Alt 14.02.14, 12:35
Standard Börse Mailand setzt auf politischen Neuanfang
Beitrag gelesen: 307 x 

Der italienische Aktienmarkt stellt zum Wochenausklang das Zugpferd an den Börsen in Europa. Während DAX und Euro-Stoxx-50 mit Aufschlägen von 0,6 Prozent notieren, legt der Mailänder MIB-Index um 1,2 Prozent zu. Grund ist der bevorstehende Regierungswechsel. Im DAX reagieren ThyssenKrupp mit einem Kursplus von 3,5 Prozent auf gut aufgenommene Quartalszahlen. Mit 20,40 Euro steht der Aktienkurs auf dem höchsten Stand seit fast zwei Jahren.

Allgemein wird damit gerechnet, dass der Florentiner Bürgermeister und Vorsitzende der Partito Democratico, Matteo Renzi, der neue starke Mann in Italien wird. Den amtierenden Ministerpräsident Enrico Letta hat er in einem parteiinternen Machtkampf gestürzt. Renzi fordert einen "radikalen" Wandel und Reformen. Sollten diese angegangen werden, könnte die italienische Wirtschaft endlich aus der Stagnation kommen, heißt es am Markt. Die Börse verteilt deshalb Vorschusslorbeeren. Wichtig sei nun, dass der Regierungswechsel ohne Neuwahlen über die Bühne gehe.

Positive Impulse kommen zudem von besser als erwartet ausgefallenen Daten für die Eurozone. Die Wirtschaftsleistung ist im vierten Quartal 2013 etwas stärker als erwartet gewachsen. Damit sinkt die Wahrscheinlichkeit neuer geldpolitischen Lockerungsmaßnahmen durch die EZB auf ihrer März-Sitzung. Die EZB dürfte sich in ihrer Wachstumsprognose für 2014 von 1,1 Prozent bestätigt sehen, sagt die Commerzbank. "Wir zögern aber noch, unsere Prognose von knapp 1 Prozent anzuheben, denn die Risiken in den Schwellenländern sind gestiegen", sagt Analyst Christoph Weil. "Dessen ungeachtet senken die heutigen Daten die Wahrscheinlichkeit, dass die EZB wie von uns prognostiziert auf ihrer Sitzung im März die Leitzinsen senkt." Der Euro tendiert etwas fester bei knapp 1,37 Dollar.

Weiter nach oben geht es mit den Edelmetallen. Die Feinunze Gold zieht auf 1.313,00 Dollar an, nachdem sie am Donnerstagabend erstmals seit Anfang November die Marke von 1.300 Dollar touchiert hatte. Die ANZ-Bank spricht von guter Nachfrage aus China. Die könnte allerdings bald abebben, so das Haus. Kräftig nach oben geht es nun auch mit dem Silber, dessen Feinunze um fast 1,5 Prozent zulegt.

Generell stehen die Chancen gut, dass die Erholungsgewinne an den Aktienmärkten noch etwas ausgebaut werden. "Angesichts der hohen Risikobereitschaft in den vergangenen Tagen stehen die Chancen nicht schlecht, dass die Woche freundlich endet", sagt Gary Yau vom Credit Agricole. Es sei schon erstaunlich, wie gut das Sentiment sei - und das trotz der schwächeren US-Daten. Am Nachmittag werden in den USA Daten zur Industrieproduktion und zur Verbraucherstimmung veröffentlicht.

Gut kommen an der Börse die Geschäftszahlen von ThyssenKrupp an. "Die sind doch einen Tick besser als erwartet ausgefallen", sagt ein Händler. Operativ sähen sie deutlich besser aus, der Auftragseingang sei gut. Der etwas geringer als erwartet ausgefallene Umsatz habe dennoch zu einem höheren EBIT geführt. "Das zeigt klar, dass die Kostenersparnisse eine größere Rolle gespielt haben als gedacht", ergänzt ein Analyst.

Beim Umsatz habe man aber ohnehin nicht mit größeren Sprüngen gerechnet, da Branchendaten bereits gezeigt hatten, dass die Lagerbestände hoch seien. Dass insgesamt ein höherer Verlust als im Vorjahr verbucht wurde, sei dagegen wegen der diversen Abschreibungen und Verlustbringer so erwartet worden. Bei den Sektoren führt der Index der Roh- und Grundstoffwerte mit einem Plus von 0,8 Prozent die Gewinner an.

Angetrieben wird der Subindex nicht nur von ThyssenKrupp, sondern auch von Anglo American. Die Aktien steigen nach dem Quartalsbericht des Bergbaukonzerns um 0,4 Prozent. Der Konzern schreibt zwar weiterhin rote Zahlen. Glänzen konnten dagegen Eisenerz- und Kupferproduktion, die zum Jahresende kräftig zulegten. Die Analysten der Citigroup merken an, dass das Platin-, Kupfer und Diamantengeschäft besser als erwartet gelaufen sei.

Auf der Verliererseite im DAX stehen Munich Re mit einem Minus von 0,6 Prozent. Die Societe Generale hat die Aktien des Rückversicherers auf die Verkaufsliste genommen.

Kontakt zum Autor: thomas.leppert@wsj.com

DJG/thl/ros

Copyright (c) 2014 Dow Jones & Company, Inc.
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Dow Jones die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis)  
 Es ist 19:54 Uhr.
Top 



copyright: imagine Grafik - DTP - Webdesign - [AGB / Datenschutz]