Alt 02.07.12, 16:55
Standard Schrumpfende US-Industrie drückt Aktienkurse in Minus
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Miserable Konjunkturdaten aus den USA drücken die Indizes am US-Aktienmarkt am Montagmittag (Ortszeit) ins Minus. Die zuvor gesehene Entspannung an Wall Street nach dem EU-Gipfel ist damit Makulatur, die US-Finanzmärkte sind komplett auf Konjunkturabschwung umgeschwenkt. Als Auslöser des Stimmungswechsels fungiert der heftige Rückschlag der US-Industrie im Juni. Der nationale Index der Einkaufsmanager im verarbeitenden Gewerbe (ISM) fiel auf einen Stand von 49,7 Punkten, was auf eine Schrumpfung des Sektors hinweist. Damit wurden zugleich die Markterwartungen klar verfehlt. Ökonomen hatten nur einen Rückgang auf 52,0 vorhergesagt, nachdem im Vormonat für den viel beachteten Index ein Stand von 53,5 ausgewiesen worden war. In dieses düstere Bild fügen sich auch schwache Daten aus China nahtlos ein, die zunächst ausgeblendet wurden.

Der Dow-Jones-Index (DJIA) verliert 0,5 Prozent auf 12.819 Punkte. Der S&P-500 sinkt um 0,3 Prozent auf 1.358 Zähler und der technologielastige Nasdaq-Composite gibt um einen Punkt auf 2.934 Punkte nach. "Eine ganze Reihe von Fundamentaldaten in den USA sind alles andere als positiv ausgefallen. Der Fokus verschiebt sich erkennbar weg von den Ereignissen in Europa und hin zu den Vorgängen in den USA", stellt Analyst Joe Bell von Schaeffer's Investment Research fest. Besonders gravierend bei den US-Daten sei der Umstand, dass die US-Wirtschaft schrumpfe, heißt es weiter. Der ISM-Index ist das erste Mal seit 37 Monaten unter die Expansionsschwelle von 50 Punkten gefallen. "Selbst nach den überwiegend schwachen Regionalumfragen ist dies klar eine negative Überraschung", ergänzt ein weitere Analyst. Für den am Freitag anstehenden US-Arbeitsmarktbericht stellen die Daten damit kein gutes Omen.

Etwas gebremst wird die Talfahrt vom Immobilienmarkt, einem der größten Problemfelder in den USA. Die US-Bauausgaben sind im Mai stärker gestiegen als erwartet. Zudem wurden die Vormonatsdaten nachträglich nach oben revidiert. Am Devisenmarkt kommt der Euro von seinem Höhenflug zum Dollar nach dem EU-Gipfel wieder zurück und fällt unter die Marke von 1,26 Dollar. Im Tageshoch hatte er 1,2675 Dollar erreicht. Er liegt allerdings immer noch höher als vor dem EU-Gipfel. Die Devisenexperten der UBS wären nicht überrascht, wenn es für den Euro nach der kurzzeitigen Erholung wieder nach unten ginge. Es dürfte sich bei den Investoren die Erkenntnis durchsetzen, dass die EU-Beschlüsse kurzfristig nur begrenzte Auswirkungen haben werden. Die Entscheidungen vom Freitag hätten dem Euro wiederum "nur etwas Zeit gekauft". Auf Sicht von einem Monat sieht die UBS den Euro bei 1,24 Dollar. In rund drei Monaten wird die Gemeinschaftswährung bei 1,20 Dollar geortet.

Klare Gewinner der Konjunktursorgen sind die Notierungen der US-Staatsanleihen. Diese ziehen kräftig an und schicken die Renditen gen Süden. Die Rendite zehnjähriger Papiere fällt auf 1,56 Prozent. Auch am Ölmarkt geben die Konjunkturängste die Richtung vor. Der August-Kontrakt der Sorte WTI notiert wieder unter der Marke von 84 Dollar je Barrel, auch der Preis für die europäische Referenzsorte Brent gibt kräftig nach. Am Ölmarkt wird neben den US-Daten aber vor allem auf China verwiesen. Dort ist die Aktivität im Verarbeitenden Gewerbe auf den niedrigsten Stand seit rund sieben Monaten gefallen. Die chinesische Industrie ist von ernsten Abwärtsströmungen bedroht und kann kaum noch Wachstum erzeugen. Das zeigen die beiden Befragungen der Einkaufsmanager der zweitgrößten Volkswirtschaft der Erde.

Mit Blick auf die Einzelwerte sorgen Dell für Aufsehen. Der Computerkonzern hat den Bieterwettstreit um den Hersteller von Businesssoftware Quest für sich entschieden, Dell übernimmt das Unternehmen für insgesamt 2,36 Milliarden Dollar in bar. Die Titel von Dell verlieren 0,5 Prozent auf 12,45 Dollar. Die Anfang des Jahres geschlossene Allianz zwischen den Automobilkonzernen General Motors und PSA Peugeot Citroen hat erste Ergebnisse hervorgebracht. Ab dem kommenden Jahr wird GM wird den Großteil seines europäischen Logistikgeschäfts auf die PSA-Tochter Gefco übertragen. Anleger zeigen sich jedoch skeptisch, die Anteilsscheine des US-Automobilunternehmens fallen um 1,8 Prozent auf 19,37 Dollar.

Die Aktien von Bristol-Myers Squibb geben um 0,4 Prozent auf 35,81 Dollar nach. Der Pharma-Konzern will mit einer Milliardenübernahme seine Präsenz im wachsenden Markt für Diabetes-Medikamente stärken. Bristol-Myers-Squibb übernimmt für insgesamt sieben Milliarden Dollar Amylin Pharmaceuticals und intensiviert außerdem seine Diabetes-Allianz mit dem britischen Pharmakonzern AstraZeneca. Amylin Pharmaceuticals ziehen im Gegenzug um 8,9 Prozent auf 30,72 Dollar an.

Die Aktien von Anworth Mortgage Asset ermäßigen sich um 2,4 Prozent auf 6,88 Dollar. Das Unternehmen hat seine Quartalsdividende um 14 Prozent gekürzt und von niedrigeren Zinseinnahmen berichtet. Die Papiere von Micron Technology verteuern sich um 4,8 Prozent auf 6,62 Dollar, die Gesellschaft kauft den japanischen Wettbewerber Elpida Memory für 750 Millionen Dollar.

Die Aktien von Brightpoint schießen um 62,7 Prozent auf 8,80 Dollar empor, der Mobilfunkausrüster wird von Ingram Micro geschluckt, deren Titel gewinnen 2,9 Prozent auf 17,97 Dollar. Lincare Holdings werden vom deutschen Wettbewerber Linde einverleibt, die Anteilsscheine des Sauerstoffgeräte-Herstellers schnellen um 21,5 Prozent auf 41,32 Dollar nach oben.

Am Dienstag findet in den USA vor dem "Independence Day" am 4. Juli am Aktien- und Anleihemarkt lediglich ein verkürzter Handel statt. Am Mittwoch bleiben die Märkte dann vollständig geschlossen.

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