Alt 22.01.21, 04:33
Standard Nach neuen Hochs geht Wall Street die Luft aus
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NEW YORK (Dow Jones)--Nach neuen Bestmarken ist der Wall Street am Donnerstag die Luft ausgegangen. Dow-Jones-Index, die Nasdaq-Indizes und auch der marktbreite S&P-500 markierten kurz nach der Eröffnung neue Allzeithochs. Zwar stieg die Wahrscheinlichkeit, dass das vom Markt erhoffte US-Konjunkturpaket die Legislative passieren wird, da mittlerweile auch einige Abgeordnete der Republikaner ihre Zustimmung signalisiert hatten. "Wir wissen, dass ein Deal kommen wird, die Zeichen sind ziemlich klar", sagte Chef-Stratege Luca Paolini von Pictet Asset Management. Doch sei schon sehr vieles eingepreist und der neue US-Präsident Joe Biden müsse nun die hohen Erwartungen erfüllen. Sein angekündigter beherzter Kampf gegen die Corona-Pandemie deute aber daraufhin, dass mehr Restriktionen drohten, die die Wirtschaft zunächst belasteten, so Stimmen aus dem Handel.

Der Dow-Jones-Index drehte 12 Zähler ins Minus auf 31.176 Punkte - der S&P-500 gewann einen Punkt und der Nasdaq-Composite hielt Aufschläge von 0,5 Prozent. An der Nyse gab es insgesamt 1.274 (Mittwoch: 2.006) Kursgewinner und 1.897 (1.145) -verlierer. Unverändert schlossen 66 (95) Titel. Der Markt habe die unmittelbaren Herausforderungen für die Wirtschaft weitgehend ausgeblendet - einschließlich der steigenden Coronavirus-Neuinfektionen und der neuen Beschränkungen. Angesichts dieser kurzfristigen Belastungen sei der Markt vielleicht etwas zu forsch nach oben gelaufen, hieß es. Bereits am Vortag hatten mahnende Stimmen von einem überkauften Markt gesprochen.

US-Daten überzeugen

Durch die Bank positive Konjunkturdaten stützten die Stimmung etwas. So waren die wöchentlichen Erstanträge etwas stärker gesunken als erwartet. Die Aktivität der Industrie im Großraum Philadelphia hatte sich im Januar zudem wesentlich stärker aufgehellt als gedacht. Auch die Neubautätigkeit in den USA hatte sich im Dezember deutlicher ausgeweitet als von Ökonomen vorausgesagt. Das Hauptaugenmerk lag aber auf der Mikroökonomie und damit auf der Berichtsperiode:

Alcoa und United Airlines mit Abgaben

Während Alcoa um 12,4 Prozent einbrachen, stürzten United Airlines um 5,7 Prozent ab. Der Aluminiumverhütter Alcoa hatte zwar im vierten Quartal dank höherer Preise den Verlust verringert und besser abgeschnitten als erwartet, das Unternehmen warnte aber, dass sich die Ertragslage wieder verschlechtern könne, falls sich die Absatzmärkte nicht erholten. United Airlines fuhr im vierten Quartal einen Milliardenverlust ein und rechnete mit einer weiterhin schwachen Nachfrage aufgrund der Corona-Pandemie.

Ford schnellten um 6,2 Prozent in die Höhe. Der Kurs erklomm den höchsten Stand seit Januar 2018. Das Unternehmen hatte zuletzt erhebliche Gelder für die Tochter eingeworben, die sich mit dem autonomen Fahren befasst. Zudem hatte die Deutsche Bank gemutmaßt, Ford könnte bei Vorlage der Quartalszahlen einen positiver als gedacht ausfallenden Ausblick präsentieren. Paccar sprangen um 10,5 Prozent nach oben. Auch der Nutzfahrzeughersteller verstärkte seine Ambitionen im Bereich Autonomes Fahren.

Nach Viertquartalszahlen sanken die Aktie des Ölfelddienstleisters Baker Hughes um 1,5 Prozent - trotz guter Geschäftszahlen. Auf bereinigter Basis verbuchte der Konzern rote Zahlen. Das auf Krebsmedikamente spezialisierte Unternehmen Celsion hatte den Aktienkaufvertrag mit Lincoln Park Capital gekündigt. Dieser hatte im September 2020 vorgesehen, dass Celsion über einen Zeitraum von 36 Monaten Aktien im Wert von bis zu 26 Millionen US-Dollar an LPC verkauft. Sie Titel schossen um 36,5 Prozent nach oben.

Dollar gibt erneut nach

Nach der leichten Erholung des Vortages zeigte der Dollar wieder Schwäche. Der Dollar-Index reduzierte sich um 0,3 Prozent. Viele Analysten gingen davon aus, dass der Greenback den Abwärtstrend fortsetzen werde, durch den er im Jahr 2020 angesichts der ultralockeren US-Geldpolitik und der Hoffnung auf eine globale Erholung nach der Pandemie fast 7 Prozent verloren hatte. Dazu kommt die Aussicht auf ein umfangreiches Konjunkturpaket durch die neue US-Regierung.

Der Euro reagierte zunächst kaum auf die Zinsentscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB). Diese hatte wie erwartet die Leitzinsen bestätigt und wird alle zuletzt verkündeten Maßnahmen fortsetzen. Auch die Pressekonferenz mit EZB-Präsidentin Christine Lagarde zeigte zunächst wenig Einfluss auf den Euro. Im späten Geschäft zog die Gemeinschaftswährung dann aber mit der Dollarschwäche auf 1,2168 Dollar nach einem Tagestief am Morgen bei 1,21 an.

Die Ölpreise zeigten sich wenig bewegt und uneinheitlich. Die Preise würden derzeit von der US-Politik bestimmt. Hier herrsche Unsicherheit, was Biden in Sachen Konjunkturpaket einer- und Klimaschutz andererseits umsetze, hieß es. Der Preis für ein Fass der US-Sorte WTI fiel um 0,3 Prozent auf 53,13 Dollar, europäisches Referenzöl der Sorte Brent verteuerte sich um 2 US-Cent auf 56,10 Dollar. Teilnehmer verwiesen bei US-Leichtöl auf den unerwarteten Anstieg der US-Lagerdaten, die die Daten des privaten American Petroleum Institute (API) offenbart hatten. Nun wird auf die offiziellen Daten am Freitag gewartet. Die Aufgabe der umstrittenen Keystone XL-Pipeline nach Kanada dominiere zwar die Schlagzeilen, "doch hat dies keine Auswirkungen auf die Förderung in Kanada", merkte Analyst Helge Andre Martinsen von DNB Markets an.

Die "sicheren Häfen" Gold und Anleihen waren im aktuellen Umfeld nicht gefragt. Der Preis für die Feinunze stagnierte bei 1.871 und erholte sich damit deutlich von den Tagestiefs. Der schwache Dollar half dabei. Nach dem Zweiwochenhoch des Vortages attestierten Händler aber eine steigende Bereitschaft für Gewinnmitnahmen.

Die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen stieg um 1,7 Basispunkte auf 1,10 Prozent. Das Konjunkturprogramm Bidens belaste die Notierungen. Die Konjunkturaussichten verbesserten sich - aber auch der Schuldenstand dürfte neue Höhen erklimmen, hieß es. Auch die positiven Wirtschaftsdaten drückten auf die Rentenkurse. Bank of America sah die Zehnjahresrendite in diesem Jahr bei 1,5 Prozent.

Kontakt zum Autor: florian.faust@wsj.com

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January 21, 2021 16:19 ET (21:19 GMT)

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