Alt 07.07.12, 01:39
Standard Rentenreport KW 27: Zwischen EU-Gipfel und EZB-Ratssitzung
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Es war eine Woche der vielen Fragen. Der Wochenauftakt war noch klar dominiert durch die Beschlüsse des EU-Gipfels von vergangener Woche. Sind die Beschlüsse eine Niederlage für Deutschland? Für Angela Merkel? Ist fortan „die finanzielle Stabilität Deutschlands“ gefährdet? Nachdem jedoch die Ergebnisse des Gipfels verdaut waren, konzentrierten sich die Marktteilnehmer wieder auf das Tagesgeschäft. Würde sich die EZB auf eine erneute Zinssenkung einlassen? Gibt es vielleicht weitere Finanzspritzen?

„Die finanzielle Stabilität Deutschlands ist indes gefährdet“. Ifo-Chef Hans-Werner Sinn hielt auch im Anschluss an den EU-Gipfel von vergangener Woche mit seiner Kritik am Krisenmanagement der Bundesregierung nicht hinter dem Berg. Während insbesondere an den Aktienmärkten die Stimmung fast schon euphorisch war, goss der Ökonom ordentlich Wasser in den Wein. „Es wurde ein Kesseltreiben veranstaltet. Um an unser Geld zu kommen, hat man Deutschland imperiale Gelüste vorgeworfen und uns den Hass der Völker prophezeit“, so Sinn gegenüber dem Handelsblatt. Doch was wurde auf dem EU-Gipfel überhaupt beschlossen über das sich der Ökonom aus München derart echauffiert? Die wichtigsten Maßnahmen in Kürze:
- Wachstumspakt: Insgesamt 120 Milliarden Euro stellen EU und die Europäische Investitionsbank (EIB) dem „Pakt für Wachstum und Beschäftigung“ zur Verfügung. Das Geld soll in „schnell wirkende Wachstumsmaßnahmen“ umgeleitet werden. Allerdings erhält die EIB für die notwendige Kapitalerhöhung in Höhe von 10 Milliarden Euro Zeit bis Ende dieses Jahres. Letztlich zeigt dies jedoch auch, dass die Definition von „schnell“ durchaus dehnbar ist. Denn vor diesem Hintergrund sind in diesem Jahr kaum mehr allfällige Wachstumswirkungen im Zuge des Paktes zu erwarten.

- EFSF und ESM: Strauchelnde Länder sollen künftig flexibler an Gelder aus dem Rettungsfonds gelangen. Neue Sparauflagen müssen hierzu nicht erfüllt werden, allerdings behalten sich die Gremien der EU und EZB vor, die bereits ausgehandelten Auflagen zu bestätigen.

- Seniorität: Dass der ESM im Fall Spaniens auf seinen Status als vorrangiger Gläubiger verzichtet, ist wahrscheinlich der Kernpunkt, der Hans-Werner Sinn die Zornesröte ins Gesicht trieb. Warum? Sobald Spanien in Zahlungsschwierigkeiten geraten würde, so würden zuerst die ausgegebenen Staatsanleihen- gläubiger bedient – viele der Papiere sind in privater Hand von Fonds, Rückversicherern oder auch Banken. Schulden aus dem ESM (der sich aus öffentlichen Geldern speist) würden mit großer Wahrscheinlichkeit nicht mehr oder nur zum Teil bedient werden können.

Der Ifo-Chef und seine Mitstreiter im Kampf gegen den Eurokurs der Bundesregierung erhielten im Laufe der Woche starken Gegenwind aus der Wissenschaft. Der Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft Hüther bezeichnete den verfassten Protestentwurf von Sinn als „unverantwortlich“. Dieser habe „mit ökonomischer Argumentation“ nichts mehr zu tun. Der Wirtschaftsweise Bofinger oder Dennis Snower, Chef des Kieler Instituts für Weltwirtschaft, verurteilten das Vorgehen Sinns aufs Schärfste.

Am Donnerstag folgte mit der EZB-Sitzung der eigentliche Höhepunkt dieser Handelswoche. Wie von vielen Marktteilnehmern im Vorfeld bereits erwartet senkten die Zentralbanker in Frankfurt den Leitzins um 25 Basispunkte auf nur mehr 0,75 Prozent. „Das Wirtschaftswachstum bleibt weiterhin schwach, und die erhöhte Unsicherheit belastet das Vertrauen“, begründete Mario Draghi den „einstimmig“ beschlossenen Zinsentscheid. Interessant ist jedoch die Tatsache, dass die EZB der Einlagenfazilität einen Nullzins auferlegte. Ziel dieser Maßnahme soll sein, dass den Geschäftsbanken der Anreiz genommen wird ihr Geld bei der EZB zu parken. Stattdessen soll diese Liquidität die Privatwirtschaft erreichen.

Bondm-News

Die Windreich AG (A1CRMQ; A1A3V3) verkauft die verbleibenden sieben Windkraftanlagen des Windparks “Hof“ an die Swisspower Renewable AG. In einer Kooperation wird auch zukünftig die Windreich AG den Windpark betreiben. Mit insgesamt acht Anlagen ist dies der größte Windpark Bayerns. Die erste Anlage hat, wie schon vor einigen Wochen berichtet, die Daimler AG übernommen. Nach Rückführung der Projektfinanzierung bringt der Verkauf der Windreich AG einen Liquiditätsüberschuss von rund 14 Mio. Euro.

Wirtschafts- und Umweltministerium einigten sich auf einen verbindlichen Zeitplan für den Anschluss von Offshore-Windparks an das deutsche Stromnetz. Laut Herr Dipl.-Wirt. Ing. (FH) Willi Balz, Vorstand der Windreich AG, sei die Einigung ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Energiewende. „Die geplanten Regelungen zur Haftung der Netzbetreiber schaffen Sicherheit für Betreiber und Investoren“, so Balz weiter.

Der finale Jahresabschluss 2011 der KTG Agrar AG (A1ELQU) bestätigt die vorläufigen Ergebnisse. Der Umsatz stieg für das Geschäftsjahr 2011 auf 77,5 Mio. Das operative Ergebnis (EBIT) beträgt 15,0 Mio. Euro. (2010: 13,4 Mio. Euro)

Die Tochtergesellschaft der KTG Agrar AG, KTG Energie AG, hat am 29. Juni 2012 ihr erfolgreiches Börsendebut gefeiert. Der Produzent für Biogas hat nach der Kapitalerhöhung ein Grundkapital von insgesamt 6.000.000 Aktien und der Freefloat liegt bei 25 Prozent.

Börse Stuttgart TV

Die EZB-Sitzung wurde mit Spannung erwartet und die Hoffnungen der Marktteilnehmer wurden nicht enttäuscht. Fast schon erwartungsgemäß senkt die EZB den Leitzins um weitere 25 Basispunkte auf das historische Tief von 0,75 Prozent. Was bedeutet diese Maßnahme für den Rentenmarkt? Was machen die Anleger daraus? Sabine Traub, Leiterin Primary Markets Group, bei Börse Stuttgart TV.

https://www.boerse-stuttgart.de/de/...v.html?vid=7519

„Das Wirtschaftswachstum bleibt weiterhin schwach, und die erhöhte Unsicherheit belastet das Vertrauen“, begründete Mario Draghi den „einstimmig“ beschlossenen Zinsentscheid der EZB. Mit 0,75 Propzent notiert der Leitzins im Euroraum auf einem historischen Allzeittief. Wie sinnvoll ist es wenn die EZB Fiskalpolitik betreibt? Darf sie das überhaupt? Das Börse Stuttgart Anleihenforum zum Thema.

https://www.boerse-stuttgart.de/de/...v.html?vid=7521

Anlegertrends

Zwei Anleihen der niederländischen Rabobank lagen in der abgelaufenen Handelswoche sehr weit oben in der Gunst der Stuttgarter Anleger. Beide Papiere notieren in norwegischen Kronen (NOK) und verfügen über eine Mindeststückelung von 10.000 NOK. Lediglich der Zinssatz ist bei dem Papier mit Laufzeit bis September 2014 bei und festem Kupon von 4,25 Prozent (A1ALVD) etwas höher als bei der Schuldverschreibung mit Fälligkeit im Januar 2015 und einem festen Kupon von 3,00 Prozent (A1GY6P).

Aktuelle Neueinführungen an der Börse Stuttgart

Die Einführung einer Anleihe der Schäffler Finance sorgte umgehend für gute Stimmung bei den Anlegern in Stuttgart. Mehrere Tage in Folge gehörte die Schuldverschreibung der Finanztochter des Autozulieferers mit einem festen Kupon von 6,75 Prozent zu den Umsatzspitzenreitern im Stuttgarter Rentenhandel (wkn:A1G6WT). Die Laufzeit des Papiers das zu 1.000 Euro nominal erworben werden kann, beträgt fünf Jahre.
Ebenfalls einen guten Start erwischte eine Schuldverschreibung von General Electric mit Fälligkeit im Dezember 2016 (wkn:A1G6K5), Das Papier verspricht einen festen Kupon von 3,5 Prozent und kann zu 10.000 norwegischen Kronen nominal erworben werden.

Quelle: boerse-stuttgart AG
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