Alt 06.02.13, 21:27
Standard Europa-Schlagzeilen bremsen Wall Street
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Ein Schreckgespenst in Europa einerseits und recht ordentlich ausgefallene US-Unternehmensberichte andererseits haben sich am Mittwoch an der Wall Street die Waage gehalten. Der frühere Ministerpräsident Silvio Berlusconi holte bei Umfragen in Italien weiter auf und könnte bei den Wahlen Ende Februar im Eurokrisenland wieder eine wichtige Rolle spielen. Da Berlusconi ein Ende der Sparbemühungen praktisch angekündigt hatte, zwangen die Umfrageergebnisse die europäischen Aktienmärkte in die Knie. Die US-Börsen hielten sich jedoch recht wacker, gleichwohl lasteten die Meldungen aus Europa auf dem Sentiment. Der Dow-Jones-Index schloss 0,1 Prozent im Plus und blieb 13 Punkte unter der Marke von 14.000 Zählern. Der S&P-500 legte ebenfalls um 0,1 Prozent zu, während der Nasdaq-Composite 0,1 Prozent abgab. Das Umsatzvolumen lag bei 0,68 (Dienstag: 0,70) Milliarden Aktien. 1.769 (2.228) Kursgewinner trafen auf 1.251 (837) -verlierer, unverändert schlossen 126 (89) Titel.

Viele Akteure reduzierten mit den Schlagzeilen aus Europa ihre Risiken und favorisierten wieder vermeintlich sichere Anlagen. Die Notierungen der US-Staatsanleihen zogen auf breiter Basis an, die Rendite zehnjähriger Treasurys sank auf 1,97 Prozent von zuletzt 2,01 Prozent am Vortag. Nachdem die Renditen jüngst auf das höchste Niveau seit zehn Monaten gestiegen waren, glauben Rentenhändler kurzfristig an ein Einpendeln der Rendite für zehnjährige Titel bei 2 Prozent.

Während das Bündnis um Silvio Berlusconi in Italien Rückenwind von Skandalen um die Insolvenz der Banco Monte dei Paschi di Siena erhielt, sah sich in Spanien Ministerpräsident Mariano Rajoy weiterhin mit Korruptionsvorwürfen konfrontiert. "In beiden Ländern gestalten die amtierenden Regierungen den aktuellen Sparkurs maßgeblich mit und ein Regierungswechsel könnte eine Belastungsprobe für den eingeschlagenen Sparkurs darstellen", warnte Tobias Reichert von IG Markets. "Der Markt mag keine politischen Unsicherheiten in Europa. Die Risiken haben aber etwas abgenommen. Turbulenzen wie 2012 dürften sich kaum wiederholen", beschwichtigte Marktstratege Jason Ware von Albion Financial die Sorgen.

Der Ölmarkt stagnierte im Ergebnis ähnlich wie der Aktienmarkt - allerdings war hier die Volatilität deutlich höher. Nach Bekanntgabe der wöchentlichen Öllagerbestände in den USA erholten sich die Preise für das Schwarze Gold signifikant. In der Vorwoche erhöhten sich die US-Vorräte, wenn auch nicht so deutlich wie prognostiziert. Ein Barrel US-Leichtöl der Sorte WTI verbilligte sich um 0,02 Dollar auf 96,62 Dollar. Im Tagestief war der Preis bis auf 95,04 Dollar gesunken, eher die US-Daten eine Trendwende einleiteten. Neben Rohöl kletterten auch die Benzinbestände, während sich die Vorräte an Destillaten verringerten. Die Daten wurden dahingehend interpretiert, dass sich die Überversorgung des Marktes langsam auflöst. Der Preis der europäischen Referenzsorte Brent stieg um 0,2 Prozent bzw 0,21 Dollar auf 116,73 Dollar.

Am Devisenmarkt litt der Euro unter den Italien-Spekulationen. Von Tageshochs im asiatisch dominierten Handel von fast 1,36 Dollar kam er im späten US-Handel auf 1,3523 Dollar zurück. Hauptthema war aber die anhaltende Yen-Schwäche. Nach dem vorzeitigen Rückzug des amtierenden japanischen Notenbankgouverneurs Shirakawa war der Dollar im Hoch auf über 94 Yen gestiegen. Im späten US-Geschäft erholt sich der Yen bis auf einen Stand von 93,51 zum Dollar. Marktteilnehmer spekulierten auf weitere Lockerungen der japanischen Geldpolitik, was den Yen schwächte. Dies trieb auch den Goldpreis, die Feinunze verteuerte sich auf 1.678 Dollar nach zuletzt 1.673 Dollar am Vortag.

Bei den Einzelwerten standen die Aktien von Walt Disney im Blickpunkt. Der Unterhaltungskonzern hat im ersten Geschäftsquartal trotz höherer Erlöse weniger verdient. Das bereinigte Ergebnis übertraf dennoch die Erwartungen. Die Aktie legte daraufhin um 0,4 Prozent zu. Ein überraschender Gewinn im vierten Quartal katapultierte die Aktien von Zynga um 9,1 Prozent nach oben. Der virtuelle Spielehersteller meldete auf bereinigter Basis einen Gewinn oberhalb der Erwartungen. Die Titel des Reiseportals Expedia fielen dagegen um 2,7 Prozent. Das Unternehmen warnte vor einem steigenden Konkurrenzdruck und rechnete nur mit einem moderaten Gewinnanstieg 2013.

Nach einem Gewinnsprung von 28 Prozent im abgelaufenen Quartal sprang auch die Aktie von Ralph Lauren - und zwar um 5,9 Prozent. Die Titel des digitalen Fotodienstes Shutterfly schossen um 20,3 Prozent empor, überzeugende Geschäftszahlen und ein äußerst optimistischer Ausblick trieben den Kurs. Nach einem positiv aufgenommenen Geschäftsbericht des Medienkonzerns Time Warner legten die Anteilsscheine um 4,1 Prozent zu. Besonders gut kamen die erhöhte Dividende und der Aktienrückkauf an.

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