Alt 28.02.20, 12:17
Standard Südwärts - Rezessionsangst geht um
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FRANKFURT (Dow Jones)--Weiter massiv nach unten geht es am Freitagmittag mit den Kursen an Europas Aktienmärkten. Weiterhin liefern die Ausbreitung des Coronavirus und die zu erwartenden Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum sowie die Lieferketten den Grund für den Abverkauf. Für Beunruhigung sorgt zudem, dass sich das Virus in Südkorea schneller ausbreitet als zuvor in China. Auch in Europa nimmt die Zahl der Infizierten weiter zu.

Der DAX gibt um 3,4 Prozent auf 11.954 Punkte nach. Im Tagestief hatte der Index sogar schon bei 11.724 Punkten gelegen. Für den Euro-Stoxx-50 geht es um 3,0 Prozent auf 3.352 Punkte nach unten. "Spätestens seit dem letzten Wochenende hat Corona aufgehört, ein reines China-Problem zu sein", urteilt Neil Robson, globaler Aktien-Chef bei Columbia Threadneedle. Ein erheblicher Teil des Verbrauchsrückgangs werde sogar für immer verloren gehen. Das Abrutschen in eine Rezession hält er daher für möglich.

Die Deutsche Bank geht in ihrem Basisszenario für die Auswirkungen der Coronavirus-Epidemie davon aus, dass die Europäische Zentralbank (EZB) ihren Einlagensatz um 10 bis 20 Basispunkte senken wird. Chefvolkswirt David Folkerts-Landau sagte in einer Telefonkonferenz, die US-Notenbank dürfte ihren Fed-Funds-Zielsatz um 50 bis 75 Basispunkte reduzieren. "In unserem zentralen Szenario erwarten wir, dass die Zahl der am Coronavirus Erkrankten weltweit auf drei Millionen steigt und dass 30.000 Menschen daran sterben", sagte Folkerts-Landau.

BASF glaubt nicht an Ausgleich der Coronavirus-Belastungen

Die Sorge um die Auswirkungen des Coronavirus bleibt das Hauptthema für den Luftfahrtsektor. Als "sehr deutlich" stufen Analysten die Aussagen des britischen Luftfahrtkonzerns IAG ein. Nicht nur, dass die Ausbreitung des Virus den Flugverkehr nach Asien und in Europa zunehmend belaste. Weltweit sei bereits zu spüren, dass Geschäftskunden auf Grund von Stornierungen von Veranstaltungen oder auf Grund allgemeiner Reisebeschränkungen durch den Arbeitgeber vermehrt ausblieben.

IAG geben trotz ordentlicher Zahlen um 5 Prozent nach. Easyjet reduzieren sich um 1,1 Prozent. Die Billigfluggesellschaft hatte am Morgen gemeldet, dass angesichts einer geringeren Nachfrage infolge des Coronavirus-Ausbruchs Flüge gestrichen werden und zudem Sparmaßnahmen eingeleitet werden. Lufthansa und die niederländische KLM haben bereits Sparpläne angekündigt. Lufthansa verlieren 3,3 Prozent, Air France-KLM 4,1 Prozent.

Die Zahlen und Aussagen von BASF kommen im Handel nicht gut an. "Die sagen genau das, was der Markt nicht hören wollte", so ein Händler: BASF geht nicht davon aus, dass die Belastungen durch den Coronavirus im Jahresverlauf wieder vollständig ausgeglichen werden: "Damit wird auch die Hoffnung auf eine V-förmige Erholung zunichte gemacht". BASF sieht die globale Chemieproduktion mit einem Wachstum von 1,2 Prozent und damit deutlich unter dem Niveau von 2019 mit 1,8 Prozent. BASF geben um 3,9 Prozent nach.

Munich Re erfüllt die Erwartungen nicht

Konjunkturwerte stehen auf ganzer Breite unter Druck. Siemens fallen um 2,9 Prozent, MTU um 4 Prozent, Airbus um 2,6 Prozent und Infineon um 4,7 Prozent. Auch Autowerte werden abverkauft. Noch schlimmer trifft es die Small Caps bei den Nebenwerten. Aufgrund ihrer geringeren Liquidität fallen die Verluste über alle Branchen noch höher aus: So brechen Varta um 8 Prozent ein, Evotec um 5,2 Prozent oder Schaltbau um 8,3 Prozent.

Auch für Munich Re geht es kräftig nach unten um 4,3 Prozent. Hier hat der Nettogewinn laut den Analysten der Citi die Konsenserwartung verfehlt. Die Großschäden seien insgesamt höher ausgefallen. Allianz geben um 3,1 Prozent nach.

Für die Aktie des italienischen Öl- und Gaserzeugers Eni geht es um 3,4 Prozent nach unten. Deutlicher unterhalb der Markterwartung ist nach Aussage von Marktteilnehmers der bereinigte operative Gewinn ausgefallen, der den Konsens um 9 Prozent verfehlt habe.

Guter Preis für Thyssenkrupp-Aufzugsparte wird nicht honoriert

Gegen den Markt legten zunächst Thyssenkrupp zu, notieren nun allerdings 5 Prozent tiefer. Im sich eintrübenden Umfeld habe man die Elevator-Sparte zu einem guten Preis verkauft, heißt es am Markt. Es geht für 17,2 Milliarden Euro an ein Investorenkonsortium aus RAG-Stiftung, Advent und Cinven. Der Preis ist besser als erwartet, an der Börse wurde nur mit bis zu 16 Milliarden Euro gerechnet.

Die Jahreszahlen des britisch-irischen Baukonzerns CRH fielen gut aus. Die Analysten von Davy Research unterstreichen, dank einer Kombination aus organischem Wachstum und Zukäufen habe CRH eine der stabilsten Bilanzen in der ganzen Branche. Dennoch gibt die Aktie im schwachen Gesamtmarkt um 1,5 Prozent nach.

Freenet fallen um 4,7 Prozent, obwohl sie eine stabile Dividende von 1,65 Euro zahlen wollen, was per Schlusskursbasis am Vortag einer Dividendenrendite von rund 8,5 Prozent entspricht. Die Umsätze sind im Schlussquartal nach Aussage eines Teilnehmers leicht oberhalb der Markterwartung ausgefallen, die Ertragskennziffern dagegen leicht darunter.

Kontakt zum Autor: manuel.priego-thimmel@wsj.com

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February 28, 2020 06:36 ET (11:36 GMT)

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