Alt 20.06.17, 09:21
Standard Tokio auf 22-Monatshoch - Spannung vor MSCI-Entscheid
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TOKIO/SCHANGHAI (Dow Jones)--Trotz guter Vorgaben aus den USA und Europa mit neuen Rekordhochs bei einzelnen Indizes, haben sich die Anleger am Dienstag in Ostasien mit Käufen zurückgehalten. An den meisten Plätzen gaben die Indizes leicht nach, in Australien fielen die Kurse etwas stärker zurück. Klar aus dem Rahmen fiel aber die Tokioter Börse. Der Nikkei-Index schloss 0,8 Prozent höher mit 20.230 Punkten. Im Verlauf des Handels hatte er noch stärker zugelegt, dennoch erreichte das Marktbarometer auf Schlusskursbasis den höchsten Stand seit 22 Monaten.

Beobachter führten die gute Stimmung auf Konjunkturzuversicht zurück, gepaart mit einem schwächeren Yen. Außerdem wurde auf konjunkturoptimistische Aussagen aus Kreisen der US-Notenbank verwiesen, namentlich den als geldpolitische Taube geltenden William Dudley, der für weitere graduelle Zinsanhebungen plädiert. Die damit verbundene Erwartung weiter anziehender US-Zinsen stützte den Dollar, schwächte also den Yen weiter, was positiv für den Exportsektor ist. Erst am Montag hatten robuste Exportdaten für Mai dies unterstrichen.

Marktexperte Takashi Hiratsuka von der Resona Bank führte daneben auch solide japanische Unternehmensergebnisse und nachlassende geopolitische Unsicherheiten in Ostasien als Begründung an. Präferiert würden in diesem Umfeld eher Aktien von Unternehmen mit Gewinnsteigerungspotenzial als solche von Unternehmen mit einer stabilen Gewinnentwicklung.

Der Dollar kostete zuletzt 111,58 Yen, im Tageshoch aber auch schon über 111,75. Zur gleichen Vortageszeit war er noch für rund 111 Yen zu haben gewesen.

Technologieaktien folgen Erholung an der Wall Street

Insbesondere aus dem zuletzt stärker gebeutelten Technologiesektor in den USA kamen positive Impulse. Dort sind die Sorgen vor einer Überbewertung und einer zu platzen drohenden Spekulationsblase zuletzt wieder gewichen, so dass der technologielastige Nasdaq-Index besonders kräftig zulegte. Darauf waren auch in Asien Technologieaktien gesucht. In Taiwan zog der Kurs des Apple-Zulieferes Hon Hai um weitere 4,6 Prozent auf ein erneutes Rekordhoch an. Für Taiwan Semiconductor ging es um 1,6 Prozent nach oben, der Börsenindex Taiex stieg um 0,7 Prozent und übertraf damit das 27-Jahreshoch vom Vortag. In Seoul verteuerte sich der Kurse des großen Apple-Konkurrenten Samsung um 3,4 Prozent.

In Seoul und an den chinesischen Börsen tat sich insgesamt wenig nach den Gewinnen des Vortages. In Schanghai und Hongkong machte sich abwartende Spannung breit vor der Entscheidung des Indexbetreibers MSCI über die Aufnahme chinesischer A-Aktien in seine Schwellenländerindizes. Am Montag hatten Hoffnungen auf eine positive Entscheidung und eine neuerliche Liquiditätsspritze der Notenbanker für das Bankensystem die Kurse noch angetrieben.

Sollte MSCI nach drei negativen Entscheidungen zuvor diesmal den Daumen heben, dann könnte unter anderem von Fonds, die die MSCI-Indizes abbilden, verstärkte Nachfrage nach chinesischen Aktien kommen. Einige Marktteilnehmer betonten aber, kurzfristig dürfte der Effekt eher gering ausfallen. Laut dem Indexbetreiber könnten 169 chinesische Einzelwerte von der Entscheidung betroffen sein, entsprechend 0,5 Prozent der börsennotierten Aktien in China. Die Entscheidung wird nach Handelsende am Dienstag in den USA erwartet.

Verkauft wurden Great Wall Motors, die zuletzt innerhalb von drei Wochen um 50 Prozent zugelegt hatten. Der Kurs lag im späten Hongkonger Handel 1,7 Prozent im Minus, belastet von einer negativen Studie der Analysten von Bernstein. Sie befürchten, dass ungeachtet des am Markt herrschenden Optimismus für das Unternehmen, die Zahlen für das zweite Quartal und der Ausblick für das Gesamtjahr die Erwartungen klar verfehlen werden.

Moody's verhagelt Stimmung in Australien

In Sydney drückten Verluste der schwer gewichteten Banken auf die Stimmung, das Börsenbarometer dort gab um 0,8 Prozent nach. Westpac verloren beispielsweise 1,8 Prozent, NAB 1,1 Prozent. Auslöser der Kursverluste bei den Banken war, dass die Ratingagentur Moody's 12 Banken mit schlechteren Bonitätsnoten versehen hat aus Sorge über sehr hohe Hypothekenkredite bei einem gleichzeitig allmählich wieder steigenden Zinsniveau. Seit einigen Wochen haben die fünf größten Banken des Landes bereits mit dem Gegenwind einer geplanten Sondersteuer zu kämpfen, die am Montag auch vom Parlament beschlossen wurde. Sie soll in den kommenden vier Jahren 6,2 Milliarden Austral-Dollar in die Staatskasse spülen.

Verkauft wurden aber auch Aktien von Öl- und Rohstoffunternehmen angesichts der zuletzt gesunkenen Ölpreise. Santos verloren 2 Prozent.

Am Ölmarkt tat sich nach der jüngsten Verlustserie wenig, Brentöl kostete zuletzt 46,94 Dollar, 0,1 Prozent mehr als im späten US-Geschäft. Ähnlich die Lage beim Gold. Die Feinunze legte zwar um 0,3 Prozent zu auf 1.246 Dollar, verharrte damit aber im Bereich eines Einmonatstiefs. Der festere Dollar und die Aussicht auf weiter steigende US-Zinsen machten das zinslos gehaltene Edelmetall weniger attraktiv, hieß es - vor allem für Käufer aus dem Nichtdollarraum. Die Goldaktie Newcrest Mining verlor vor diesem Hintergrund in Sydney 2,7 Prozent.

Mitarbeit: Steffen Gosenheimer

Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

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June 20, 2017 03:46 ET (07:46 GMT)

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