Alt 15.11.12, 21:45
Standard Negative Nachrichten belasten Aktienmarkt nur leicht
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Trotz einer ganzen Reihe von schlechten Nachrichten haben sich die Kurse an der Wall Street recht gut gehalten und nur einen moderaten Abschlag verzeichnet. Die Blicke des Marktes richten sich bereits auf die am Freitag beginnenden Gespräche zum US-Haushalt. Sollte es zu keiner Einigung zwischen Demokraten und Republikanern kommen, dann treten zum 1. Januar automatisch Steuererhöhungen und Budgetkürzungen in Kraft, welche die USA in die Rezession führen könnten. Auch der Kursabschlag der Wal-Mart-Aktie, nach einer schwachen Umsatzentwicklung im dritten Quartal, belastete. Dieser war für rund 70 Prozent des Minus des Dow-Jones-Index verantwortlich.

Die negativen Konjunkturdaten des Tages waren teilweise durch den Hurrikan Sandy verzerrt. So brach der Philadelphia-Fed-Index im November regelrecht ein und auch die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe fielen höher als erwartet aus. Sandy hatte weite Landstriche an der Ostküste verwüstet. Viele Amerikaner sind ohne Job, weil Schulen und Fabriken zerstört sind und auf Baustellen nicht weiter gearbeitet werden kann. "Unglücklicherweise dürften wir noch eine Reihe weiterer durch den Hurrikan Sandy belastete Daten sehen. Und dies wo sich gerade ein positiver Trend gezeigt hatte", so Mike Shea von Direct Access Partners.

Händler stellen sich nun die Frage, inwieweit die monatlichen US-Arbeitsmarktdaten durch den Wirbelsturm Sandy belastet worden sind und somit negative Einmaleffekte darstellen. "Die leichte Verbesserung auf dem Arbeitsmarkt schreitet voran. Es scheint klar zu sein, dass die gestiegenen Erstanträge allein auf das Konto des Wirbelsturms gehen", legte sich Marktstratege Andrew Wilkinson von Miller Tabak & Co fest. Einen Lichtblick gab es aber: Der Gesamtindex, der die Wirtschaftstätigkeit im Großraum New York abbildet, übertraf die Marktprognosen.

Der Dow-Jones-Index verlor 0,2 Prozent auf 12.542 Punkte. Der S&P-500 büßte 0,2 Prozent auf 1.353 Punkte ein. Der Nasdaq-Composite fiel um 0,3 Prozent auf 2.837 Punkte. Dabei wurden 0,78 (Mittwoch: 0,83) Milliarden Aktien gehandelt. Den 999 (314) Kursgewinnern standen 2.086 (2.778) -verlierer gegenüber, 78 (62) Titel schlossen unverändert.

Bei den Einzelwerten stand die Aktie von Wal-Mart im Fokus. Die Konsumzurückhaltung in den USA hat mit dem weltgrößten Einzelhändler ein prominentes Opfer gefunden. Der Konzern vermeldete eine schwache Umsatzentwicklung im dritten Quartal. Die Aktie gab um 3,6 Prozent nach. Zwar schnitt Wal-Mart auf der Ergebnisseite besser als erwartet ab, die Erlöse und der flächenbereinigte Umsatz verfehlten jedoch die Marktprognosen.

Deutlich nach unten ging es auch mit den Titeln von Diamond Foods, die sich um 21,2 Prozent reduzierten. Der Hersteller von Knabberwaren rutschte in der dritten Periode in die Verlustzone. Die Aktie von NetApp verbesserte sich dagegen um 11,3 Prozent, der Datenspeicherer überzeugte mit einem positiven Ausblick und guten Zweitquartalszahlen. Mit einer leichten Erholung von den jüngsten Abgaben zeigten sich im Dow-Jones-Index auch die Bankenwerte. So gewannen die Aktien der Bank of America 1,1 Prozent und die Titel von J.P.Morgan legten um 0,3 Prozent zu.

Am US-Anleihemarkt zogen die Notierungen leicht an. Hier sorgte neben den schwachen US-Konjunkturdaten auch die Eskalation der Lage im Nahen Osten für Käufe. Doch der Handel sei im Vorfeld der US-Budgetgespräche in engen Grenzen verlaufen. Die Rendite zehnjähriger Papiere lag bei 1,58 Prozent. Beim Ölpreis standen die wöchentlichen Lagerdaten aus den USA im Fokus. Diese waren mit einer Zunahme von 1 Millionen Barrel zwar nur halb so hoch ausgefallen wie erwartet, doch die Lagerbestände insgesamt liegen auf dem höchsten Niveau seit drei Jahren. Ein Barrel der Sorte WTI reduzierte sich zum Settlement um 1 Prozent auf 85,45 Dollar. Die Situation im Nahen Osten werde zwar weiterhin vom Markt genau beobachtet, habe aber aktuell zu keinem weiteren Anstieg geführt.

Der Goldpreis gab zum Settlement um 0,9 Prozent auf 1.713,80 Dollar je Feinunze nach. Die Nachfrage für das Edelmetall fiel im dritten Quartal im Vergleich zum gleichen Zeitraum des Vorjahres um 11 Prozent, teilte der World Gold Council mit. "Der Rückgang war deutlicher als erwartet", so Bill O'Neill von Logic Advisors. Sollte sich die Entwicklung im vierten Quartal fortsetzen, könnte dies das Sentiment nachhaltiger belasten.

Der Euro stieg in Richtung 1,28 Dollar. Hier stützte die Hoffnung, dass sich die EU-Finanzminister auf eine Auszahlung der nächsten Hilfstranche für das hochverschuldete Griechenland einigen können. Im Fokus stand aber die Entwicklung des Yen, der zum Dollar deutlich nachgab. Händler verwiesen auf Kommentare des liberaldemokratischen Parteichefs Abe. Dieser hatte angekündigt, im Falle eines Wahlsiegs der LDP im Dezember auf eine Lockerung der Geldpolitik zu drängen. Dabei sei möglicherweise eine unbegrenzte Lockerung notwendig, bis ein Inflationsziel von 2 bis 3 Prozent erreicht werde. Der Yen notierte im späten US-Handel bei 81,19 Dollar, der Euro bei 1,2773 Dollar.

Kontakt zum Autor: thomas.rossmann@dowjones.com

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