Alt 06.08.14, 12:55
Standard Talfahrt der Börsen beschleunigt sich
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An den Börsen in Europa geht es am Mittwoch steil abwärts. Eine Mischung geopolitischer und konjunktureller sorgt für eine Fortsetzung der Ausverkäufe der vergangenen Tage. "Die jüngsten Konjunkturprognosen haben mehrheitlich negativ überrascht", ordnet Christian Jasperneite, Volkswirt bei M.M.Warburg, die aktuelle Entwicklung in Europa ein. So ist der Ifo-Geschäftsklima-Index aus Deutschland bereits drei Mal in Folge gesunken und auch für die Eurozone sieht es nicht besser aus.

Zudem haben sich die Einkaufsmanager-Indizes für einige Länder der Eurozone deutlich eingetrübt und in Italien ist das BIP im zweiten Quartal wider Erwarten nicht gestiegen sondern gesunken. "Die Konjunkturschere zwischen dem Wirtschaftswachstum in den USA und der Eurozone geht auffallend auseinander", ergänzt Jasperneite. Dies ist auch an der Kursentwicklung an den Börsen zu erkennen.

Der DAX rutscht um 1,6 Prozent auf 9.045 Punkte - im Tagestief stand er schon bei 9.036 Punkten und damit dem niedrigsten Stand seit Mitte März. Technische Analysten gehen davon aus, dass der DAX demnächst das Jahrestief bei 8.913 Punkten testen wird. Für den Euro-Stoxx-50 geht es um 1,6 auf 3.021 nach unten. In Mailand bricht der Index nach den schwachen BIP-Daten um 3 Prozent ein, in Portugal um 3,4 Prozent. Gewinner der gestiegenen Risikoaversion sind einmal mehr die Bundesanleihen, sie rentieren im 10-Jahresbereich mit 1,14 Prozent nahe dem Rekordtief.

Geopolitisch treibt die Entwicklung an der Grenze zwischen der Ukraine und Russland den Börsianern die Sorgenfalten auf die Stirn. "Sollte Polen mit der Behauptung, Russland werde seine Präsenz in der Ostukraine ausbauen, recht behalten, dürften Anleger ihre Risiken konsequent zurückfahren", warnt Evan Lucas von IG. Die Krisenwährung Gold kann von der neuen Entwicklung nicht profitieren und notiert mit 1.288 Dollar kaum verändert.

Weitere Stimmungsdämpfer am Aktienmarkt sind zwei geplatzte Milliardenfusionen. Fox hat den Übernahmeversuch von Time Warner abgesagt, Sprint lässt seine Kaufabsicht von T-Mobile US fallen wegen geringer Aussichten auf eine Zustimmung der Kartellbehörden. Der Kurs von T-Mobile US fiel nachbörslich in den USA um knapp 9 Prozent zurück, Sprint brachen um fast 16 Prozent ein. Im DAX verliert die Aktie der Deutsche Telekom 2,8 Prozent, womit sie sich von ihren Tagestiefs bereits deutlich erholt hat.

Die Analysten von Bernstein sehen trotz der Sprint-Absage weiter Ausstiegsoptionen für die Deutsche Telekom bei der US-Tochter. Der beste Weg könnte über die im US-Geschäft erfahrene Dish Network führen. Daneben könnte Iliad wieder ein Thema werden, nachdem die Telekom in einer ersten Reaktion das Iliad-Gebot am Dienstag noch als zu niedrig zurückgewiesen hatte.

Weiter schwer unter Abgabedruck stehen die Aktien der Autohersteller angesichts von Kartelluntersuchungen in China. Ihr Subindex weist mit 2,8 Prozent das größte Minus auf. Audi und Chrysler stehen in China wegen wettbewerbswidrigen Verhaltens Strafen ins Haus. Gegen Daimler wird offenbar noch ermittelt. Daimler fallen um 2,7 Prozent und der Kurs der Chrysler-Mutter Fiat stürzt um 8 Prozent ab.

Neben den übergeordneten Themen bewegt eine Flut an Unternehmenszahlen die Kurse. Hohe Prämieneinnahmen, aber einen niedrigen Nettogewinn und eine hohe Schaden-Kosten-Quote macht ein Händler bei Swiss Re aus. Swiss Re geben um 3,1 Prozent nach. Für Hannover Rück geht es um 3,3 Prozent nach unten. Sowohl der Nettogewinn wie auch das operative Ergebnis seien schwächer als erwartet, kritisieren die Analysten von Close Brothers Seydler. Zudem wird auch hier die Schaden-Kosten-Quote kritisch gesehen.

Gegen den Gesamtmarkttrend gewinnen Lanxess 0,9 Prozent. Der DZ Bank zufolge hat das EBITDA von Lanxess im zweiten Quartal am oberen Ende der Prognosen gelegen. Gut kommen auch die Geschäftszahlen von Kuka an. "Obwohl eine leichte Erhöhung der Prognose erwartet worden war, ist das doch noch stärker als erhofft", sagt ein Händler. Kuka steigen um 3 Prozent.

Zu den Zahlen von Freenet heißt es, dass sich die Kundenzahl im zweiten Quartal Kunden positiv entwickelt habe. Freenet gewinnen 4,6 Prozent. Positiv wird auch der Kundenzuwachs bei Sky Deutschland gesehen. Allerdings sei seit dem Übernahmeangebot von BSkyB von 6,75 Euro je Aktie der Kurs der Aktie "an diesem Preis festgenagelt".

Aus den Quartalszahlen der Telecom Italia ragt ein unerwartet niedriger Nettogewinn negativ heraus, wie ein Beobachter. Der Kurs gibt um 3,2 Prozent nach.

Am Devisenmarkt fällt der Euro nach den neuerlich enttäuschenden Konjunkturzahlen aus der Eurozone auf ein neues Jahrestief von 1,3334 Dollar. "Der Greenback profitiert nicht nur von der Aussicht auf eine Normalisierung der US-Geldpolitik, sondern auch von seiner Rolle als ultimativer sicherer Hafen", führt die Commerzbank eine weitere Begründung an.

Kontakt zum Autor: manuel.priego-thimmel@wsj.com

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