Alt 29.05.12, 17:14
Standard Griechenlandhoffnungen kontern US-Daten aus
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NEW YORK (Dow Jones) - Überwiegend schwache Konjunkturdaten werden am Dienstagmittag (Ortszeit) an Wall Street ausgeblendet. Die Kurse ziehen auf breiter Front an. Steigender Optimismus vor der Mitte Juni anstehenden Griechenlandwahl und EZB-Spekulationen in der spanischen Bankenkrise werden am Markt als Begründung für die Aufschläge bemüht. Letztlich tun sich Marktteilnehmer jedoch schwer, die positiven Vorzeichen hinreichend zu erläutern. Weil am Vortag wegen des "Memorial Day" kein Handel stattfand, preist der Aktienmarkt die griechischen Wahlumfragen vom Wochenende ein. Diese sehen mit der Nea Dimokratia eine Partei vorn, die zu den Sparbeschlüssen des Landes steht. Zudem stehen 80 Prozent der Griechen zum Euro. "Niemand kann wirklich sagen, wie es mit Griechenland weitergeht. Und so klammert man sich an Nachrichten wie diese", sagt ein Analyst.

Der Dow-Jones-Index steigt um 0,8 Prozent auf 12.548 Punkte. Der S&P-500 gewinnt 0,7 Prozent auf 1.327 Zähler und der technologielastige Nasdaq Composite zieht um 0,7 Prozent auf 2.856 Stellen an. Stützend wirken die Nachrichten aus China. Hier verdichten sich die Anzeichen, dass Peking die mittlerweile zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt ankurbeln will. Die Ökonomen der Credit Suisse rechnen damit, dass die chinesische Regierung zur Stimulierung umgerechnet 315 Milliarden Dollar in die Hand nehmen wird. Damit wären die Investitionen etwa halb so hoch wie das Konjunkturprogramm aus dem Jahr 2008. Medienberichten zufolge dürfte das Instrument der Abwrackprämie wiederbelebt werden.

Trotz der steigenden Notierungen warnen Händler vor Euphorie. Denn weiterhin lasten die Sorgen über die spanische Bankenkrise auf dem Sentiment. Laut Händlern macht allerdings ein Gerücht die Runde, wonach sich die EZB zur Rekapitalisierung des spanischen Bankensystems äußern wird. "Spanien ist unter allen Sorgen derzeit die Nummer eins. Man muss sich eben an die Volatilität der Märkte gewöhnen", sagt ein Marktstratege von Platinum Partners.

Nachdem sich die spanische Regierung bereit erklärt hat, das in der Krise steckende Kreditinstitut Bankia mit 19 Milliarden Euro zu unterstützen, scheint es nur noch eine Frage der Zeit, wann auch andere Banken des Landes ohne staatliche Hilfe nicht mehr auskommen werden. Die Milliarden für Bankia übertreffen zudem die schlimmsten Befürchtungen. Viele Akteure an den Finanzmärkten rechnen mit einer baldigen Inanspruchnahme von Hilfen durch die EZB und/oder des europäischen Rettungsschirms EFSF, heißt es weiter. Immerhin sieht sich die spanische Regierung beim Defizitabbau trotz der negativen Schlagzeilen auf der richtigen Spur.

Wenig Kaufargumente liefern indes die Konjunkturdaten. Daten zum produzierenden Gewerbe aus dem US-Notenbankbezirk Dallas deuten auf eine pessimistische Stimmung hinsichtlich der wirtschaftlichen Aktivität im Mai hin. Immerhin verharrte der Index im Expansionsbereich. Aktuelle Daten deuten zudem auf eine schwindende Kauflust der US-Verbraucher. Der Index des Forschungsinstituts Conference Board zum Konsumentenvertrauen fiel im Mai den dritten Monat in Folge und verfehlte darüber hinaus der Markterwartungen. Der Case-Shiller-Hauspreisindex für 20 Städte sank im März in etwa im prognostizierten Rahmen.

Die Unsicherheiten über die Entwicklung in Griechenland und Spanien, vor allem aber das schwache Verbrauchervertrauen beflügeln den vermeintlich "sicheren Hafen" der US-Staatsanleihen. Die Rendite zehnjähriger Papiere notiert aktuell bei 1,72 Prozent. Die Ölpreise drehen ins Plus, nachdem diese in der vergangenen Woche auf den tiefsten Stand seit sieben Monaten gefallen waren. Der führende Juli-Kontrakt der Sorte WTI steigt aktuell auf 92,09 Dollar. Der Euro steht mit den Sorgenkindern Griechenland und Spanien weiter unter Druck und fällt unter die Marke von 1,25 Dollar.

Alle Branchen am Aktienmarkt notieren im Plus, die Nachrichtenlage ist aber unternehmensseitig dünn. Bank of America-Merrill Lynch hat die Gewinnschätzungen für Citigroup, Morgan Stanley, Goldman Sachs und J.P. Morgan (JPM) gesenkt und verweist zur Begründung auf die recht schwachen Ergebnisse im Bereich Investment-Banking. Allerdings lässt die Einschätzung der Analysten Anleger kalt. JPM steigen um 0,2 Prozent auf 33,57 Dollar, Morgan Stanley um 2,5 Prozent auf 13,58 Dollar und Citigroup um 1,9 Prozent auf 26,96 Dollar.

Chesapeake Energy ziehen um 6,3 Prozent auf 16,81 Dollar an. Am vergangenen Freitag nach der Schlussglocke hatte ein Investmentfonds ein Paket am Öl- und Erdgasproduzenten erworben. Der von Investor Carl Icahn betriebene Fonds hat 7,56 Prozent an dem angeschlagenen Unternehmen übernommen. Laut Icahn hat Chesapeake einige der "besten Öl- und Gas-Anlagen der Welt".

Vertex Pharmaceuticals brechen um 15,7 Prozent auf 54,66 Dollar ein. Die Pharmagesellschaft revidierte zuvor gemachte positive Studienergebnisse zu einem Hoffnungsträger. LeCroy schnellen um 55,3 Prozent in die Höhe, der Hersteller elektronischer Testgeräte wird von Teledyne Technologies übernommen. Die Transaktion hat einen Umfang von 291 Millionen Dollar.

Bei Facebook setzt sich die negative Kursentwicklung fort, die Aktie verliert 5,7 Prozent auf 30,10 Dollar. Der Ausgabepreis des in der vorletzten Woche an die Börse gegangenen Unternehmens lag bei 38 Dollar.

DJG/DJN/flf

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