Alt 17.10.14, 10:40
Standard Erholung geht an Tokio, Schanghai und Seoul vorbei
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Nach dem jüngsten Ausverkauf haben sich zwar einige ostasiatische Börsen am Freitag etwas erholt, die beiden Leitbörsen in Tokio und Schanghai machten dabei aber nicht mit. Auch in Seoul ging es weiter abwärts. Der japanische Aktienmarkt wurde im Handel als das größte Opfer des aktuellen Stimmungsumschwungs in ganz Asien gesehen.

An keiner Börse der Region fielen die Verluste seit Monatsbeginn derart heftig wie in Tokio aus. Seit dem Zwischenhoch am 25. September büßte der Nikkei 11,2 Prozent ein, zuletzt hatte der Index im Mai 2013 eine derartige Talfahrt erlebt. Seit Jahresbeginn steht ein Verlust von rund 10,8 Prozent zu Buche. Zum Wochenschluss verlor der Nikkei-225 nun 1,4 Prozent auf 14.533 Punkte und wechselte damit nach Definition der Börsianer endgültig in den Korrekturmodus.

"Vor allem ausländische Anleger halten sich am japanischen Aktienmarkt derzeit mit Käufen zurück. Es scheint, als warteten sie auf den nächsten Ausverkauf. Dass die Aktien in Tokio derzeit günstig bewertet sind, spielt keine Rolle. Es zählt nur die Risikovermeidung", sagte ein Händler. Die Zahl der offenen Leerverkaufspositionen habe deutlich zugelegt und bewege sich auf einem historisch hohen Niveau, hieß es weiter.

Dabei kam vom Devisenmarkt nur moderater Abgabedruck. Der Dollar erholte sich auf Tagessicht sogar leicht. Mussten zum Vortagesbörsenschluss noch rund 106,12 Yen bezahlt werden, waren es zuletzt 106,58 Yen. "Ein stagnierender oder steigender Dollar stützt in der Regel den japanischen Aktienmarkt, aber die Risikoaversion hält den Markt fest im Griff", sagte Analyst Yutaka Miura von Mizuho Securities.

In Schanghai schloss der Index leichter, denn Aussagen des Börsenchefs in Hongkong kamen nicht gut an. Er hatte Hoffnungen auf eine Vernetzung der beiden Märkte noch im Oktober gedämpft, womit der Zugang ausländischer Akteure zu in Schanghai gehandelten Aktien erleichtert werden soll. Einen Zeitplan dafür gebe es nicht, sagte er. Die Titel des Hongkonger Börsenbetreibers verloren gegen den freundlichen Markttrend 0,3 Prozent. In Hongkong wollen Vertreter der Staatsmacht wieder mit der Demokratiebewegung sprechen, was an der Börse honoriert wurde.

Aber auch Sorgen über ein nachlassendes Wirtschaftswachstum machten in Schanghai weiter die Runde. In der kommenden Woche beraten die wichtigsten politischen Führer Chinas auf der Tagung des Zentralkomitees der KP über den künftigen Wirtschaftskurs des Landes. Am Dienstag werden aktuelle Wachstumsdaten veröffentlicht, die enttäuschen dürften.

Übergeordnet gaben Händler quer durch die ganze Region keine Entwarnung für den Aktienmarkt: Der konjunkturelle Abschwung in Europa, der Zustand der US-Ökonomie und die nicht enden wollenden Zinsspekulationen in den USA halten die Märkte in Ostasien weiter im Griff.

Die Abgaben in Seoul wurden indes mit Sorgen über ein Wiederhochkochen der Eurokrise erklärt. In Sydney sorgten Schnäppchenjäger dagegen für etwas festere Kurse. Santos stiegen 0,6 Prozent, nachdem der Konzern einen 16-prozentigen Anstieg des Neunmonatsumsatzes mitgeteilt hatte. Nach einem vorgezogenen Rücktritt des CEO von OZ Minerals sanken die Aktien um 0,9 Prozent.

Unter den Einzelwerten in Tokio liefen die Neulinge von Recruit Holdings weiter steil gegen den Markttrend, die Papiere des Verlages gewannen weitere 6,5 Prozent. Seit dem erfolgreichen Börsendebüt in der laufenden Woche hat der Wert 7,4 Prozent zugelegt. Sony-Aktien gewannen 0,9 Prozent zu, der Elektronikkonzern setzt auf die Massenfertigung von Sensoren für Fahrzeugkameras. Japan Display brachen um weitere 8,1 Prozent ein. Nach der jüngsten Gewinnwarnung hagelte es nun Abstufungen durch die Analystengilde.

Der Ölpreisverfall schien derweil für den Moment auszulaufen. Rohöl der Nordseesorte Brent verteuerte sich zum US-Handelsschluss um 0,1 Prozent auf 85,93 US-Dollar. Gegenüber dem asiatischen Börsenschluss des Vortages fiel die Erholung wesentlich stärker aus. Analysten sahen aber keine Trendwende und rechnen mit einem weiteren Preisverfall bei Rohöl.

Der Goldpreis stagnierte bei 1.239 US-Dollar für die Feinunze.

Kontakt zum Autor: florian.faust@wsj.com

DJG/DJN/flf/smh

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