Alt 23.05.14, 12:38
Standard Schwacher ifo-Index stützt DAX und belastet Euro
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Paradox ist auf den ersten Blick die Reaktion am Aktienmarkt auf einen etwas enttäuschenden ifo-Index: Die Kurse steigen. Obwohl die wichtigste europäische Konjunkturumfrage im Mai stärker zurückgegangen ist als erwartet, steigt der DAX am Freitag leicht um 0,2 Prozent auf 9.743 Punkte und somit auf den höchsten Stand seit sechs Börsentagen. "Trotz der leichten Enttäuschung sehen wir keinen Grund für generelle Wachstumssorgen", sagt Ralf Umlauf von der Helaba. Der Euro-Stoxx-50 rückt um 0,1 Prozent auf 3.190 Punkte vor.

Der ifo-Geschäftsklimaindex, für den regelmäßig rund 7.000 Unternehmen befragt werden, ist im Mai auf 110,4 Punkte gefallen von 111,2 im April. Volkswirte hatten dagegen mit einem etwas verhalteneren Rückgang auf 111,0 gerechnet. "Trotzdem bleibt der ifo-Index noch immer über den Hochständen von Ende 2011. Das ist ein Zeichen dafür, dass die deutsche Industrie recht optimistisch bleibt", sagt Annalisa Piazza vom Broker Newedge.

Anders als am Aktienmarkt ist die Reaktion am Devisenmarkt. Der Euro ist zum US-Dollar auf 1,3621 gefallen, das ist der tiefste Stand seit Mitte Februar. Hier wird der ifo-Index also negativ gewertet. Zudem ist der Euro nun erstmals seit September 2013 unter die aus Sicht von Devisenhändlern wichtige Durchschnittslinie der vergangenen 200 Handelstage gefallen.

Im Währungshandel könnte jedoch - ebenso wie im Aktienhandel - der schwache ifo-Index als Signal für umfangreiche geldpolitische Lockerungen durch die Europäische Zentralbank auf der Sitzung am 5. Juni betrachtet werden. Von solchen Maßnahmen, über die an den Finanzmärkten schon seit längerem diskutiert wird, würden Aktien tendenziell profitieren, der Euro würde aber tendenziell geschwächt.

Die Anleihen aus der Eurozone-Peripherie setzen die Erholung fort. Die Rendite auf spanische Benchmarkanleihen, die sich umgekehrt zu den Kursen entwickelt, gibt von 3,053 auf 2,997 Prozent nach. Die Ratingagenturen Standard & Poor's und Fitch haben am Morgen die Ratings von Spanien und Griechenland angehoben. Die griechische Rendite steigt dagegen trotz der Hochstufung durch die Agenturen leicht von 6,488 auf 6,532 Prozent. Bundesanleihen treten auf der Stelle.

Derweil dreht sich am Aktienmarkt der Übernahmepoker um Alstom weiter. General Electric, die Alstom übernehmen will, hat dem Druck Frankreichs nachgegeben und gibt Paris mehr Zeit, einen anderen Käufer oder Partner für Alstom zu finden. Der Board des französischen Unternehmens muss nun bis zum 23. Juni über das Angebot aus den USA entscheiden. Bisher sollte die Offerte bis 2. Juni geprüft werden. Damit haben nun auch Siemens und Paris mehr Zeit, möglicherweise einen gemeinsamen Nenner zu finden. Alstom-Aktien fallen daraufhin um 1,4 Prozent.

Weiter nach oben geht es mit den deutschen Versorger-Aktien. "Vor einer Woche hat dank Goldman Sachs eine Trendwende in ihrer Betrachtung eingesetzt - seitdem geht es hoch", sagt ein Händler. Goldman Sachs habe vor allem ausländische Anleger mit ihrer Argumentation überzeugt und den Kursimpuls mit der Hochstufung auf "Kaufen" für RWE geliefert. Dies sei kurz nach Vorlage der Quartalszahlen als Vertrauensbeweis gewertet worden. RWE steigen um 1,7 Prozent und E.ON um 1,3 Prozent.

Optisch niedriger handeln die Aktien der Deutschen Bank, von Lanxess, Salzgitter und United Internet. Diese Unternehmen schütten Dividenden an ihre Aktionäre aus. Die Kurse handeln um diese Abschläge bereinigt.

Aktien von Linde verlieren nach einer Abstufung durch Goldman Sachs 0,6 Prozent. Nach einer Hochstufung durch die Investmentbank geht es dagegen für die Aktie des Duftmittelherstellers Symrise um knapp 2 Prozent nach oben.

Kontakt zum Autor: benjamin.krieger@wsj.com

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