Nach den scharfen Vortagesverlusten deutet am Freitag wenig auf eine echte Erholung an Wall Street hin. Zwar drehen die Terminkontrakte auf wichtige US-Aktienindex vorbörslich ins Plus, doch mehr als leichte Eröffnungsgewinne am US-Aktienmarkt erwarten Händler nicht. Positiv wird gewertet, dass die neuen Hiobsbotschaften offenbar nicht zu einer Fortsetzung der Vortagestalfahrt führen. Kurz vor Handelseröffnung in New York steigt der Terminkontrakt auf den S&P-500 um 0,6 Prozent, sein Pendant auf den Nasdaq-100 um 0,4 Prozent.

Im Zentrum des Marktinteresses steht der globale Bankensektor. Die Ratingagentur Moody's hat in einem Rundumschlag die Bonität von mehr als einem Dutzend Großbanken verteilt über den gesamten Globus abgestuft. Hier wiegeln Marktteilnehmer jedoch etwas ab und sprechen von einem lang erwarteten Schritt. Die Sprengkraft dieser Schlagzeile relativiere sich daher deutlich, heißt es im Handel. Moody's hatte bereits im Februar eine Überprüfung der Kreditwürdigkeit von 100 Banken angekündigt. Bei einigen Kreditinstituten sorgte die Abstufung sogar für Erleichterung: "Denn es hätte auch schlimmer kommen können", so eine Stimme aus dem Handel.

Gleiches lässt sich auch zu den Ergebnissen der Belastungstests im spanischen Bankensektor sagen. Denn der Stresstest von Oliver Wyman und Roland Berger ist Salbei für die Nerven der Investoren. Die Börse in Madrid reagiert gegen den europäischen Trend positiv auf die Veröffentlichung. Der mit Spannung erwartete Bericht der Wirtschaftsprüfer zum Kapitalbedarf der iberischen Banken ist nicht so pessimistisch wie befürchtet ausgefallen. Die Experten beziffern die Unterkapitalisierung mit höchstens 62 Milliarden Euro - im günstigsten Fall sogar deutlich darunter. "Das ist deutlich weniger als das bis zu 100 Milliarden Euro große Bankenrettungspaket der EU", heißt es von einem Aktienhändler. Allerdings ist auch nicht alles eitel Sonnerschein. So bemöngeln Analysten die niedrige Ansetzung der Kernkapitalquoten, die zum Teil unter den Basel-III-Erforderungen lägen.

Gebremst wird das Sentiment auch von schwachen Daten aus Deutschland, wo der ifo-Schäftsklimaindex zwar die Erwartungen im Großen und Ganzen getroffen hat, einige Unterkomponenten aber für die Zukunft nichts Gutes verheißen. Zudem fiel das Stimmungsbarometer auf ein Zweijahrestief. Immerhin bestätigte sich das extrem schwache Bild des ZEW-Indexes nicht. "Die Konjunkturdaten aus den USA, Europa und China trüben sich ein, die anhaltende Schuldenkrise fordert ihren Tribut. Und die US-Notenbank hält sich mit der Ausweitung ihrer Bilanz zurück", fasst ein Händler das Fehlen überzeugender Kaufargumente zusammen.

Die Notierungen am US-Rentenmarkt signalisieren etwas mehr Zuversicht, denn sie fallen im frühen US-Geschäft. Zehnjährige US-Staatsanleihen rentieren mit 1,64 Prozent. Dazu passt auch die leichte Erholung am Ölmarkt, wobei US-Leichtöl aber weiter deutlich unter 80 Dollar das Fass notiert. Dollar und Goldpreis legen ebenfalls moderat zu.

Mit Blick auf die Einzelwerte sind Bankentitel gefragt. Hier macht sich die Erleichterung über die nicht ganz so schlimm wie befürchtet ausgefallene Abstufung der US-Institute durch Moody's positiv bemerkbar. Morgan Stanley steigen vorbörslich um 3,7 Prozent, Bank of America um 1,4 Prozent, J.P. Morgan um 1,5 Prozent und Citigroup um 1 Prozent..

Ryder System geben dagegen um 9,1 Prozent ab, der Lkw-Vermieter senkte seine Prognosen. Harvest Natural Resources schießen um 97 Prozent in die Höhe, die Energiegesellschaft veräußert Vermögenswerte in Venezuela. Darden Restaurants gewinnen nach Geschäftsausweis durch die Restaurantkette 2,8 Prozent. Associated Estates Realty sinken um 4,2 Prozent, die Immobiliengesellschaft will 5,5 Millionen Aktien ausgeben.

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