Alt 09.10.14, 10:54
Standard US-Notenbank macht Börsianer wieder mutiger
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Nicht so euphorisch wie in den USA, aber dennoch positiv ist an den ostasiatischen Aktienmärkten das Protokoll der jüngsten Sitzung der US-Notenbank aufgenommen worden. An den Börsen der Region ging es am Donnerstag durchweg aufwärts, am deutlichsten in Sydney und Hongkong um jeweils gut 1 Prozent. Einziger Ausreißer war die Tokioter Börse. Der Nikkei-Index schloss nach anfänglichen Gewinnen mit 0,8 Prozent im Minus mit 15.478 Punkten. Dem japanischen Aktienmarkt machte insbesondere der Dollar zu schaffen, der nach Veröffentlichung des Protokolls auf breiter Front nachgab. In Seoul wurde wegen eines Feiertags nicht gehandelt.

In den vergangenen Monaten galt der feste Dollar als Haupttreiber der japanischen Börse, weil er insbesondere den japanischen Exportunternehmen Vorteile bringt. Mit zuletzt 107,72 Yen war der Dollar so billig wie seit drei Wochen nicht mehr. Die stärksten Einbußen zeigte die US-Devise gegenüber dem australischen und dem neuseeländischen Dollar.

Dem Protokoll zufolge sorgen sich die US-Währungshüter um negative Rückwirkungen der konjunkturellen Schwäche in Europa, Japan und China auf das eigene Wachstum. Zudem befürchten sie, dass der gestiegene Dollar zum Problem werden könnte, weil er über die Importseite den für weiteres Wirtschaftswachstum nötigen Preisauftrieb dämpft, der ohnehin bereits deutlich unter dem Zielwert der US-Notenbank liegt.

Die Bedenken der US-Notenbank verleihen Spekulationen Nahrung, dass die erste Zinserhöhung seit 2006 womöglich doch nicht so früh kommt, wie zuletzt erwartet. Für viele sieht es nun wieder eher nach Mitte des kommenden Jahres aus und nicht bereits im ersten Quartal. Das machte auch in Asien die Anleger wieder mutiger als zuletzt, zumal die US-Börsen die kräftigsten Tagesgewinne in diesem Jahr eingefahren hatten.

Neben Aktien war Gold ein Gewinner der Niedrigzinsfantasie. Die Feinunze verteuerte sich um weitere 5 Dollar, nachdem sie bereits am späten Mittwoch einen Satz um etwa 15 Dollar auf 1.223 gemacht hatte. Sollte die US-Zinserhöhung später kommen als bislang erwartet und damit die Wahrscheinlichkeit einer anziehenden Inflation steigen, könnte Gold als Inflationsschutz wieder attraktiver werden, so eine Überlegung. Zum anderen profitiert Gold auch deswegen von niedrigen Zinsen, weil es selbst keine Zinsen abwirft.

"Niedrige US-Zinsen sind generell positiv für die Aktien, aber um Aktien japanischer Exporteure zu kaufen, braucht es auch einen steigenden Dollar. Wenn man bedenkt, dass ein Dollarkurs von 110 Yen schon eingepreist ist, dann erhöht ein Verfehlen dieses Niveaus die Wahrscheinlichkeit für Gewinnmitnahmen beträchtlich, unabhängig davon, wie die Unternehmensergebnisse oder -ausblicke aussehen", sagte Fondsmanager Naoki Fujiwara von Shinkin Asset Management.

Keine Stütze boten dem Aktienmarkt in Tokio deutlich besser als erwartet ausgefallene Auftragseingänge im Maschinenbau. Die Daten gelten an der Börse allerdings auch als sehr volatil. Mitsubishi Heavy verloren 1,6 Prozent und Fanuc 0,8 Prozent. Das Indexschwergewicht Fast Retailing legte im unmittelbaren Vorfeld der Bekanntgabe der Geschäftszahlen um 1,5 Prozent zu.

In Schanghai erreichte das Marktbarometer nach einer Schlussrally ein 19-Monatshoch, wenngleich sich das Tagesplus lediglich auf 0,2 Prozent belief. Der chinesische Ministerpräsident hatte am Mittwoch von mehr Unterstützung für den Fall gesprochen, dass das Wachstumsziel für das laufende Jahr in Gefahr geraten sollte. Als Mittelwert strebt Peking ein BIP-Plus von 7,5 Prozent an. Bis zum Jahresende sollen dabei diverse Investitionsprojekte helfen, beispielsweise im Umweltschutz und der Informationstechnologie.

Zu den Tagesgewinnern in Schanghai gehörten Aktien von Unternehmen aus dem Infrastruktursektor. Power Construction schossen um 10 Prozent nach oben, Metallurgical Corp. of China um fast 6 Prozent und China State Construction Engineering Corp. um 1,7 Prozent. Gesucht waren auch Titel aus dem Metallsektor nach dem Anstieg der Metallpreise. In Sydney zeigten sich die Kurse der Rohstoffunternehmen erholt. Zu den größeren Gewinnern gehörten daneben Bankenaktien wie ANZ Banking Group, Westpac, Commonwealth Bank und National Australia Bank mit Aufschlägen bis zu 1,8 Prozent.

Für Gesprächsstoff in Hongkong sorgte die Wiederaufnahme des Handels mit den Aktien des Schmierstoffherstellers Tianhe Chemicals Group. Er war vor gut einem Monat ausgesetzt worden, als Zweifel über die korrekte Angabe der Gewinne und Umsätze bei dem Unternehmen laut geworden waren. Tianhe hatte das zwar zurückgewiesen und am späten Mittwoch einen Gewinnanstieg um 44 Prozent im dritten Quartal verkündet, der Kurs stürzte aber dennoch um über 40 Prozent ab.

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