Alt 02.01.14, 12:04
Standard Neuerlichem Rekordhoch im DAX folgen Gewinnmitnahmen
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Nach einem verheißungsvollen Auftakt macht sich an den europäischen Börsen am Mittag des ersten Handelstages 2014 Ernüchterung breit. Ging es bei den Indizes und auch beim DAX in den ersten Minuten noch aufwärts, überwiegen inzwischen längst die Verkaufsaufträge und drücken die Kurse ins Minus. Im Handel ist von "Ermüdungserscheinungen" nach dem Kursschub in den letzten Handelstagen des alten Jahres die Rede.

Der DAX fällt um 0,5 Prozent auf 9.500 Punkte zurück, nachdem er am Morgen mit 9.620 Punkten ein neues Rekordhoch erklommen hatte. Für den Euro-Stoxx-50 geht es deutlicher um 0,7 Prozent auf 3.086 nach unten. Die Umsätze sind vergleichsweise dünn, denn viele Teilnehmer dürften erst in der kommenden Woche wieder an die Märkte zurückkehren. Darüber hinaus wird in der Schweiz wegen eines Feiertags gar nicht gehandelt.

Hoffnung auf Besserung im Tagesverlauf macht ein Blick in die Vergangenheit. Der zeigt, dass ein guter Start in das jeweils neue Börsenjahr fast schon Tradition hat: Der DAX hat in den vergangenen fünf Jahren am ersten Handelstag stets zugelegt, im Schnitt um satte 2,2 Prozent. "Allerdings ist der DAX in diesem Zeitraum an den Jahresenden nie so stark gestiegen wie zum Jahresende 2013. Die Messlatte liegt also schon sehr hoch", warnt ein Händler.

Leichter Gegenwind kam zwar am frühen Morgen bereits aus Asien; in China ist sowohl der offizielle Einkaufsmanagerindex als auch das von der Bank HSBC ermittelte Pendant im Dezember etwas gesunken. Beide konnten sich aber oberhalb der Expansion anzeigenden Schwelle von 50 halten. Der Abwärtstrend in Europa gewann aber erst nach Veröffentlichung der europäischen Einkaufsmanagerindizes an Fahrt. In Summe enthielten diese keine positiven Impulse und bestätigten stattdessen, dass Frankreich der schwache Mann in Europa bleibt. Die Wirtschaft dort komme einfach nicht in Tritt, so ein Händler. Das französische Kursbarometer CAC-40 gehört mit einem Abschlag von 1 Prozent daher auch zu den größeren Verlierern.

Ermutigend sind dagegen die Daten aus Italien und vor allem Spanien ausgefallen. In Spanien ist der Einkaufsmanagerindex im Dezember in den Expansion anzeigenden Bereich von über 50 gestiegen. In Europa befänden sich die meisten Volkswirtschaften im expansiven Modus, nur im schwachen Frankreich nicht, kommentiert eine Marktexpertin.

Die guten Daten aus Spanien und Italien schlagen sich unterdessen zwar nicht am Aktienmarkt nieder, sorgen aber für Nachfrage nach Anleihen beider Länder. Sowohl die spanischen wie auch die italienischen Zehnjahresrenditen sinken deutlich, die italienische sogar auf knapp unter 4 Prozent. Gleichzeitig steigt die niedrige Rendite deutscher Anleihen auf 1,96 Prozent, während sich die französische kaum bewegt.

Topstory am Aktienmarkt ist die Komplettübernahme von Chrysler durch Fiat. Die Nachricht wirke "wie ein Befreiungsschlag", heißt es im Handel. Die Fiat-Aktie macht einen Sprung von 12,3 Prozent auf 6,68 Euro und hat damit die jüngsten Höchststände um 6,50 Euro hinter sich gelassen und auch die Verbindungslinie der Höchststände von 2011 und 2013 bei 6,40 Euro durchbrochen.

Unisono loben die Experten den Preis, der mit 4,35 Milliarden Dollar niedriger ausgefallen sei als erwartet. Analysten gingen zuvor davon aus, dass Fiat für die komplette Kontrolle von Chrysler bis zu 5 Milliarden Dollar bezahlen müsse. Sehr positiv gesehen wird zudem, dass Fiat mehr als die Hälfte des Kaufpreises in bar bezahle, also keine Kapitalerhöhung anstehe.

Im DAX ist die RWE-Aktie mit Abschlägen von 1,4 Prozent einer der Verlierer. Belastend wirkt ein Bericht im "Handelsblatt" über einen Vorratsbeschluss für eine Kapitalerhöhung. Dies rufe dem Markt den hohen Kapitalbedarf der Stromversorger in der Energiewende aufs Neue vor Augen, heißt es im Handel. E.ON-Papiere geben im Sog von RWE um 1,3 Prozent nach. Schwächster Wert ist mit minus 3,5 Prozent die Aktie von K+S, die unter Gewinnmitnahmen und einer pessimistischen Prognose der Analysten der Bank of America leidet.

Am Devisenmarkt kommt der Euro auf 1,3700 Dollar deutlicher zurück. Das Gold ist etwas fester ins neue Jahr gestartet, der Preis je Feinunze steigt um rund 18 auf 1.218 Dollar je Feinunze. Die meisten Analysten rechnen angesichts geringerer Wertpapierkäufe durch die US-Notenbank erneut mit keinem guten Jahr für das Edelmetall, das zum einen als sicherer Anlagehafen in schwierigen Zeiten und zum anderen als Schutz gegen steigende Inflationserwartungen gilt.

Kontakt zum Autor: thomas.leppert@wsj.com

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