Alt 15.12.14, 11:33
Standard Börsen im globalen Abwärtsstrudel - Schanghai stabil
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Die Börsen in Ostasien haben sich am Montag den negativen Vorgaben aus Europa und den USA nicht entziehen können. Dort war es am Freitag zu einem regelrechten Ausverkauf an den Aktienmärkten gekommen, ausgelöst von Konjunktursorgen angesichts der weiter eingebrochenen Ölpreise. Für Verunsicherung zum Wochenbeginn sorgte auch die Geiselnahme mehrerer Menschen in einem Cafe in Sydney. Sie könnte einen politischen Hintergrund haben, denn der Geiselnehmer hatte islamistische Flaggen ausgehängt.

Der Nikkei-Index in Tokio fiel um 1,6 Prozent auf 17.099 Punkte und damit den niedrigsten Stand seit rund einem Monat. An den Börsen in China war die Tendenz dagegen uneinheitlich. Um gut 1 Prozent nach unten ging es in Hongkong, während der Shanghai-Composite-Index sogar ein halbes Prozent im Plus schloss nach Gewinnen im späten Geschäft. In Sydney büßte der S&P/ASX 0,6 Prozent ein. Allerorten hieß es, dass die bereits Blicke gespannt auf das zweitägige Treffen des Offenmarktausschusses der US-Notenbank am Dienstag und Mittwoch gerichtet seien. Dort könnte es weitere Hinweise über den Zeitpunkt der ersten Zinserhöhung geben.

Keinen Impuls in Tokio entfaltete der Wahlsieg der regierenden Liberaldemokraten von Ministerpräsident Abe vom Wochenende, zumal er auch so erwartet wurde. Der Sieg gebe Abe mehr Zeit, die Konjunktur auf Trab zu bringen, hieß es. "Wir brauchen Steuersenkungen, Änderungen beim Arbeitsrecht, Sonderwirtschaftszonen und weitere Wachstumsstrategien", meinte Takashi Hiratsuka, Händler bei der Vermögensverwaltung der Resona Bank.

Vielfach wird in Japan nun mit einem Nachtragshaushalt gerechnet, von dem traditionell Unternehmen aus dem Bausektor besonders profitieren könnten. Aktien wie Taisei und Shimizu konnten sich daher dem Abwärtssog etwas entziehen.

Dessen ungeachtet stehe derzeit mehr die globale Konjunktur im Fokus der Märkte, sagten Beobachter. Daher habe auch der vierteljährliche Konjunkturbericht "Tankan" der japanischen Notenbank für mehr Aufmerksamkeit gesorgt. Ihm zufolge werden die heimischen Produzenten zunehmend vorsichtig, was ihre Zukunftserwartungen angeht.

Bei den Einzelwerten litten Konica Minolta mit einem Minus von 3,2 Prozent unter einem Bericht, wonach der operative Gewinn im kommenden Jahr ein Achtjahreshoch erreichen soll. Am Markt gingen die Erwartungen zuletzt aber noch höher.

In Hongkong drückte zusätzlich auf die Stimmung, dass Umfragen der chinesischen Notenbank zufolge, im kommenden Jahr das Wachstumsplus auf nur noch 7,1 Prozent abnehmen könnte, verglichen mit rund 7,4 Prozent im laufenden Jahr. Offiziell angestrebt werden 2014 sogar 7,5 Prozent. Hintergrund der eingetrübten Prognose ist der schwächelnde chinesische Immobilienmarkt. Hinzu kamen am Montag als Belastungsfaktoren die jüngste Warnung von offizieller Seite vor potenziellen Rückschlagsrisiken am Aktienmarkt und erschwerte Refinanzierungsbedingungen für Aktiengeschäfte.

Der Börse in Schanghai konnte dies aber nichts anhaben. Hier dominierten Teilnehmern zufolge Hoffnungen auf bessere Gewinne bei Brokerhäusern und Bauunternehmen. Letztere angetrieben von den ambitionierten Infrastrukturplänen Pekings.

Die Umschichtungen von Geldern aus anderen Vermögenswerten in Aktien dürften weitergehen, wenn sie auch möglicherweise etwas an Dynamik verlieren, hieß es über das Tagesgeschehen hinaus. Seit Jahresbeginn hat der Aktienmarkt in Schanghai bereits um knapp 40 Prozent zugelegt. Für China Construction Bank ging es um 2,5 Prozent abwärts. Die Bank will sich angesichts einer flauen Konjunktur und strengerer Regulierung ein dickeres Kapitalpolster verschaffen und dazu Vorzugsaktien für umgerechnet 8,6 Milliarden Euro ausgeben.

Am australischen Aktienmarkt litten einmal mehr Rohstoffaktien unter der Ölpreiskrise und bescherten dem Index das fünfte Tagesminus in Folge. Im Eisenerzsektor drückte eine um 24 Prozent gesenkte Prognose von J.P.Morgan für den Eisenerzpreis auf die Kurse. Arrium verloren über 3 Prozent, Mt. Gibson Iron gut 4 Prozent und BC Iron 2,7 Prozent. BHP Billiton gaben um 0,5 Prozent auf ein Fünfjahrestief nach, belastet von einer Herabstufung durch RBC Capital Markets. Die Analysten hegen Zweifel an der Sinnhaftigkeit der Abspaltung einiger Geschäftsbereiche bei dem Rohstoffriesen.

Quantas, die zuletzt wie Fluglinienaktien weltweit von den sinkenden Ölpreisen profitiert hatten, litten unter Gewinnmitnahmen. Ebenso ANA in Tokio und Cathay Pacific in Hongkong.

Von den Ölpreisen kamen zum Wochenauftakt leichte Entspannungssignale. Nach den neuerlich kräftigen Rückgängen am Freitag gingen sie auf Erholungstour. Das Barrel der Sorte Brent rutschte zunächst zwar auf ein Jahrestief von 60,28 Dollar ab, kostete zuletzt mit 63,05 Dollar aber wieder so viel wie vor dem Rücksetzer am Freitag. Der Goldpreis kam dagegen auf 1.214 von 1.222 Dollar in den USA zurück.

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