Alt 29.12.14, 14:51
Standard Griechenland treibt Börsen ins Minus
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Griechenland hat den europäischen Anlegern am Montag erneut die Stimmung verdorben. Das Scheitern der letzten Runde der griechischen Präsidentenwahl sorgt für Volatilität im Handel. Zwischenzeitlich rutschten die Hauptindizes der Eurozone um über 1 Prozent ins Minus. Aktuell zeigen sich die meisten Kurse wieder leicht erholt. Händler führen dies darauf zurück, dass sich Anleger schon auf diesen negativen Ausgang vorbereitet hatten. Zudem sie die Bereitschaft zu Neuengagements am vorletzten Handelstag des Jahres gering: "Keiner wagt sich an Neues, es wird nur noch das Risiko der eigenen Portfolios überwacht", sagt ein Händler. Der Euro-Stoxx-50 fällt um 1,1 Prozent auf 3.151 Punkte, der DAX notiert 0,8 Prozent tiefer bei 9.845 Punkten.

Die auch im dritten Versuch gescheiterte Wahl von Stavros Dimas zum neuen griechischen Präsidenten hat den DAX im Tief auf 9.775 Punkte gedrückt und gleichzeitig den Bund-Future auf ein neues Rekordhoch von 155,57 Prozent nach oben schnellen lassen. Der Euro zeigt sich davon aber wenig beeindruckt und notiert weiter um 1,22 Dollar. Die Börse in Griechenland notiert 3,3 Prozent im Minus, nachdem sie in der Spitze über 9 Prozent verloren hatte. Aktien griechischer Banken brachen teils bis knapp 20 Prozent ein, haben ihre Verluste aber nun halbiert.

"Das Worst-Case-Szenario zum Jahresende ist Realität geworden", sagt ein Aktienhändler. Marktstratege Stan Shamu vom Broker IG sieht in der Wahl den Schrittmacher für die kommenden Tage: "Die Situation in Griechenland bestimmt vermutlich die Risikoneigung für den Rest der Woche." Als Favorit für die nun anstehende Neuwahl des griechischen Parlaments gilt die reformfeindliche Partei Syriza. Ein Wahlsieg könnte dazu führen, dass sich Griechenland nicht mehr an die Sparauflagen Europas hält, die im Gegenzug für die Hilfsmaßnahmen vereinbart wurden.

Die Angst vor neuen Problemen in der Eurozonen-Peripherie zeigt sich auch in den überdurchschnittlichen Kursverlusten italienischer und spanischer Bankenaktien. BBVA, Santander, UniCredit und Intesa Sanpaolo tendieren sämtlich schwach mit Verlusten zwischen 2 und 4 Prozent. Der Bankensektor stellt mit 1,6 Prozent Minus die schwächste Branche in Europa. Im DAX geht es für Deutsche Bank 1,5 Prozent und Commerzbank 2 Prozent abwärts.

Ansonsten sind die Vorlagen aber gut. Neben neuen Rekordhochs an der Wall Street am Freitag liefert China positive Impulse. Spekulationen über neue Erleichterungen der chinesischen Notenbank (PBoC) für die heimischen Banken haben neue Nahrung erhalten. Bei einer Zusammenkunft hinter verschlossen Türen soll die PBoC bereits am Mittwoch vor Vertretern von Banken und anderen Finanzfirmen angekündigt haben, einige Vorschriften zu lockern.

Auch im Telekom-Sektor geht es mit minus 1,5 Prozent deutlich nach unten. Anleger nehmen hier zum Jahresende Gewinne mit, wie ein Händler mit Blick auf die durchweg schwachen Kurse vermutet. Mit einem Anstieg des Sektors von 15 Prozent seit Jahresbeginn werde dieser nur vom Reise- und Freizeitsektor (18 Prozent) geschlagen. Telecom Italia stellen hier mit 2,8 Prozent Verlust den Hauptverlierer.

Die Spekulationen um weitere chinesische Konjunkturanreize machen Aktien von Rohstoffproduzenten wie Rio Tinto, BHP Billiton und Anglo American zu den Tagesgewinnern. Der Sektor steigt um 1,1 Prozent. Stan Shamu von IG spricht von einem "Rebound in Eisenerz- und Gold-Aktien". Die Frage sei jedoch, wie nachhaltig diese Erholung sei, denn an der konjunkturellen Lage habe sich nichts geändert.

Im DAX geht es für HeidelbergCement um 0,4 Prozent abwärts. Die Aktien halten sich besser als der Markt, denn hier wurde positiv gewertet, dass der Zementhersteller das Geschäft in Nordamerika und Großbritannien für 1,4 Milliarden US-Dollar an den Finanzinvestor Lone Star verkauft hat. Mit dem Erlös kann HeidelbergCement Schulden abbauen.

Im MDAX fallen Airbus um 1,5 Prozent. Der Kursverlust spiegele Vorsicht angesichts der verschwundenen A320-200 von AirAsia, heißt es im Handel. "AirAsia ist ein sehr wichtiger Kunde (von Airbus)", merkt die DZ Bank an. Die asiatische Billig-Fluglinie stehe für 10 Prozent des Orderbestandes von Airbus für den A3230neo und für rund die Hälfte aller festen Orders für den A330neo.

Bei Gerry Weber geht es hingegen 4,6 Prozent nach oben. "Dass der Vorstand Ralf Weber nach der Übernahme von Hallhuber weiter kräftig Aktien kauft, ist sicher ein starkes Signal", sagt ein Händler. Am Heiligabend hatte das Unternehmen mitgeteilt, dass Ralf Weber zum wiederholten Mal Aktien des eigenen Unternehmens gekauft hat.

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