Die erwartete Kurserholung an Europas Börsen bleibt am Montagmorgen aus. Der DAX und der Euro-Stoxx-50 können gute Vorgaben aus dem späten Freitagshandel an der Wall Street nicht in Kursgewinne ummünzen. Händler hatten sich vorbörslich ohnehin schwer getan, einen plausiblen Kurstreiber für die vor dem Wochenende festen US-Börsen auszumachen. Der DAX gibt im frühen Handel um 0,5 Prozent auf 9.435 Punkte nach. Der Euro-Stoxx-50 verliert 0,7 Prozent auf 3.198 Punkte. Die Börsen seien nach der sehr schwachen Vorwoche "angeschlagen", sagt ein Händler.

"Die Unsicherheit, wie China auf die Pro-Demokratie-Proteste in Hongkong reagiert, könnte Kursgewinne vereiteln", findet der Händler einen weiteren Grund für die weiter nachgebenden Kurse. Die Proteste für freie Wahlen in Hongkong sind am Wochenende eskaliert. Die Polizei ging mit Tränengas gegen zehntausende Anhänger der Demokratiebewegung vor. An der Börse von Hongkong verliert der Hang-Seng-Index knapp 2 Prozent. Die Kurse der in Hongkong tätigen Banken HSBC und Standard Chartered, die wegen der Proteste offenbar vorübergehend einige Filialen schließen mussten, geben an der Londoner Börse jeweils um mehr als 1,6 Prozent nach.

Am Devisenmarkt gibt der Yen gegen den Euro und den US-Dollar nach. Der Euro stagniert derweil zum Dollar mit 1,2690 in der Nähe seines Jahrestiefs von 1,2663. Inflationsdaten aus mehreren Bundesländern und aus Spanien könnten im Tagesverlauf Bewegung in das Währungspaar bringen. Denn deflationäre Gefahren stehen bei der Europäischen Zentralbank derzeit auf der Sorgenliste weit oben.

Die Preisdaten dürften daher auch am Euro-Rentenmarkt mit Argusaugen beobachtet werden. Dort geben die Notierungen im frühen Handel nach. "Ein gedämpftes Inflationsumfeld im Vorfeld der am Donnerstag anstehenden EZB-Ratssitzung dürfte für Unterstützung sorgen", sagt Johannes Jander von der Helaba mit Blick auf die Rentenkurse. Die Spekulationen über ein breit angelegtes Anleihekaufprogramms der Euro-Notenbank rissen nicht ab und stützten die Rentenkurse.

Am Aktienmarkt erholt sich die Allianz-Aktie nach dem Kurseinbruch vom Freitag um 1,3 Prozent und ist damit einziger Kursgewinner im DAX. Der Abgang des legendären Fondsmanagers Bill Gross bei der Allianz-Tochter Pimco lastete vor dem Wochenende schwer auf dem Kurs. Die Sorge ist, dass nun viele Anleger dem Fondsguru folgen und Gelder bei Pimco abziehen werden. Einer vertrauten Person zufolge sollen bereits rund 10 Milliarden US-Dollar an Vermögen abgeflossen sein. Bei der Investmentgesellschaft Pimco gingen einige davon aus, dass Pimco am Ende durch die Abzüge mindestens 100 Milliarden Dollar oder mehr an Vermögenswerten verlieren werde, so die Person weiter. Die Schätzungen einiger Analysten liegen noch höher.

Die Credit Suisse hat laut Händlern inzwischen die Aktie auf "Neutral" von "Outperform" abgestuft. Es gibt aber auch Stimmen, die in dem Kursverlust der Allianz-Aktie nun eine Kaufgelegenheit sehen. So rät beispielsweise die DZ Bank zu Käufen in die Kursschwäche.

RWE und Commerzbank verlieren jeweils 2,6 bzw. 3,2 Prozent. Bei RWE drohen längere Untersuchungen des Verkaufs der Tochter Dea an den russischen Milliardär Michail Fridman durch britische Behörden. Für diesen hatte RWE bereits 5,1 Milliarden Euro fest eingeplant. Bei der Commerzbank ermitteln laut informierten Kreisen US-Behörden eingehender gegen die Bank wegen möglicher Begünstigung von Geldwäsche.

Negative Analystenkommentare lasten auf adidas. So hat die Commerzbank die Aktie auf "Hold" von "Buy" gesenkt. Der Kurs gibt um 2,8 Prozent nach.

Eine Kapitalerhöhung drückt den Kurs der Aktie von SGL Carbon um 5 Prozent nach unten. Der Graphitspezialist SGL Carbon will mit einer Kapitalerhöhung fast 270 Millionen Euro einsammeln, um Schulden zurückzuzahlen und die Bilanz zu stärken. Dazu sollen rund 20,18 Millionen neue Aktien ausgegeben werden. Dieses Angebot lastet auf dem Kurs.

Borussia Dortmund fallen um 2,1 Prozent, nachdem die Schwarz-Gelben im Revierderby gegen die Königsblauen aus Schalke am Wochenende mit 1 zu 2 verloren haben.

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