Alt 14.10.14, 11:29
Standard Aktien Tokio brechen ein und drücken Nikkei unter 15.000
Beitrag gelesen: 395 x 

Die zunächst zu beobachtende gute Stimmung an den ostasiatischen Börsen hat am Dienstag nicht überall bis zum Handelsende gehalten. Völlig aus dem Rahmen fiel der Handelsplatz in Tokio, wo die Börse nach einem Einbruch auf das tiefste Niveau seit zwei Monaten stürzte. Tokio bildete damit das Schlusslicht unter den Börsen der Region. Der Nikkei-225 brach um 2,4 Prozent auf 14.937 Punkte ein und schloss damit erstmals seit dem 8. August unter der wichtigen Marke von 15.000 Zählern. Zugleich beendete der japanische Leitindex zum fünften Mal in Folge den Handel im Minus. Wegen des Feiertages am Montag hole Tokio die Verluste des Vortages nach, hieß es. Allerdings trug der Devisenmarkt die Hauptverantwortung für die massiven Verluste in Tokio.

"Der Löwenanteil der Aktiengewinne in den vergangenen Wochen ging auf das Konto der Dollaraufwertung. Fundamental begründete Käufe gab es dagegen in Tokio kaum. Daher ist ein deutlicher Rücksetzer des Aktienmarkt durchaus möglich, wenn der Yen Boden gut macht", erläuterte Marktstratege Toshihiko Matsuno von SMBC Friend Securities. Denn der Yen hatte seit Freitagabend deutlich zum US-Dollar zugelegt und bremste damit die Exportaussichten japanischer Unternehmen - ein Umstand, der stets übel an der Börse in Tokio aufstößt.

Zuletzt ging der Greenback bei 107,24 Yen um nach Wechselkursen um 107,73 am Freitag. Zwar erholte sich der Dollar, der am Montag bis auf 106,84 Yen gesunken war, etwas. Übergeordnet zeigte der Yen aber Stärke. Hintergrund der Dollarschwäche waren Kommentare aus dem Kreise der US-Notenbank am Wochenende. So äußerte Stanley Fischer, Vizepräsident der Federal Reserve, auf dem Treffen des Internationalen Währungsfonds (IWF) die Einschätzung, dass die Konsequenz eines schwächeren Wachstums im Ausland eine verlangsamte Zinswende in den USA sein könnte.

An den übrigen Börsen nutzten Anleger zunächst die zuletzt gesehene Marktschwäche zum Aufbau von Positionen, ohne dass die Sorgen über die lahmende Weltkonjunktur verflogen, so dass im späten Geschäft Gewinnmitnahmen einsetzten. Argumentationshilfe zum Kauf lieferte China, wo die Notenbank die geldpolitischen Zügel etwas gelockert hatte. Die Zentralbank senkte die kurzfristigen Zinsen für Banken. Die chinesischen Börsen konnten ihre Gewinne bis auf Taipeh aber nicht halten. In Hongkong räumte die Polizei Barrikaden der Protestbewegung beiseite und sorgte somit zwar nicht für höhere Sympathiewerte unter der Demonstranten für mehr Demokratie, gleichwohl aber für eine Normalisierung der lokalen Wirtschaftsaktivitäten. Die drohende Fortsetzung der Unruhen animierte Anleger nicht zum Kauf von Aktien.

Etwas deutlicher ging es in Sydney gen Norden. Eine Erholung der Eisenerzpreise stützte den rohstofflastigen Aktienmarkt in Australien. Werte aus dem Rohstoffsektor zeigten sich daher besonders fest: BHP Billiton, Rio Tinto, Fortescue legten zwischen 2,6 und 5,5 Prozent zu. Atlas Iron zogen um 15 und Mount Gibson Iron um 18 Prozent an.

Wenig verwunderlich litten an der Tokioter Börse vor allem Exportwerte unter der Yenstärke: Toyota Motor ermäßigten sich 3,9 und Tokyo Electron um 6,7 Prozent. Auch Finanztitel verzeichneten zum Teil deutliche Abschläge in Tokio. Nomura sanken um 3,1 und Sumitomo Mitsui Financial Group um 2,3 Prozent. Belastet von den schwachen globalen Wachstumsaussichten und der Ausbreitung des Ebola-Virus zählten auch Transport- und Reedereiwerte zu den klaren Verlierern.

In Taiwan gerieten Aktien aus der Lebensmittelbranche unter Abgabedruck. Während sich der Leitindex Taiex freundlich präsentierte, ging es für den Sektorindex massiv nach unten. Das Land wird von zahlreichen Skandalen bei Nahrungsmitteln erschüttert. So panschte die Ting Hsin International Group Speiseöl durch Verwendung von Tierfutterkomponenten. Die Titel der Tochtergesellschaft Wei Chuan Foods, die das gepanschte Speiseöl weiterverarbeitete, brachen um das Tageslimit von 7 Prozent ein.

Am Rohstoffmarkt erholte sich Gold etwas von den Tiefstständen des Vortages bei 1.226 US-Dollar, zuletzt ging die Feinunze bei 1.233 Dollar um. Der Ölpreisverfall setzte sich dagegen unvermindert fort. Nachdem die Rohölpreise auf Mehrjahrestiefs gefallen waren, sanken im asiatischen Geschäft die Preise weiter. Nordseeöl der Sorte Brent verbilligte sich um weitere 0,4 Prozent auf 88,51 Dollar. Marktteilnehmer sprachen aber von einer Übertreibung. "Gegen Ende des Jahres werden wir wieder vernünftige Ölpreise sehen", glaubt Analyst Adam Longson von Morgan Stanley.

Kontakt zum Autor: florian.faust@wsj.com

DJG/DJN/flf/mgo

Copyright (c) 2014 Dow Jones & Company, Inc.
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Dow Jones die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis)  
 Es ist 17:39 Uhr.
Top 



copyright: imagine Grafik - DTP - Webdesign - [AGB / Datenschutz]