Alt 18.12.14, 12:40
Standard Börsen gefällt die Geduld der US-Notenbank
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Die neue Wortwahl der US-Notenbank über ihre zukünftige Geldpolitik ist an den asiatischen Finanzmärkten ebenso gut angekommen wie zuvor bereits an der Wall Street. Die Aussage, bei der Straffung der Geldpolitik "geduldig" zu sein, machte die Anleger an den Börsen wieder risikobereiter. In der Folge legten die Aktien-Indizes zumeist deutlicher zu.

"Die Fed hat so ziemlich genau das gesagt, was die meisten hören wollten: keine Zinserhöhung in den nächsten drei Monaten", betonte Marktstratege Daisuke Uno von Sumitomo Mitsui Banking. Er warnte aber auch, dass sich abseits der Fed nichts geändert habe und stellte damit vor allem auf die Ölpreise ab, deren Verfall zuletzt für starke Unruhe an den Märkten gesorgt hatte. Beim Nikkei werde es nun spannend sein zu sehen, ob der Widerstand bei 17.403 Punkten überwunden werden könne. Dann ergebe sich weiteres Potenzial, hieß es an anderer Stelle.

Der Nikkei-Index gewann 2,3 Prozent auf 17.210 Punkte, in Hongkong ging es gut 1 Prozent nach oben und in Sydney schloss die Börse den zweiten Tag in Folge im Plus, diesmal knapp 1 Prozent höher. Knapp im Minus schloss dagegen der Shanghai-Composite-Index. Er hatte aber an den vergangenen vier Tagen - teilweise gegen den Trend an den Nachbarbörsen - bereits kontinuierlich zugelegt auf neue Vierjahreshochs. Händler sprachen daher von einer Atempause.

Für einen leichten Stimmungsdämpfer sorgten aber auch neue Daten vom schwächelnden chinesischen Immobilienmarkt. Demnach sind die Preise von Wohnungen und Häusern im November in 70 Städten weiter gesunken. Marktexperten befürchten, dass die weithin erwarteten weiteren Konjunkturstimuli der Regierung möglicherweise nicht ausreichen werden, um einen Ausgleich für den schwachen Immobilienmarkt zu schaffen. Unter den Immobilienaktien verloren vor diesem Hintergrund China Vanke 2,6 und Gemdale 3 Prozent.

Allenthalben war an den Aktien- und Devisenmärkten von Erleichterung darüber die Rede, dass es die US-Notenbank mit der für 2015 erwarteten ersten Zinserhöhung seit Jahren nicht eilig zu haben scheint. Zu Wochenbeginn war aus Sorge vor einer schnellen Zinserhöhung eine Flucht der Anleger aus Schwellenländern zu beobachten gewesen, worunter am Devisenmarkt beispielsweise die indische Rupie und die indonesische Rupiah litten. Aber auch viele Börsen waren auf Talfahrt gegangen.

Ein längerer Zeithorizont lasse Aktien im Vergleich zu den niedrigen Renditen der US-Anleihen nun wieder attraktiver erscheinen, auch solche in den riskanteren Schwellenländern, hieß es.

Unterstützung kam auch vom Ölmarkt. Nach den jüngsten ersten Erholungsansätzen setzte sich dort die Stabilisierung fort. Das Fass der Sorte Brent lag zuletzt mit 61,37 Dollar wieder deutlich über der 60er Marke, verglichen mit jüngsten Mehrjahrestiefs um 58,50 Dollar.

Dass der Dollar trotz der Aussagen der US-Notenbank auf breiter Front zulegte und das erhöhte Niveau im asiatischen Handel von beispielsweise 118,45 Yen auch weitgehend hielt, erklärten Beobachter mit Aussagen von Fed-Chefin Yellen. Danach stelle eine Zinserhöhung zukünftig bei jedem Treffen der US-Notenbank eine Option dar. Der Trend steigender US-Zinsen, die den Dollar stützen, sei damit klar vorgezeichnet.

In Tokio schossen Sony um 4,8 Prozent überdurchschnittlich stark nach oben. Damit habe der Markt die Entscheidung der Filmtochter Sony Pictures begrüßt, eine Satire über Nordkorea nicht in die Kinos zu bringen, nachdem das Unternehmen Warnungen erhalten hatte, sollte der Film gezeigt werden. Die Sony-Aktie hatte in den vergangenen beiden Wochen stärker als der breite Markt nachgegeben, nachdem das Unternehmen Opfer von Datenhackern geworden war, die nach Einschätzung von Experten aus Nordkorea kommen dürften. Mit der Entscheidung gehe Sony der Gefahr potenzieller Terrorattacken aus dem Weg, hieß es im Handel. Für das Gesamtergebnis des Konzerns dürfte der Rückzug des Films kaum eine Rolle spielen, so Analysten.

Leicht abwärts ging es mit der Sharp-Aktie. Sie litt unter einer Kurszielsenkung durch Merrill Lynch Japan Securities. Die Analysten begründeten dies mit einem schwächeren Gewinnausblick. Noch stärker unter Druck standen Kansai Electric Power mit Abgaben von über 5 Prozent. Damit quittierte der Markt von dem Unternehmen angekündigte Strompreiserhöhungen, die Berichten zufolge bei etwa 10 Prozent liegen sollen. Zuletzt hatte Kansai im Mai 2013 die Preise kräftig angehoben. Zwei Erhöhungen diesen Ausmaßes in diesem Zeitraum seien zu viel, kritisierte ein Analyst. Tokyo Electric Power legten dagegen um 6,7 Prozent zu, nachdem der Stromversorger einen kräftigen Anstieg des operativen Gewinns angekündigt hatte.

Zu den Tagesfavoriten gehörten Aktien aus dem Öl- und Rohstoffsektor, die in den vergangenen Tagen dem breiten Markt hinterhergehinkt waren. In Tokio gewannen Inpex 3,4 Prozent und Japan Petroleum Exploration 2,3 Prozent, in Sydney Woodside Petroleum, Santos und Oil Search bis zu 5 Prozent. BHP Billiton setzten sich um weitere 1,9 Prozent nach oben von ihrem jüngsten Fünfjahrestief ab, Rio Tinto gewannen 2,5 Prozent.

Einen Kurseinbruch erlebten die Aktien des chinesischen Autobauers BYD. Die Aktie verlor in Hongkong fast 30 Prozent an Wert, zwischenzeitlich hatte sie sogar 40 Prozent an Wert eingebüßt. Über die Gründe herrschte großes Rätselraten. Eine Sprecherin des auf Elektrofahrzeuge spezialisierten Unternehmens sagte, das Geschäft verlaufe "normal". Ein Mitverursacher der Panik könnte derweil der starke Preisverfall des Öls sein. Das billige Öl setzt ganz allgemein Unternehmen unter Druck, die auf saubere Energieträger setzen.

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