Alt 21.06.17, 09:38
Standard Schwächer - MSCI-Entscheid stützt Kurse in Schanghai
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TOKIO/SCHANGHAI (Dow Jones)--Abwärts ist es am Mittwoch an den Aktienmärkten in Ostasien und Australien gegangen. Getrübt wurde die Stimmung von schwächeren US-Vorgaben und dem fortgesetzten Verfall der Ölpreise. Hauptthema war aber die Entscheidung des Indexbetreibers MSCI, ab dem kommenden Jahr chinesische A-Aktien in seine Schwellenländerindizes aufzunehmen. Das half den Aktien in Schanghai, sich dem Abwärtssog zu entziehen. Der Schanghai-Composite schloss nach einer Schlussrally mit einem Plus von 0,5 Prozent auf 3.156 Punkte.

In Tokio ging es nach den Gewinnen der Vortage und dem Erreichen eines 22-Monatshochs um 0,5 Prozent nach unten auf 20.139 Punkte, in Seoul büßte der Kospi ebenfalls ein halbes Prozent ein. Am stärksten gab das Börsenbarometer an der rohstofflastigen Börse in Sydney nach und zwar um 1,6 Prozent. Das war das größte Tagesminus im bisherigen Jahresverlauf, verursacht von stärkeren Kurseinbußen bei Aktien aus dem Bankensektor nach deren jüngster Abstufung durch Moody's und aus dem Rohstoff- und Ölsektor. Die Schwergewichte BHP Billiton und Rio Tinto fielen um 3,7 bzw. 2,9 Prozent zurück. Santos büßten 2 Prozent ein. Auch andernorts standen Aktien aus dem Ölsektor stärker unter Druck. Inpex und Japan Petroleum verbilligten sich um 1,2 bzw 1,9 Prozent.

Im US-Handel gingen die Ölpreise nach einem neuerlichen schwachen Handelstag in den sogenannten Bärenmarktmodus über. Davon wird an der Börse aus technischer Sicht gesprochen, wenn die Preise um 20 Prozent von ihren jüngsten Hochs zurückgekommen sind. Übergeordneter Belastungsfaktor ist unverändert die Sorge vor einem weltweiten Überangebot, unter anderem weil den Förderkürzungen der Opec eine Produktionsausweitung in den USA gegenübersteht. "Das Öl ist der Haupttreiber der regionalen Märkte", sagte Tareck Horchani von Saxo Capital Markets.

Im asiatischen Handel am Mittwoch zeigten sich die Preise wenig verändert, nachdem sie sich schon im US-Späthandel etwas von den Tagestiefs erholt hatten. Das American Petroleum Institute (API) hatte am Dienstagabend laut Kreisen einen Rohöllagerabbau in den USA von 2,7 Millionen Barrel auf Wochensicht gemeldet. Später am Mittwoch wird die US-Regierung ihre separat erhobenen Vorratsdaten veröffentlichen. Brentöl kostete zuletzt 45,93 Dollar, 0,2 Prozent weniger als im US-Geschäft.

MSCI-Entscheidung schon eingepreist

Zur zunächst eher gedämpften Reaktion des Aktienmarkts auf die MSCI-Entscheidung hieß es, die Entscheidung zugunsten der Aufnahme ausgewählter chinesischer Aktien sei am Markt bereits gespielt worden. Zudem dauere es bis zur konkreten Umsetzung noch eine ganze Weile. MSCI will ab Juni kommenden Jahres 222 Werte großer chinesischer Unternehmen in bestimmte Indizes aufnehmen. "Chinas Eingang in die globalen MSCI-Indizes ist ein historischer Meilenstein", kommentierte Hao Hong, Chef des Research bei Bocom International.

An anderer Stelle hieß es, ungeachtet des positiven MSCI-Impulses seien in China in der Heimatwährung gehandelte A-Aktien im globalen Kontext überbewertet. Außerdem herrsche weiter Skepsis, dass für den volatilen chinesischen Markt die international besten Regeln angewendet würden.

Den Aktienmarktexperten der ANZ Bank zufolge könnten bis zu 12 Milliarden Dollar in die betreffenden 222 Aktien fließen, basierend auf der Schätzung, dass ein Fondskapital von 1,6 Billionen Dollar den Schwellenlandindex von MSCI abbildet. "Wir erwarten aber nicht, dass es kurzfristig zu einem plötzlichen Zufluss kommen wird, angesichts der langen Umsetzungszeit bis ins nächste Jahr". Für den Yuan sei das geschätzte Volumen für den Zufluss derweil zu klein, um stärkere Bewegungen auszulösen. So sei allein im Mai Kapital von 27 Milliarden Dollar aus China abgeflossen.

Im Späthandel in Schanghai hätten dann aber doch die langfristig rosigeren Aussichten die Oberhand gewonnen, kommentierten Markteilnehmer die Schlussrally. Die MSCI-Entscheidung für chinesische Aktien dürfte derweil zulasten der Gewichtungen von Aktien aus anderen Schwellenländern wie Korea, Taiwan und Indien gehen. Hier dürften die Verwässerungen am stärksten ausfallen, glaubt Goldman-Sachs-Stratege Kinger Lau. In fünf Jahren könne das Gewicht der chinesischen A-Aktien in den MSCI-Indizes 9 Prozent betragen. Dabei hänge aber einiges davon ab, wie schnell China seinen Finanzmarkt weitere liberalisiere.

Bankenaktien werden verkauft

Auf der Verliererseite hätten bei den Einzelwerten in der Region Aktien aus dem Bankensektor gestanden, berichteten Markteilnehmer. Hintergrund seien jüngste eher taubenhaft ausgefallene Kommentare von Notenbankern aus Großbritannien und den USA. Sie verunsicherten nicht nur mit Blick auf die Wirtschaftsentwicklung, sondern sorgten auch dafür, dass das allgemeine Renditeniveau wieder sinke, was ungünstig für das klassische Kreditgeschäft der Banken sei.

Toshiba erhielten keinen positiven Impuls davon, dass der angeschlagene Technologiekonzern mit einem von der japanischen Regierung geführten Konsortium bevorzugt über den Verkauf der Computerchip-Sparte verhandelt. Der Verkauf könnte rund 18 Milliarden US-Dollar in die Kasse spülen. Allerdings ist unklar, ob der Deal nun schnell genug unter Dach und Fach gebracht werden kann, um Toshiba noch zu retten. Die Aktie verlor 2,2 Prozent.

Nach Berichten über eine bevorstehende Insolvenz stürzten Takata um weitere 24,7 Prozent ab. Takata kämpft seit mehreren Jahren mit den Folgen eines Skandals um explodierende Airbags.

Die Ankündigung eines Aktienrückkaufs und solide Geschäftszahlen stützten den Kurs des Bekleidungsherstellers Giordano. Die in Hongkong notierte Aktie lag im Späthandel 8,3 Prozent im Plus. Esprit erholte sich nach einer sechstägigen Talfahrt um rund 6 Prozent. Die Bekleidungskette hatte angesichts des Kursverfalls mitgeteilt, dass es keine neuen Entwicklungen bei der operativen Geschäftsentwicklung gebe.

Für Orient Overseas ging es um 1,6 Prozent nach oben, für Cosco dagegen um 1,1 Prozent nach unten. Offenbar steht die Container-Reederei Orient Overseas vor einer möglichen Übernahme durch das chinesische Konglomerat Cosco. Die beiden Parteien sollen sich in fortgeschrittenen Verhandlungen befinden. Cosco Shipping ist mit einem Marktanteil von 8,5 Prozent die viertgrößte Container-Reederei der Welt, die Orient Overseas Container Line Co mit Sitz in Hongkong rangiert mit einem Marktanteil von 3,3 Prozent auf Platz Sieben.

In Taiwan hielt der Aufwärtstrend an, dort erreichte der Taiex mit einem Plus von 0,2 Prozent das dritte 27-Jahreshoch in Folge. Der Kurs des Apple-Zulieferes Hon Hai fiel aber nach seinen jüngsten kräftigen Gewinnen ebenso etwas zurück wie der von Taiwan Semiconductor.

Yuan profitiert nur kurz von MSCI-Entscheidung

Am Devisenmarkt reagierte der frei gehandelte Offshore-Yuan zunächst mit Gewinnen zum Dollar, büßte diese dann aber wieder ein. Der Dollar ging zuletzt mit 6,8298 Yuan um. Die Spekulation über eine verstärkte Yuan-Nachfrage von Investoren, um chinesische Aktien zu kaufen, sei verfrüht, sagte Handelsexperte Stephen Innes von Oanda. Der Yen wertete zum Dollar etwas auf, worin sich die zuletzt gedämpften US-Zinserhöhungsspekulationen widerspiegelten.

Aufwärts ging es mit dem Goldpreis. Er machte mit einem Plus von 0,3 Prozent auf 1.245 Dollar aber lediglich die Verluste vom Vortag wieder wett.

Mitarbeit: Steffen Goseheimer

Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

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June 21, 2017 04:01 ET (08:01 GMT)

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