Alt 08.06.10, 13:18
Standard XETRA-MITTAG/Schwächer - Fitch-Aussagen zu Großbritannien lasten
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FRANKFURT (Dow Jones) - Nach anfänglichen Kursgewinnen notiert der deutsche Aktienmarkt am Dienstagmittag deutlich leichter. Die Staatsfinanzen dürften sich mit dem Sparpaket der Bundesregierung erholen. Verlierer hingegen dürften Händleren zufolge die Bürger sein, die weniger Geld zum Konsumieren in ihren Taschen hätten. Dies werde zu einem "Vakuum" bei der Kaufbereitschaft sorgen, die ausbleibende Nachfrage die zukünftigen Umsätze der Unternehmen belasten. Der DAX verliert gegen 13.11 Uhr 0,9% oder 52 Punkte auf 5.854.

Eine deutlich gestiegene Risikoscheu unter den Anlegern war am Vormittag zu erkennen, nachdem sich die Rating-Agentur Fitch in einem Bericht sehr besorgt über die hohe öffentliche Verschuldung in Großbritannien geäußert hat. Die öffentliche Verschuldungsquote sei in keinem anderen Land mit der Bonitätsnote "AAA" seit 2008 so rasch gestiegen wie in Großbritannien. Die Rückführung des Defizits müsse wesentlicher rascher erfolgen als in dem im April vorgelegten Haushaltsentwurf bisher vorgesehen.

Negative Kommentare von Goldman Sachs und UBS lasten auf den Versorgern. "Wir rechnen damit, dass die Ankündigung der Bundesregierung in den kommenden Tagen auf den Aktien lastet", prognostiziert die UBS mit Blick auf die Steuerpläne der Bundesregierung. Das am Vortag auf den Weg gebrachte Sparpaket sieht vor, dass die Besteuerung der Kernenergie "aus ökologischen und ökonomischen Gründen" jährlich 2,3 Mrd EUR an zusätzlichen Einnahmen für den Bundeshaushalt generieren werde.

Negativ ist aus Sicht von Goldman Sachs vor allem, dass bereits ab 2011 für die Steuer Kapital abfließe. Dies sei quasi eine Vorauszahlung auf die angestrebte Laufzeitverlängerung für Kernkraftwerker, die aber noch immer nicht sicher sei. Die Aktie von E.ON verliert 3,4% auf 23,49 EUR und RWE geben um 3,3% auf 56,05 EUR nach.

Auch Lufthansa geraten stärker unter Druck. "Die Luftverkehrsabgabe wird nur in Deutschland eingeführt und ist damit ein klarer Wettbewerbsnachteil für die Branche in Deutschland", kommentiert Frank Skodzik von der Commerzbank. "Die Spielräume, die Abgabe an die Passagiere weiterzureichen, sind sehr eng", meint ein Händler. Entsprechend groß dürfte der Druck auf die Margen sein. Allerdings werde das Management die zusätzliche Abgabe als Argument bei den laufenden Tarifverhandlungen ins Feld führen. Die Aktie verliert 2,6% auf 10,46 EUR.

Die Erhöhung der geschätzten Belastung durch das Beben in Chile drückt nach Aussage aus dem Handel die Aktie der Munich Re. Der Rückversicherer hatte am Morgen mitgeteilt, dass die Belastungen aus dem Erdbeben mit einer Schadenssumme von 1 Mrd USD um 300 Mio USD höher ausfallen werden als bisher kommuniziert. Es werde zwar schwieriger, das Gewinnziel zu erreichen, es sei aber noch erreichbar, sagte ein Sprecher der Munich Re. Die Aktie verliert 1,4% auf 99,32 EUR.

Eine hohe Bewertung der Chloride-Aktie durch das Übernahme-Angebot der schweizerischen ABB stützt laut Händlern auch die Siemens-Aktie. Das britische Unternehmen ist wie Siemens in der Produktion von Generatoren und Stromversorgern aktiv. "Die Bewertung dieses Geschäftsfeldes bei Siemens wird nun nach oben angepasst", sagt ein Händler. Die Analysten von Goldman Sachs haben zudem das Kurziel für Siemens deutlich auf 115 EUR von 95 EUR angehoben. Siemens legen gegen den Trend um 0,7% auf 72,45 EUR zu.

Als "kurzfristig negativ" für die Metro wertet ein Händler die Nachricht, dass der Zuschlag für Karstadt an den Investor Nicolas Berggruen gegangen ist. "Die Wahrscheinlichkeit, dass sich Berggruen von den gut laufenden Filialen trennt, ist denkbar gering", meint der Händler. Die von der Metro favorisierte Zusammenführung von Kaufhof und Karstadt sei folglich zumindest auf kurze Sicht unwahrscheinlich. Die Aktie verliert 1,6% auf 41,49 EUR.

Einhellig positiv mit Blick auf die Bilfinger-Aktie fällt im Handel die Reaktion auf die Details zum Börsengang der australischen Tochter des Konzerns aus. "Möglicherweise liegt der erwartete Nettozufluss von 780 Mio AUD etwas unter den Prognosen, das könnte den einen oder anderen, der auf eine höhere Bewertung gesetzt hat, etwas enttäuschen. Aber dass der Börsengang in dem schwierigen Marktumfeld durchgezogen wird, ist mittelfristig sicher kursstützend für Bilfinger Berger", sagt ein Händler. Die im MDAX-gelistete Aktie notiert in dem schwachen Marktumfeld 1% leichter bei 44,61 EUR.

DJG/thl/bek/raz

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