Alt 18.05.12, 23:55
Standard Facebook-Optimismus schnell verblasst
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NEW YORK (Dow Jones) - Kursfeuerwerk Fehlanzeige: Von der Begeisterung vieler US-Börsianer im Vorfeld des Facebook-IPO war nach dem Börsengang des Sozialen Netzwerks am Freitag nur noch wenig übrig. Statt der erwarteten Börsenrakete präsentierte sich das Facebook-Papier als echter Rohrkrepierer, der nach einem kurzen Höhenflug von rund 10 Prozent nur knapp über dem Ausgabekurs von 38 Dollar aus dem Handel ging. Einige Marktteilnehmer hatten hingegen mit Kurssteigerungen von mehr als 50 Prozent gerechnet. Schneller als gedacht übernahmen daher wieder die Sorgen um die Eurozone die Oberhand und ließen die Aktienkurse fallen.

Der Dow-Jones-Index sank um 0,6 Prozent auf 12.369 Punkte, während der S&P-500 0,7 Prozent leichter bei 1.295 Punkten aus dem Handel ging. Der Nasdaq Composite verlor 1,2 Prozent auf 2.779 Punkte. Der Umsatz lag bei 1,16 (Donnerstag: 0,95) Milliarden Aktien. Dabei standen den 761 (425) Kursgewinnern 2.307 (2.669) -verlierer gegenüber, 78 (67) Titel schlossen unverändert. Zum Wochenausklang standen keine wichtigen US-Konjunkturdaten auf der Agenda.

Von Seiten der Eurozone kamen weiter überwiegend schlechte Nachrichten: Nachdem Fitch am Vorabend die Bonität Griechenlands von "B-" auf "CCC" nach unten genommen hatte, legte die Ratingagentur am späten Nachmittag deutscher Zeit noch einmal nach und senkte die Kreditwürdigkeit von fünf griechischen Banken. Vor allem das Wahlergebnis vom 6. Mai gebe Anlass zur Sorge, hieß es zur Begründung. Daneben hatte Moody's am Vorabend nachbörslich die Kreditwürdigkeit von gleich 16 spanischen Banken gesenkt.

Europa fehlt die generelle Strategie

Die Crux sei das anhaltende Fehlen einer generellen Strategie zur Bekämpfung der Krise, so ein Analyst. Als Silberstreifen werteten Marktteilnehmer, dass einer Umfrage zufolge erstmals seit dem jüngsten Urnengang in Griechenland nun wieder die konservative Nea Dimokratia in der Wählergunst vor der linksradikalen Syriza-Partei liegt. Das sei eine gute Nachricht, weil sie signalisiere, dass die Griechen zunehmend verstehen, dass die nächste Wahl im Juni auch eine Entscheidung über die Zusammenarbeit mit den Geberländern sei.

Der Euro erholte sich und stieg wieder deutlich über die Marke von 1,27 Dollar. Im Handel wurde von Eindeckungen von Leerpositionen im Vorfeld des G-8-Gipfels am Wochenende gesprochen. Auch eine Intervention der brasilianischen Notenbank zur Stützung des Real gegen den Dollar habe dem Euro geholfen. Im frühen europäischen Handel hatte die Gemeinschaftswährung bei 1,2642 Dollar noch den tiefsten Stand seit vier Monaten markiert. Die US-Anleihen gaben mit dem fallenden Dollar leicht nach. Die Rendite der zehnjährigen Papiere notierte im späten Geschäft bei 1,71 Prozent. Am Vortag war die Rendite noch auf ein Jahrestief bei 1,70 Prozent gefallen.

Der Ölpreis gab den sechsten Tag infolge nach und markierte damit auch den sechsten Tag infolge ein neues Jahrestief. Seit dem Hoch am ersten März hat sich der WTI-Preis um mehr als 17 Prozent verbilligt. Zum Settlement kostete ein Barrel der US-Sorte 91,48 Dollar, das waren rund 1,1 Prozent weniger als am Vortag. Händler verwiesen zur Begründung vor allem auf Nachfragesorgen wegen der schwelenden Schuldenkrise in Europa.

Facebook-Plus fällt kleiner aus als gedacht

Die Facebook-Aktie konnte bei ihrem Börsendebüt die anfänglichen Gewinne nicht verteidigen und fiel wieder in die Nähe des Ausgabepreises von 38 Dollar zurück. Den ersten Kurs setzte die Nasdaq mit 42,05 Dollar fest, gleich darauf zuckte die Aktie auf 42,99 Dollar hoch. Das war ein Aufschlag von 4,99 Dollar oder 13 Prozent gegenüber dem Ausgabekurs. Am Ende des Tages blieb aber nur noch ein mageres Plus von nicht einmal 1 Prozent auf 38,23 Dollar.

"Der Anstieg der Facebook-Aktie zum Börsendebüt war nicht so deutlich wie von vielen Teilnehmern erwartet", sagte ein Händler. Einige hätten schon mit einem Kurs von 70 Dollar gerechnet. Laut einem Analysten seien viele Investoren skeptisch eingestellt gegenüber der Aktie, vor allem seit den jüngsten negativen Aussagen einiger Unternehmen zur Werbeeffektivität der Social-Network-Seite.

Einen Rekord markierte Facebook aber dennoch: Das gehandelte Volumen von rund 566 Millionen Aktien am Tag des IPO war so hoch wie bei keinem anderen Börsengang zuvor. Bisher hielt GM den Rekord mit 458 Millionen Aktien.

Tagesverlierer im Dow waren Hewlett Packard (HP) mit einem Abschlag von 2,7 Prozent auf 21,46 Dollar. Hewlett-Packard (HP) will laut Kreisen mit einem massiven Jobabbau auf die fallenden Umsätze und Gewinne reagieren. Zwischen 25.000 und 30.000 Stellen wolle der weltgrößte Computerkonzern abbauen, sagten mit der Sache vertraute Personen. Das entspricht gut 8 Prozent der weltweiten Belegschaft. Die offizielle Ankündigung sei für Mittwoch zu erwarten. An dem Tag legt H-P Quartalszahlen vor, sagte eine der Personen.

Salesforce.com haussierten, nachdem die Erstquartalszahlen des Technologieunternehmens besser als erwartet ausgefallen sind. Das bereinigte Ergebnis lag bei 0,37 Dollar je Aktie, während Experten mit 0,34 Dollar je Anteilsschein gerechnet hatten. Die Aktie gewann 8,8 Prozent auf 145,58 Dollar.

DJG/DJN/kko

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