Alt 16.10.14, 10:49
Standard Börse Tokio internationalen Vorgaben auf Talfahrt
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Sorgen über die Verfassung der Weltkonjunktur haben die ostasiatischen Börsen am Donnerstag den schwachen Vorgaben aus Europa und den USA folgen lassen. Lediglich die Börse in Schanghai trotzte zunächst dem globalen Abwärtstrend, drehte aber im späten Verlauf ins Minus. In Tokio setzte sich die jüngste Talfahrt dagegen ungebremst fort, die Kurse fielen auf das tiefste Niveau seit Mai.

Der Nikkei-225 stürzte um 2,2 Prozent auf 14.738 Punkte ab. Der marktbreitere Topix gab 2,3 Prozent ab und büßte damit seit dem jüngsten Zwischenhoch Ende September über 11 Prozent ein. Bereits am Dienstag hatten Händler von einem regelrechten Ausverkauf berichtet. Als Exportnation sei Japan besonders von einem globalen Abschwung betroffen, hieß es. In Zeiten der Verunsicherung suchen Anleger derweil nach vermeintlich sicheren Anlagehäfen und werden dabei wie so oft beim Yen fündig.

Die beschleunigte Aufwertung der japanischen Währung in den vergangenen 24 Stunden - ausgelöst durch schwache US-Konjunkturdaten und eine niedrige Inflation in den USA - trug entscheidend zum Ausverkauf am japanischen Aktienmarkt bei. Ein steigender Yen mindert die Exportchancen heimischer Unternehmen. Der US-Dollar, der Anfang Oktober noch über 110 Yen gekostet hatte, rutschte im Tagestief bis auf 105,76 Yen ab. Am Vortag zum Börsenschluss in Tokio waren noch über 107 Yen aufgerufen worden.

"Es ist wirklich schwierig, den japanischen Aktienmarkt einzuschätzen. Aber jede Dollarabwertung, ausgelöst durch Sorgen über die Weltkonjunktur, ist für eine Exportnation wie Japan immer ein schwerer Schlag - ablesbar an den Aktienkursen. Wo nun der nächste Boden liegt, ist schwer zu sagen. Ich denke bei rund 14.500 Punkten", urteilte Marktstratege Chris McGuire von Phalanx Capital Management. Erschwerend kam hinzu, dass Marktteilnehmer weitere Lockerungen der Geldpolitik durch die Bank of Japan erst im nächsten Jahr erwarten - wenn überhaupt. Als Zeichen der aktuellen Risikoscheu sahen Börsianer die auf den tiefsten Stand seit April gefallenen Renditen zehnjähriger Staatsanleihen Japans.

An den übrigen Börsen dominierten zwar ebenfalls die Abgaben, japanische Ausmaße ließen sich jedoch nirgends finden. Bemerkenswert waren die zwischenzeitlichen Aufschläge in Schanghai. Dort stützen zumindest temporär überzeugende Kreditdaten aus dem Bankensektor. Die Banken in China haben im September trotz der konjunkturellen Schwächephase mehr Kredite vergeben. Als Zeichen des Vertrauens in die chinesische Wirtschaft wurde auch der erneute Anstieg des Renminbis gewertet. Die chinesische Kernlandwährung erklomm ein frisches Siebenmonatshoch. Belastet wurde der chinesische Aktienmarkt von anstehenden Börsengängen, zwölf Unternehmen wollen in nächster Zeit den Gang aufs Parkett wagen. Anleger am Sekundärmarkt hätten Platz für die Neuankömmlinge geschaffen, hieß es.

Unter den Einzelwerten traf es in Tokio vor allem exportabhängige Werte. Honda Motor gaben 3,9 Prozent, Tokyo Electron 3,8 und Toyota Motor 1,9 Prozent ab. Gegen den Trend zogen bei ihren Börsendebüt die Aktien des Verlages Recruit Holdings um 7,4 Prozent an. Japan Display brachen nach einer Gewinnwarnung um 18 Prozent ein.

In Sydney verloren Fortescue Metals 6,0 Prozent, nachdem der Bergbaukonzern Geschäftszahlen zum vierten Quartal veröffentlicht hatte. In Taipeh schlug ein Lebensmittelskandal weiter hohe Wellen, Wei Chuan Foods fielen nur gebremst durch das Tageslimit um weitere 7 Prozent. Der Konzern soll gepanschtes Speiseöl verarbeitet haben. Nach guten Schmuck-Verkaufszahlen während der "Goldenen Woche" stiegen in Hongkong Chow Tai Fook und Luk Fook Holdings um 1,7 bzw. 0,7 Prozent. In Schanghai gerieten Stahlwerte unter die Räder: Xinjiang Ba Yi Iron & Steel sanken um 4,1 Prozent, Hebei Iron & Steel um 3,6 und Baoshan Iron & Steel um 2,3 Prozent.

Am Ölmarkt war nach den jüngsten Preisabstürzen keine Erholung in Sicht. Nordseeöl der Sorte Brent kostete mit 83,15 US-Dollar etwas weniger als im späten US-Geschäft, gegenüber dem US-Settlement war das aber ein Minus von 0,8 Prozent. Deutlich gestiegene US-Vorräte untermauerten die derzeitige Überversorgung des Marktes.

Der Goldpreis hielt sich mit 1.241 Dollar auf dem am Vortag erhöhten Niveau. Wie der Yen gilt Gold als Zufluchthafen in Krisenzeiten.

Kontakt zum Autor: florian.faust@wsj.com

DJG/DJN/flf/smh

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