Alt 08.06.17, 09:57
Standard "Ruhe vor dem Sturm" - Fester Yen drückt Tokio ins Minus
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TOKIO/SCHANGHAI (Dow Jones)--Kaum verändert haben die Kurse an den Aktienmärkten in Ostasien am Donnerstag den Handel beendet. In Tokio rutschte der Nikkei-225 jedoch mit einem steigenden Yen im späten Handel deutlicher ins Minus. Händler sprachen von Zurückhaltung unmittelbar vor der Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) und der Wahl in Großbritannien.

"Es dominierte die Vorsicht", so Marktstratege Chris Weston von IG Markets. Er bezweifelte allerdings, dass die EZB und die Wahl in Großbritannien größeren Einfluss auf die Märkte haben werden. Vielmehr richtet der Experte bereits den Blick auf die Sitzung der US-Notenbank in der kommenden Woche. Hier wird mehrheitlich mit einer weiteren Zinserhöhung gerechnet.

Im Blickpunkt stand auch die Anhörung des ehemaligen FBI-Chefs James Comey. Am Vortag war bereits der vorbereitete Text Comeys für seine Anhörung vor einem Senatsausschuss publiziert worden. Darin macht er deutlich, dass US-Präsident Donald Trump ihn von Ermittlungen gegen den zurückgetretenen Nationalen Sicherheitsberater Michael Flynn abhalten wollte.

Der Nikkei-225 in Tokio drehte kurz vor Handelsende mit einem anziehenden Yen ins Minus und verlor 0,4 Prozent auf 19.909 Punkte. Stephen Innes, Chefdevisenhändler für Asien bei Oanda, verwies auf einen Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg, wonach die japanische Notenbank (BoJ) ihre Kommunikation feinjustieren wolle, um zu bestätigen, dass sie sich gedanklich mit Szenarien eines zukünftigen Ausstiegs aus der expansiven Geldpolitik beschäftigt.

Auch wenn es keinen Zeitplan (und keine Bestätigung) dafür gebe, seien die davon ausgehenden Signale bereits genug, um den Yen nach oben zu treiben, so der Experte. Die japanische Währung zog mit dem Bericht kräftig an, der Dollar fiel von 110 vorübergehend auf 109,40 Yen zurück. Schließlich lag er bei 109,70 Yen. Auch die Renditen am japanischen Anleihemarkt legten kräftig zu.

Gute Daten aus China bewegen Schanghai nicht

Der Schanghai-Composite kletterte um 0,3 Prozent auf 3.151 Punkte und setzte damit die jüngste Aufwärtsbewegung fort, wenn auch mit gebremstem Tempo. Unerwartet gute Konjunkturdaten sorgten dagegen für keine Impulse. Der Außenhandel Chinas hat im Mai stärker zugenommen als erwartet. Und auch die Binnennachfrage stieg kräftiger als prognostiziert. Einige Akteure äußerten aber Zweifel an der Nachhaltigkeit der Entwicklung. Zumindest bei den Metallpreisen zeige sich aber eine positive Reaktion auf die Daten, hieß es.

Auch in Tokio blieben Konjunkturdaten ohne Auswirkungen auf den Handel. Die schwächer als erwarteten Wachstumsdaten für das erste Quartal belasteten nicht. Die Regierung nannte als BIP-Wachstum für die ersten drei Monate annualisiert 1 Prozent statt vorläufig 2,2 Prozent. Volkswirte hatten dagegen mit einer Aufwärtsrevision auf 2,6 Prozent gerechnet. Es bestehe die Hoffnung, dass die Daten für das laufende Quartal deutlich besser ausfallen werden, begründete ein Teilnehmer die verhaltene Reaktion.

Leicht nach unten ging es im Verlauf mit den Aktienkursen in Seoul, nachdem Nordkorea erneut einen Raketentest durchgeführt hatte. Der Kospi erholte sich im Anschluss aber wieder und schloss mit einem Plus von 0,2 Prozent. Das Land habe an seiner Ostküste mehrere "nicht identifizierte Geschosse abgefeuert", so das Verteidigungsministerium in Seoul. In Sydney beendete der S&P/ASX 200 eine dreitägige Verluststrecke und legte um 0,2 Prozent zu.

Ölwerte nach jüngstem Preisrutsch unter Druck

Nach dem Ölpreiseinbruch am Vortag zeigten sich die Ölwerte mit Abgaben. Ein überraschender Anstieg der US-Lagerdaten hatte den Preisverfall ausgelöst. Analysten hatten stattdessen einen Rückgang erwartet, und auch bei den bereits am Vortag veröffentlichten Daten des privaten American Petroleum Institute war eine kräftige Abnahme registriert worden.

Jedoch können die Ölpreise einen kleinen Teil ihrer Vortagesverluste wieder aufholen. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte WTI legte um 0,6 Prozent auf 46,01 Dollar zu, nach einem Einbruch um gut 5 Prozent am Mittwoch. Für Brent ging es um 0,6 Prozent auf 48,36 Dollar nach oben, nach einem Fall um knapp 4 Prozent im Vortagesgeschäft.

Mit den Entwicklungen im Nahen Osten und dem weiter schwelenden Nordkorea-Konflikt dürften die Ölpreise aber unter Druck bleiben, so ein Teilnehmer. In Sydney fielen die Aktien von Oil Search um 0,9 Prozent zurück und von Woodside Petroleum um 1,6 Prozent.

Aktie von Cathay Pacific im Steigflug

Kräftig aufwärts ging es für die Papiere der Fluggesellschaft Cathay Pacific, die sich um 7,2 Prozent auf 12,66 Hongkong-Dollar und damit ein Zehnmonatshoch verbesserten. Erstmals seit langem empfiehlt ein Analysehaus die Aktie wieder zum Kauf. Jefferies nimmt die Titel auf "Buy" von "Underperform" nach oben und erhöht das Kursziel um 51 Prozent auf 13,90 Hongkong-Dollar. Der Rückgang bei den Passagierzahlen verlangsame sich, und der Frachtbereich verzeichne eine starke Nachfrage.

Die Toshiba-Aktie kletterte um 5,5 Prozent. Laut einem Medienbericht hat der angeschlagene Konzern in einem Brief an Western Digital nochmals seine Rechte an einer Chipfabrik in Japan bekräftigt. Diese ist Teil des geplanten Verkaufs der Chip-Sparte, der für den Konzern von existenzieller Bedeutung ist.

Der Goldpreis holte gegen Ende des asiatischen Handels zwischenzeitliche Verluste wieder auf. Er bleibt damit in Reichweite des jüngst markierten Jahreshochs bei 1.296 Dollar, so ein Teilnehmer. Der Preis für die Feinunze lag unverändert bei 1.287 Dollar.

Im Währungspaar Euro/Dollar beruhigte sich die Lage nach dem volatilen Verlauf am Vortag wieder. Der Euro pendelte um die Marke von 1,1250 Dollar. Hier dürfte vor allem die EZB den entscheidenden Impuls liefern. Im Vorfeld von deren Ratssitzung kursierten verschiedene Szenarien.

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June 08, 2017 04:16 ET (08:16 GMT)

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