Alt 25.11.14, 10:33
Standard Tokio reagiert gelassen auf Zinssenkung in China
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Tendenziell leicht freundlich haben sich die Aktienmärkte am Dienstag in Ostasien gezeigt. In Tokio gewann der Nikkei-Index 0,3 Prozent auf 17.408 Punkte, womit die Reaktion auf die überraschende Zinssenkung vom Freitag in China eher moderat ausfiel. Am Montag war in Tokio wegen eines Feiertags nicht gehandelt worden. Der Tokioter Aktienmarkt hatte allerdings im Vorfeld des Zinsentscheids bereits kräftig zugelegt, nachdem die für 2015 geplante zweite Stufe der Mehrwertsteuer verschoben worden war. Der etwas steigende Yen bremste die Entwicklung in Tokio. Der US-Dollar kostete zum Börsenschluss weniger als 118 Yen, im Tageshoch hatte der Greenback bei 118,58 Yen notiert. Hoffnungen auf eine noch lockerere Geldpolitik in Japan erhielten einen Dämpfer, denn der japanische Notenbankchef Kuroda hat in einer Rede erneut betont, dass er Japan weiter auf dem Weg in Richtung des gewünschten Inflationsziels von 2 Prozent sieht.

Grund für die Aufwertung des Yen war, dass Investoren ihre Positionen nach der jüngsten Schwäche der Währung anpassten. In den USA steht das Erntedankfest Thanksgiving vor der Tür. "Jetzt, da die Feiertage bevorstehen, ist wirklich nicht die Zeit, um große Wetten einzugehen", sagte Daisaku Ueno, Chef-Devisenstratege bei Mitsubishi UFJ Morgan Stanley.

Sehr viel deutlicher aufwärts ging es in Schanghai mit den Aktienkursen aufwärts, wo die Zinssenkung zur Ankurbelung des Wirtschaftswachstums weiter für Kaufstimmung sorgte, während sich der HSI in Hongkong leicht im Minus bewegte. In Hongkong ließen die Behörden der chinesischen Sonderverwaltungszone weitere Barrikaden von Anhängern der Demokratiebewegung abbauen. Doch während die Absperrungen in einer belebten Geschäftsstraße entfernt wurden, setzten die Demonstranten ihre Proteste fort und forderten ein allgemeines Wahlrecht.

Dass die positive Reaktion an den meisten Börsen der Region auf die chinesische Zinssenkung bereits wieder nachließ, begründeten Händler mit Skepsis, ob die Banken in China die niedrigeren Zinsen tatsächlich weitergeben werden in Form günstigerer Kredite.

"Man kann die unerwartete Lockerung auch leicht als Notmaßnahme verstehen angesichts des sich eintrübenden konjunkturellen Ausblicks in China und der dramatisch fallenden Immobilienpreise", fand Fondsmanager Mike Riddell von M&G Investments einen weiteren negativen Aspekt und fügt hinzu: "Wahrscheinlich weiß sie (People's Bank of China) besser als der breite Markt, was in der chinesischen Wirtschaft los ist".

In Singapur ist das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im dritten Quartal nach oben revidiert worden. Das wurde am Markt positiv aufgenommen, bewegte die Börse im Stadtstaat aber kaum. In Australien legte die Krankenkasse Medibank Private einen fulminanten Börsengang hin. Das dürfte der konservativen australischen Regierung Munition für weitere Privatisierungsvorhaben geben, um mit den Erlösen neue Infrastrukturprojekte zu finanzieren. Der größte Börsengang eines Staatskonzerns in Australien seit zwanzig Jahren hatte am Vortag 5,68 Milliarden Australische Dollar in die Staatskasse gespült. Am Dienstag waren die Aktien erstmals gehandelt worden. Der Kurs schloss mit 2,14 Austral-Dollar 7 Prozent über Ausgabepreis von 2,00 für Privatanleger, allerdings knapp unter jenem für institutionelle Investoren, die 2,15 Austral-Dollar berappt hatten. Die erste Notierung hatte bei 2,22 Australischen Dollar gelegen.

In Tokio zählten zu den größten Gewinnern die beiden Baumaschinenhersteller Komatsu und Hitachi Construction Machinery, die stark vom Wirtschaftswachstum abhängen und deren Aktien um 3,6 Prozent bzw. 4,8 Prozent zulegten. Honda gewannen 1,4 Prozent, obwohl der Autobauer einräumte, dass er gegen die Informationspflichten gegenüber US-Behörden verstoßen und mehr als 1.700 Unfälle seiner Fahrzeuge mit Verletzungs- und Todesfolge nicht berichtet hatte. Investoren interessierten sich allerdings mehr für die aktuell günstige Bewertung von Honda, nachdem eine Rückrufserie ihren Tribut beim Aktienkurs gefordert hatte, wie Händler sagten.

Sony gewannen 6,1 Prozent. Der Elektronikkonzern ankündigte an, den Absatz seiner PlayStation4 und des Bildsensorgeschäftes in den kommenden Jahren zu steigern und sein kriselndes TV-Geschäft lieber profitabel zu machen, anstatt Marktanteilen hinterherzujagen.

Aktien von Unternehmen in hochverschuldeten Branchen setzten in Schanghai ihre Gewinn vom Montag fort, denn die Zinssenkung könnte ihre Kreditkosten verringern. Das zeigte sich am Dienstag vor allem im Baustoffsektor, Zijin Mining Group sprangen um 5,6 Prozent und Aluminum Corporation of China legten um 2,7 Prozent zu. Finanzunternehmen hinkten dem Trend allerdings deutlich hinterher.

Aktien zyklischer Verbrauchsgüter und die Technologiebranche holten gegenüber solchen in traditionellen Branchen wie etwa Bergbau auf. Der Autobauer SAIC Motor legte um 2,8 Prozent zu, der IT-Technikkonzern Founder Technology stieg um 1,5 Prozent.

Die Kurse chinesischer Staatsanleihen gingen zurück. Investoren nahmen nach den Zugewinnen vom Montag Gewinne mit. Die Rohölpreise handelten in Asien leichter. Investoren hielten eine Senkung der Produktion in dieser Woche auf dem OPEC-Gipfel aber für wenig wahrscheinlich.

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