Alt 16.09.13, 12:39
Standard DAX springt auf Rekordhoch
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Der Verzicht des Favoriten Lawrence Summers auf die Nachfolge Ben Bernankes als Präsident der US-Notenbank sorgt am Montag an den Börsen in Europa für neue Rekordstände. Um 10.25 Uhr MESZ markierte der DAX mit 8.621 Punkten den höchsten Stand seiner 25-jährigen Geschichte. Nachdem Summers verzichtet, wird Fed-Vizechefin Janet Yellen nun in der Favoritenrolle für die Fed-Präsidentschaft gesehen. Sie gilt als Anhängerin einer eher expansiven Geldpolitik, was die Anleger an den Finanzmärkten wieder risikobereiter macht. Über die geldpolitische Ausrichtung von Summers herrschte an den Märkten dagegen keine Klarheit.

Für die Sitzung der US-Notenbank in dieser Woche, die den Ausstieg aus den Anleihekäufen einläuten dürfte, wird die neue Entwicklung wohl keinen Einfluss haben. Mittel- und längerfristig dürfte Yellen aber einen lockereren Kurs einschlagen als ein Notenbankpräsident Summers, so die Erwartung an den Finanzmärkten.

Der DAX handelt am Mittag 1,2 Prozent höher bei 8.612 Punkten, womit er sein altes Hoch bei 8.557 Punkten aus dem Mai deutlich hinter sich lässt. Der Euro-Stoxx-50 legt um 0,9 Prozent auf 2.894 Punkte zu und erreicht damit den höchsten Stand seit Mai 2011. Der MDAX ist erstmals über 15.000 Zähler gestiegen und auch der TecDAX erklimmen neue Rekordstände. Neue Höchststände melden auch die Börsen in Madrid, Paris und Amsterdam.

Die Spekulationen über die zukünftige Fed-Präsidentschaft setzen derweil dem Dollar zu. Der Euro steigt auf 1,3350 Dollar, der Yen legt zum Dollar ebenfalls zu. Ein Dollar kostet 98,86 Yen, nachdem er am Freitag noch über 100 Yen gehandelt hatte. Zulegen können insbesondere auch die in den vergangenen Wochen gebeutelten Währungen von Schwellenländern, die unter dem Abzug von Liquidität gelitten hatten angesichts der weniger expansiv erwarteten US-Geldpolitik.

Janet Yellen sei für den Dollar "gefährlicher" als das US-Leistungsbilanzdefizit, das Auf- und Abschwellen des Konflikts in Syrien oder die Krisen etlicher wichtiger Schwellenländerwährungen, bemerkt Devisenanalyst Ulrich Leuchtmann von der Commerzbank dazu. Yellen halte "eisern" an dem Glauben fest, abnormal hohes Wachstum sei das einzige Instrument, die Arbeitslosenquote hinreichend schnell zu senken. "Ihr die Verantwortung für die Abwägung zwischen Wachstums- und Inflationsrisiken zu übertragen ist ungefähr so, wie Karl-Heinz Rummenigge zum Schiedsrichter im Spiel Bayern gegen Dortmund zu machen", meint Leuchtmann.

Die Risikofreude der Investoren zeigt sich auch am Anleihemarkt. Dort ziehen die Kurse von Staatsanleihen querbeet an, die Renditen geben entsprechend nach. Zehnjährige Anleihen aus Deutschland und den USA fallen deutlich unter die jüngst erst geknackten markanten Renditeschwellen von 2 und 3 Prozent. Spanische und italienische Staatsanleihen gleicher Laufzeit rentieren mit jeweils rund 4,5 Prozent ebenfalls unter den Ständen der Vorwoche.

Am europäischen Aktienmarkt sind zinsabhängige Branchen wie Banken- und Versichereraktien gefragt. An der Spitze der Sektoren liegen die zyklischen Chemiewerte mit einem durchschnittlichen Plus von 1,8 Prozent. Sämtliche Sektoren weisen Gewinne auf. Der Branchenindex der Reise- und Freizeitaktien zieht um 1,3 Prozent ebenfalls überdurchschnittlich an. Die Aktien haben noch Aufholpotenzial, da sie wegen der Syrien-Krise besonders stark unter Druck standen.

Für Gesprächsstoff sorgt in der Luftfahrtbranche derweil die Personalie Christoph Franz. Der Lufthansa-Vorstandschef verlässt das Unternehmen und wird Chef des Verwaltungsrats des Schweizer Pharmakonzerns Roche, dessen Papiere um 0,8 Prozent zulegen. Am Markt verwundert vor allem der Zeitpunkt des Ausstiegs. Es sei ungewöhnlich, sagen Händler, dass Franz nicht bleibe und die Früchte seiner Restrukturierung im Lufthansa-Konzern ernte. Die Lufthansa-Aktie zeigt sich davon jedoch wenig beeindruckt, der Kurs legt um 0,9 Prozent zu.

Aktien von Fresenius steigen um 3,6 Prozent. Sie werden wie schon am Freitag von der Übernahme eines Großteils der Rhön-Klinikum nach oben getrieben. In Stockholm verteuern sich Aktien von Hennes & Mauritz nach starken Verkaufszahlen des Modehändlers im August um 3,8 Prozent.

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