Alt 19.06.17, 10:35
Standard Freundlich - Nikkei erobert 20.000er Marke zurück
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SCHANGHAI/TOKIO (Dow Jones)--Mit dem Rückenwind guter Vorgaben der US-Börsen hat sich zu Beginn der neuen Börsenwoche in Ostasien eine freundliche Tendenz durchgesetzt. Die auf dem erreichten Rekordniveau widerstandsfähige Wall Street mache die Anleger risikobereiter, hieß es. Tendenziell stimmungshebend wurde auch der erwartet klare Wahlsieg von Emmanuel Macron in Frankreich gewertet. Dass es in London erneut einen Vorfall mit möglicherweise terroristischem Hintergrund gebe, bei dem Passanten von einem Fahrzeug verletzt wurden, habe dem Optimismus der Börsianer dagegen nichts anhaben können.

Der Nikkei-Index in Tokio eroberte die 20.000er Marke zurück, er gewann 0,6 Prozent auf 20.068 Punkte. Angetrieben wurde er von gut ausgefallenen Handelsbilanzdaten, vor allem starken Exporten. Sie machten im Mai gegenüber dem Vorjahresmonat einen Satz um fast 15 Prozent nach oben. Zwar hatten Ökonomen noch mehr erwartet, gleichwohl war es der stärkste Anstieg seit Januar 2015. Dass die Importe noch stärker wuchsen und deswegen ein Handelsbilanzdefizit entstand, sei im Mai nicht ungewöhnlich. Wegen der sogenannten Goldenen Woche in diesem Monat würden die Daten verzerrt, hieß es.

Gleichzeitig erholte sich der Dollar wieder etwas von seinem Rücksetzer am Freitag, der Yen neigte also etwas zur Schwäche. Das verbessert die Wettbewerbsfähigkeit japanischer Exporteure und stützte zusätzlich die Kaufneigung.

Gespanntes Warten auf MSCI-Entscheidung

Am stärksten ging es in Hongkong nach oben und zwar im Späthandel um 1,2 Prozent. In Schanghai legte der Leitindex 0,7 Prozent zu. Händler machten für die gute Stimmung mehrere Faktoren aus. Zum einen seien die Immobilienpreise in China im Mai um 9,7 Prozent erneut kräftig gestiegen, was für eine robuste Branchenentwicklung spreche. Zum anderen habe die chinesische Notenbank dem Bankensystem des Landes nach einer Geldspritze am Freitag zu Wochenbeginn erneut Liquidität zugeführt.

Hinzu sei die Spekulation gekommen, dass der Indexbetreiber MSCI am Dienstag chinesische A-Aktien - in Schanghai und Shenzhen in Renminbi gehandelte Aktien - in seine viel beachteten Aktienindizes aufnehmen könnte. Zuletzt hatte sich MSCI drei Mal dagegen entschieden und dies unter anderem mit Sorgen um die Zugänglichkeit des Binnenmarktes begründet. Sollten chinesische Aktien in die Schwellenländer-Indizes von MSCI Eingang finden, würde bei Fonds, die sich an diesen Indizes orientieren, Eindeckungsbedarf mit Aktien aus China entstehen.

In Sydney schaffte der S&P/ASX 200 ein Plus von 0,4 Prozent, gestützt von Konjunkturoptimismus der australischen Notenbank. Sie glaubt, dass sich das Wachstum beschleunigen wird.

Takata-Aktie stürzt ab

Unter den Einzelwerten standen in Tokio Takata im Blick. Für die Aktie des krisengeschüttelten Airbagherstellers gab es lange Zeit des Handels nur Angebot und praktisch keine Nachfrage, so dass zunächst kein Kurs festgestellt werden konnte. Am Ende des Tages stand dann doch ein Minus von 16,5 Prozent auf dem Kurszettel. Takata steht unmittelbar vor der Einreichung eines Insolvenzantrags. Wie eine mit dem Vorgang vertraute Person erklärte, sollen mit dem Schritt die immer weiter zunehmenden Verpflichtungen durch fehlerhafte Airbags eingedämmt werden.

Technologieaktien gehörten derweil in der gesamten Region zu den Gewinnern. Hier sprachen Markteilnehmer von einer Gegenbewegung, nachdem die Branche zuletzt - ausgehend von den USA - weltweit unter Druck geraten war aus Sorge wegen einer möglichen starken Überbewertung. In Seoul zog beispielsweise die Samsung-Aktie um 1,9 Prozent an. In Taiwan ging es mit dem Kurs des iPhone-Zulieferers Hon Hai um über 4 Prozent aufwärts auf ein neues Rekordhoch.

Für Nomura Real Estate ging es um 13,8 Prozent abwärts, für Japan Post um 0,9 Prozent, nachdem beide Unternehmen Gespräche über einen Verkauf von Nomura Real Estate an Japan Post abgebrochen haben. Für die japanische Post sei ein solcher Deal schwierig, nachdem das Unternehmen mit seiner bislang größten Übernahme hohe Verluste eingefahren hatte, hieß es.

Ya-Man kräftig hoch - Man Wah abwärts

Einen Kurssprung von 9,8 Prozent zeigten Ya-Man. Bereits in der Vorwoche hatte die Aktie mit kräftigen Gewinnen auf die Ankündigung eines Aktiensplits reagiert. Nun kam eine Kaufempfehlung von Daiwa hinzu. Das Unternehmen, das Kosmetikprodukte herstellt, werde immer stärker auch außerhalb Japans als Marktführer wahrgenommen, so die Analysten.

Gegen den positiven Tagestrend in Hongkong verloren Man Wah rund 3 Prozent. Die Aktie des Möbelherstellers war Anfang des Monats zur Zielscheibe des Leerverkäufers Muddy Waters geworden und hatte sich am Freitag um über 8 Prozent erholt. Man Wah hatte die erhobenen Vorwürfe mehrfach zurückgewiesen und zudem am Freitag mitgeteilt, weitere eigene Aktien zurückgekauft zu haben.

Die Aktie des Börsenbetreibers Hong Kong Exchange legte um 2,8 Prozent zu. Für Fantasie sorgten hier Überlegungen über neue Aktienplatzierungsmöglichkeiten in Hongkong.

In Sydney gerieten Aktien aus dem Einzelhandelssektor unter Druck, nachdem bereits in den USA und auch in Europa am Freitag die Branchentitel negativ darauf reagierten, dass Amazon mit der Übernahme von Whole Foods in das Supermarktgeschäft expandieren will. Woolworths gaben um 3,5 Prozent nach, Metcash um 2,3 und Myer um 2,2 Prozent.

Mitarbeit: Steffen Gosenheimer

Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

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