Alt 29.09.14, 10:33
Standard Proteste in Hongkong setzen Börse schwer zu
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Mit einem deutlichen Minus hat der Aktienmarkt in Hongkong auf die Proteste für mehr Demokratie reagiert. Die Demonstranten lehnen sich gegen einen Beschluss der kommunistischen Führung Chinas auf, bei der Wahl des Chefs der Sonderverwaltungszone im Jahr 2017 nur im Vorfeld ausgewählte Kandidaten zuzulassen. Damit ist eine Kandidatur von Regierungskritikern faktisch unmöglich.

Wegen der anhaltenden Proteste mussten auch einige der größten Banken der Stadt Filialen schließen, einige Dienstleistungen einstellen und Notfallpläne aktivieren. Betroffen waren Standard Chartered Bank, HSBC Holdings, Bank of East Asia, Bank of China Hong Kong und China CITIC Bank International. Die Aktien der Institute gaben um bis zu 3,7 Prozent ab. Die Hongkonger Währungsbehörde HKMA, de facto die Zentralbank der Stadt, hat nach eigenen Angaben ihren Notfallplan aktiviert und ist darauf vorbereitet, Liquidität ins Bankensystem zu pumpen. Die HKMA geht allerdings davon aus, dass die Geldmärkte der Stadt normal arbeiten.

"Wir werden schärfere Abgaben sehen und die Volatilität dürfte sich in den kommenden Tagen deutlich erhöhen", so ein Analyst mit Blick auf die Reaktionen am Aktienmarkt. Für den Hang-Seng-Index ging es um 2 Prozent nach unten. Auch der Hongkong-Dollar wurde von den Protesten belastet, er fiel zum US-Dollar auf den tiefsten Stand seit sechs Monaten.

Auch in Sydney machten sich die Proteste in Hongkong bemerkbar. Der S&P/ASX 200 fiel um 0,9 Prozent. Hier drückten die Sorgen um mögliche negative Auswirkungen der Proteste und allgemeine Bedenken bezüglich der Konjunktur in China auf die Kurse. Die positiven US-Vorgaben konnten den Markt nur zu Eröffnung stützen. Vor allem die Aktien der Rohstoffförderer, die stark von der Nachfrage in China abhängen, standen unter Abgabedruck. Für Rio Tinto und BHP Billiton ging es um 1,5 bzw. 1,3 Prozent nach unten. "Die Proteste in Hongkong und die anhaltenden Konjunktursorgen dürften auch weiter für Zurückhaltung unter den Investoren sorgen", so Ric Spooner, Analyst bei CMC Markets.

Auch der australische und der neuseeländische Dollar wurden von den Protesten in Hongkong in Mitleidenschaft gezogen und gaben zum US-Dollar nach. Für Neuseeland und Australien ist China der wichtigste Handelspartner. Der zuletzt bereits sehr schwache neuseeländische Dollar rutschte weiter ab von 0,788 auf zuletzt 0,7759 US-Dollar. Vor Wochenfrist kostete er noch über 0,81 US-Dollar. Unter Druck geraten war er durch eine verbale Intervention der neuseeländischen Notenbank, die ihn als zu hoch bewertet bezeichnet hatte.

Unbeeindruckt von den Entwicklungen in Hongkong zeigte sich der Aktienmarkt in Schanghai, wo es um 0,5 Prozent nach oben ging. Die sich abzeichnenden Erleichterungen des Marktzugangs für Ausländer sorgten hier für verstärktes Kaufinteresse. "Der Markt für A-Aktien dürfte vor allem für ausländische Investoren interessant sein", so Amy Lin, Analyst von Capital Securities. Gesucht waren defensive Werte. Die Spekulation auf weiteren Maßnahmen zur Konjunkturbelebung durch die chinesische Notenbank sorgten hier für Gewinnfantasie, hieß es. Für die Papiere von China Shipbuilding ging es 9,9 Prozent aufwärts.

Ansonsten zeigten sich die Aktienmärkte in Ostasien mit einem gemischten Bild, wobei sich die Veränderungen in Grenzen hielten. Beflügelt von guten US-Vorgaben ging es für den Nikkei-Index in Tokio um 0,5 Prozent auf 16.311 Punkte nach oben. Dazu kam der anhaltend feste Dollar gegenüber dem Yen. "Der Greenback nimmt Kurs auf die Marke von 110 Yen, die noch vor der Bekanntgabe der US-Arbeitsmarktdaten für September am Freitag fallen dürfte", sagte Devisen-Stratege Yunosuke Ikeda von Nomura Securities. Zuletzt kostete der Dollar 109,64 Yen.

Gespannt blickt der Aktienmarkt auf die Bekanntgabe des Konjunkturberichts "Tankan" der japanischen Notenbank am Mittwoch. "Jeder erinnert sich noch an den schwachen Bericht für den Zeitraum April bis Juni. Die Frage ist nun, ob sich die Situation weiter verschlechtert hat und wenn ja, was die Notenbank dann noch tun wird", sagte ein Händler.

Bei den Einzelwerten in Tokio verloren SoftBank 1,2 Prozent. Der Telekomkonzern will offenbar das US-Filmstudio DreamWorks kaufen und soll bereits Verhandlungen führen. Informanten wollten einen möglichen Verkaufspreis von DreamWorks nicht nennen. Derzeit kommt DreamWorks auf eine Marktkapitalisierung von rund 2 Milliarden US-Dollar.

Der Goldpreis erholte sich leicht von den Abgaben zum Wochenausklang und legte auf 1.220 Dollar zu, ein Plus von fünf Dollar. Dagegen gab der Preis für ein Barrel der Sorte WTI einen Teil seiner Gewinne wieder ab und notierte bei 92,82 Dollar. Zum US-Settlement mussten am Freitag noch 93,54 Dollar bezahlt werden.

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