafttreten erreicht.

Mehr als eine technisch bedingte Gegenbewegung im Ölpreis dürfte aber nicht drin sein. Denn auch wenn die US-Regierung am Vortag eine Abnahme ihrer Rohölvorräte gemeldet hat, steigt die Ölförderung in den USA nach wie vor - zuletzt auf ein 22-Monatshoch. Auch in anderen Ländern, darunter Libyen, wird mehr Öl gefördert. Damit bleiben die Förderkürzungen, auf die sich andere große Ölproduzenten im Mai geeinigt hatten, ohne Wirkung auf den Ölpreis. Rohstoffanalyst Paul Horsnell von Standard Chartered spricht von einem "übermächtig bearishen Sentiment".

Gold setzt die am Vortag eingeleitete Erholungsbewegung fort. Der Preis für eine Feinunze steigt um 0,2 Prozent auf 1.251 Dollar. Das Edelmetall profitiert von der Erwartung, dass die Zinsen in den USA letztlich langsamer steigen werden, als die US-Notenbank derzeit noch signalisiert. Befeuert werden die Spekulationen zusätzlich durch die Bullard-Aussagen. Am Anleihemarkt legen die Kurse zu. Die Zehnjahresrendite sinkt um einen Basispunkt auf 2,15 Prozent. Der Dollar neigt leicht zur Schwäche, bewegt sich aber zum Euro kaum.

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June 22, 2017 12:25 ET (16:25 GMT)

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