Alt 09.04.15, 12:13
Standard Aufholjagd in Hongkong geht weiter
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TOKIO/SCHANGHAI (Dow Jones) - Die Kursrally an der Börse in Hongkong geht weiter. Nach dem Kursfeuerwerk am Mittwoch nach dem verlängerten Osterwochenende legte der Hang-Seng-Index am Donnerstag um weitere 2,6 Prozent zu auf 26.926 Punkte - bereits den sechsten Handelstag in Folge. Allerdings war der Handel diesmal extrem volatil. Im Tageshoch hatte der Index fast 28.000 Punkte erreicht, ehe es zu einer teilweisen Beruhigung kam.

An den anderen Plätzen der Region fiel die Tendenz uneinheitlich aus. In Schanghai kam der Index um 0,9 Prozent zurück. In Tokio stieg der Nikkei um 0,8 Prozent auf 19.937 Punkte. An der Börse in Seoul rief die Entscheidung der südkoreanischen Notenbank, die Zinsen wie weithin erwartet unverändert zu lassen, keine Reaktion hervor. Der Kospi bewegte sich kaum.

Hintergrund der Euphorie in Hongkong war erneut die Spekulation auf Liquiditätszuflüsse aus dem chinesischen Kernland, nachdem die Börse in Hongkong die Rally der vergangenen Wochen und Monate in Schanghai nicht mitmachte. Während der Index in Schanghai allein seit Jahresbeginn um rund 22 Prozent gestiegen ist, sind es beim Hang-Seng 15 Prozent.

"Es ist eine Kombination von Käufen aus dem chinesischen Kernland und von internationalen Investoren", sagte Vincent Chan, Chef des China-Aktienresearch bei der Credit Suisse. Internationale Adressen spekulierten darauf, dass noch mehr in China geparktes Geld an den Aktienmarkt in Hongkong fließen werde. Ein Grund dafür sei, dass es Zeit brauche, bis beispielsweise die Fonds interne Prozeduren durchlaufen hätten, um ihren Investments tatsächlich anzupassen. Das potenzielle Volumen dafür ist nach Angaben der chinesischen Finanzmarktaufsicht immens. Sollten lediglich 20 Prozent der von chinesischen Fondsmanagern verwalteten Vermögen nach Hongkong fließen, wären dies rund 280 Milliarden Yuan.

Als Katalysator der Aufholbewegung wirkt die im Herbst vergangenen Jahres eingegangene engere Verzahnung der beiden Börsen, das sogenannte Stock-Connect-Programm, das es mehr Anlegern aus Festlandchina ermöglicht, bis zu einer Tageshöchstgrenze von 10,5 Milliarden Yuan (1,7 Milliarden Dollar) Aktien in Hongkong zu kaufen. Erst vor zwei Wochen erlaubte Peking auch Fondsgesellschaften, diese Handelserleichterung zu nutzen. Am Mittwoch war das maximal erlaubte Tagesvolumen erstmals voll ausgenutzt worden, was gleichwohl lediglich 8,4 Prozent des Tagesumsatzes entsprach. Händler werten dies als Beleg dafür, dass internationale Anleger maßgeblich mit von dem Optimismus für die Hongkonger Börse erfasst sind.

Händler verwiesen zur Erklärung der Kaufwut am Donnerstag auch auf einen Bericht in einem staatlich kontrollierten Magazin, der zu Käufen von Aktien in Hongkong aufruft. Das werde als Signal verstanden, dass die Regierung in Peking die Anleger ermutigen wolle. Einige Akteure wunderten sich dennoch über die Plötzlichkeit und Heftigkeit der Rally in Hongkong und sprachen von "mysteriösen Marktbewegungen". Die Rally könnte durchaus noch weitertragen, kommentierten die Analysten der Credit Suisse, denn mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 11 sei der Hang-Seng-Index immer noch fair bewertet.

Favorisiert wurden im Einzelnen erneut Aktien chinesischer Unternehmen, die sowohl in Schanghai als auch in Hongkong notiert sind und die in Hongkong deutliche Bewertungsabschläge aufweisen. China Shipping Container Lines (CSCL) legten um 17,9 Prozent zu, China Cosco in Hongkong um 14,3 Prozent. CSCL wiesen in Hongkong einen Bewertungsabschlag zur Notiz in Schanghai von 50 Prozent auf, Cosco von 40 Prozent, wie Teilnehmer berichteten. Erneut profitierte auch die Aktie des Börsenbetreibers Hongkong Exchange stark von den hohen Umsätzen. Sie verteuerte sich um 9 Prozent.

Daneben standen Aktien von Eisenbahnunternehmen vor dem Hintergrund erneut aufflackernder Spekulationen über eine Fusion von China Railway Construction und China Railway Group im Fokus. China Railway Construction gewannen 4,7 Prozent, China Railway 3,4 Prozent.

An der Tokioter Börse sprachen Händler derweil von einem weiter intakten Aufwärtsmomentum. Zwar seien die Umsätze wenig berauschend, doch stünden offenbar staatliche Pensionsfonds weiter auf der Käuferseite, unabhängig davon, wie die internationalen Vorgaben aussähen. Ob die Rally noch weiter tragen werde, hänge unter anderem davon ab, ob die 20.000er Marke genommen werden könne. Dabei spiele auch die anlaufende Quartalsberichtssaison eine Rolle, wenngleich es derzeit tatsächlich kaum Verkäufer am Aktienmarkt zu geben scheine. Unterstützung kommt außerdem weiter vom steigenden Dollar. Er kostete wieder über 120 Yen, was die Export- und Erlössituation japanischer Unternehmen verbessert.

Die rohstofflastige australische Börse litt unter den erneut schwachen Preisen für Öl und Eisenerz. Der entsprechende Subindex verlor 1,3 Prozent und zog damit auch den S&P/ASX um 0,5 Prozent mit nach unten.

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