Alt 18.01.22, 23:44
Standard Wall Street geht mit Renditerally in die Knie
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NEW YORK (Dow Jones)--Kräftig gestiegene Renditen und unter den Erwartungen gebliebene Geschäftszahlen von Goldman Sachs haben die Wall Street am Dienstag nach der Feiertagspause deutlich ins Minus gedrückt. Vor allem der starke Anstieg der Renditen auf die höchsten Stände seit zwei Jahren belastete das Sentiment. Darunter litten vor allem die Werte aus dem Technologiesektor. Sie gelten als besonders empfindlich gegenüber steigenden Marktzinsen, weil die Unternehmen ihre üppigen Investitionen mit einem hohen Fremdkapitalanteil stemmen.

So ging es für den technologielastigen Nasdaq-Composite um 2,6 Prozent abwärts. Der Dow-Jones-Index verlor 1,5 Prozent auf 35.369 Punkte und der S&P-500 büßte 1,8 Prozent ein. An der Nyse gab es 546 (Freitag: 1.299) Kursgewinner und 2.897 (2.041) -verlierer. Unverändert schlossen 98 (114) Titel. Für die Aktien von Amazon, Meta Platforms und Tesla ging es um bis zu 4,1 Prozent abwärts - der Halbleitersektor stellte mit einem Abschlag von 4,2 Prozent das Branchenschlusslicht. Der Markt rechnet damit, dass die US-Notenbank zur Bekämpfung der galoppierenden Inflation einen noch aggressiveren Kurs einschlagen könnte. Mittlerweile gelten vier Zinserhöhungen in diesem Jahr als ausgemacht. Eine weitere Verschärfung des geldpolitischen Kurses scheint zudem vorstellbar, zumal die Ölpreisrally auf die höchsten Stände seit sieben Jahren die Inflationssorgen aktuell weiter anheizte.

"Die Märkte suchen noch immer nach einer Zinshöhe bei den anstehenden Zinsanhebungen. Erst im Oktober war der Markt von nur einem Zinsschritt 2022 ausgegangen, nun sind es deren vier. Das reflektiert die Unsicherheit im Markt über den geldpolitischen Pfad der Fed", sagte Investment-Stratege Edward Park von Brooks Macdonald. In den Blick rückte damit die Sitzung der US-Notenbank in der kommenden Woche.

Auch die Konjunkturdaten des Tages enttäuschen. So hatte die Geschäftsaktivität des verarbeitenden Gewerbes im Großraum New York im Januar einen herben Rückschlag erlitten, der zudem heftiger als gedacht ausfiel. Schwache Konjunkturdaten bei steigenden Zinserwartungen werteten Händler als Gift für Aktien.

Goldman Sachs bleibt hinter den Erwartungen

Ebenfalls auf die Stimmung schlug der Geschäftsbericht von Goldman Sachs, der Aktienkurs stürzte um 7 Prozent ab. Deutlich höhere Kosten als im Vorjahr hatten der US-Bank im vierten Quartal einen Gewinnrückgang beschert. Goldman verfehlte mit dem Ergebnis die Erwartungen. Am Freitag hatten sowohl JP Morgan als auch Citigroup einen Gewinnrückgang für das vierte Quartal gemeldet, wenngleich sie die Erwartungen der Analysten übertrafen. Auch sie hatten mit niedrigeren Handelseinnahmen zu kämpfen, wohingegen die Investmentbanking-Sparten höhere Erträge einfuhren. Morgan Stanley und Bank of America werden am Mittwoch ihre Geschäftszahlen vorlegen. Die Aktien von JP Morgan, Citigroup, Morgan Stanley und Bank of America verloren bis zu 4,8 Prozent - trotz stark gestiegener Marktzinsen. Der Bankensektor zählte mit einem Abschlag von 3 Prozent zu den schwächsten Subindizes im S&P-500.

Microsoft steht vor der größten Übernahme der Unternehmensgeschichte und will für 68,7 Milliarden Dollar den Computerspielehersteller Activision Blizzard übernehmen. Für die Microsoft-Aktie ging es im negativen Gesamtmarktumfeld um 2,4 Prozent nach unten. Dagegen schossen die Aktien von Activision Blizzard um 25,9 Prozent nach oben. Exxon Mobil kletterten mit der Ölpreisrally um 1,7 Prozent.

Der Telekomausrüster Ericsson reichte eine Reihe von Patentverletzungsklagen gegen Apple ein, weil das US-Unternehmen die Technologie der Schweden in Produkten wie dem iPhone ohne Lizenz verwendet haben soll. Der Kurs der Apple-Aktie sank um 1,9 Prozent.

Dollar fest - Ölpreise auf Siebenjahreshoch

Der Renditeanstieg trieb Anleger in den Dollar, der Dollar-Index stieg um 0,6 Prozent. Im Gegenzug ermäßigte sich der Euro auf den niedrigsten Stand seit einer Woche. Der Greenback dürfte durch die Erwartung baldiger US-Zinserhöhungen im Vorfeld der Fed-Sitzung in der kommenden Woche unterstützt bleiben, erwartete die ING. Zudem könnte der Dollar vor dem Hintergrund weiterer deutlicher Abgaben an den Aktienmärkten von seinem Status als sicherer Hafen profitieren, so die Devisen-Analysten.

Die Ölpreise kletterten auf den höchsten Stand seit mehr als sieben Jahren. Händler verwiesen auf die geopolitischen Spannungen im Nahen Osten. Huthi-Rebellen hatten einen schweren Drohnenangriff auf eine wichtige Erdöleinrichtung in Abu Dhabi geflogen. Die Vereinigten Arabischen Emirate sind innerhalb des Erdölkartells Opec der drittgrößte Ölförderer. Als Vergeltung flog die von Saudi-Arabien geführte Militärkoalition Luftangriffe auf die jemenitische Hauptstadt Sanaa.

Die Analysten von Goldman Sachs rechnen mit einem Preisanstieg der Sorte Brent bis zum dritten Quartal 2022 auf 100 Dollar. Anschließend dürfte es bis zum Auftaktquartal 2023 sogar bis auf 105 Dollar nach oben gehen. Gestiegene Marktzinsen und der feste Dollar drückten derweil den Goldpreis.

Kontakt zum Autor: florian.faust@wsj.com

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January 18, 2022 16:12 ET (21:12 GMT)

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