Alt 21.10.14, 10:44
Standard Börse Tokio schon wieder auf Talfahrt
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Die Aktienmärkte in Ostasien haben am Dienstag mit den mit Spannung erwarteten Wachstumszahlen aus China nicht viel anfangen können. Von den BIP-Daten für das dritte Quartal aus dem Reich der Mitte gingen keine klaren Signale aus. Allenfalls, dass China derzeit nicht auf eine harte Landung zuzusteuern scheint. Mit 7,3 Prozent fiel das Wachstum im Jahresvergleich einerseits minimal stärker aus als erwartet, andererseits war es schwächer als im Quartal zuvor mit 7,5 Prozent und außerdem das schwächste seit 2009. Gleichzeitig fiel der Anstieg der Industrieproduktion im September mit 8,0 Prozent deutlich höher aus als mit 7,5 Prozent erwartet.

Die potenziell am stärksten von den Konjunkturdaten betroffenen chinesischen Börsen zeigten sich uneinheitlich. In Hongkong ging es leicht aufwärts, in Schanghai verlor der Index 0,7 Prozent. China dürfte das avisierte Wachstumsziel von 7,5 Prozent sehr wahrscheinlich erreichen und die Politik werde weiter leicht lockernd bleiben für den Rest des Jahres, zeichneten die Analysten von Goldman Sachs ein positives Bild für den Aktienmarkt. Für das Minus in Schanghai machten Beobachter Positionsglattstellungen im Vorfeld einer Reihe von Börsengängen verantwortlich, aber auch Zurückhaltung vor den mit Spannung erwarteten Beschlüssen bei der 4. Tagung des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Chinas vom 20. bis 23. Oktober. Sollten dort keine größeren Reformen angeschoben werden, solle sich der Markt bis Jahresende auf Mittelabflüsse einstellen, so eine Stimme aus dem Handel.

In Seoul gab der Kospi um 0,8 Prozent nach, deutlich belastet vom Indexschwergewicht Samsung. Nach sehr gut ausgefallenen Quartalszahlen des großen Konkurrenten Apple verlor die Aktie 2 Prozent an Wert. Ein Wellenbad der Gefühle machten die Börsianer in Tokio durch. Nach der sehr schwachen Vorwoche und dem Kursfeuerwerk am Montag gingen die Aktienkurse wieder auf Talfahrt. Der Nikkei rutschte um 2 Prozent auf 14.804 Punkte ab und gab die Hälfte der Vortagesgewinne wieder ab.

"Eine positive Überraschung bei den BIP-Daten hätte womöglich für eine Eindeckungsrally gesorgt, insbesondere bei Aktien von Unternehmen mit einem starken China-Geschäft; aber die Daten liefern nicht wirklich viel Grund zur Freude, auch wenn sie nicht so schlecht sind wie befürchtet", kommentierte ein Teilnehmer in Tokio. Der Konsolidierungsdruck nach dem Anstieg vom Vortag sei einfach zu stark. An anderer Stelle hieß es lapidar, der Oktober sei bekanntermaßen ein sehr volatiler Börsenmonat. Das sei in diesem Jahr nicht anders.

Für die Verluste in Tokio machten Beobachter - wie so oft - das Währungspaar Dollar/Yen mit verantwortlich, aber auch Gewinnmitnahmen. Mit zum Handelsende 106,40 Yen zeigte sich der Dollar wieder deutlich schwächer als am Vortag. Allgemein gilt ein starker Yen als negativ für die Exportindustrie Japans. Auch gegenüber anderen Währungen wie dem australischen und dem neuseeländischen Dollar gab die US-Devise deutlicher nach. Devisenexperten erklärten dies mit den BIP-Daten aus China, die am Devisenmarkt tendenziell positiv aufgenommen worden seien und die Anleger wieder etwas risikofreudiger gemacht hätten.

Händler sprachen insgesamt von einer gewissen Beruhigung an den Börsen nach den jüngsten kräftigen Kursausschlägen. Ein Grund dafür seien die erneut günstigen Vorgaben aus den USA, wo die Indizes am Montag überwiegend deutlich im Plus geschlossen hatten.

Der Verkaufsdruck in Tokio machte auch vor den Aktien von einigen Apple-Zulieferern nicht halt. Obwohl die Apple-Aktie in Reaktion auf den Quartalsausweis nachbörslich in den USA um über 1,5 Prozent zulegte, verloren Aktien wie Foster Electric, Alps Electric und Murata Mfg. rund 2 Prozent. Alle drei waren aber am Montag auch um rund 5 Prozent gestiegen. Einen Kurseinbruch von fast 23 Prozent erlebten Takata, weil in den USA 4,7 Millionen Fahrzeuge von Toyota, Honda und General Motors mit von Takata hergestellten defekten Air Bags zurückgerufen werden. Toyota verloren 1,6 Prozent und Honda 1,5 Prozent.

Um 5,7 Prozent abwärts ging es für Tokyo Steel, nachdem das Stahlunternehmen erstmals seit Juli 2012 wieder die Preise gesenkt hat. Anders als in Tokio gab es auf Taiwan bei den Apple-Zulieferern auch Gewinner. Hon Hai legten um 0,3 Prozent zu. Für TSMC ging es dagegen um 0,8 Prozent nach unten. In Hongkong verloren China Mobile 1,6 Prozent, nachdem der Gewinn in den ersten neun Monaten belastet von einem starken Wettbewerb und gestiegenen Investitionen um gut 9 Prozent gesunken war.

Am Rohstoffmarkt tat sich wenig. Die Ölpreise zeigten sich erneut auf dem zuletzt wieder etwas erhöhten Niveau wenig bewegt. Das Barrel der US-Sorte WTI kostete zuletzt 82,74 Dollar. Der Goldpreis legte leicht zu auf 1.249 von 1.246 Dollar im späten US-Geschäft. Er dürfte auch von der Schwäche des Dollar profitieren, die das Edelmetall für Anleger aus dem Nicht-Dollarraum billiger macht.

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