Alt 28.06.12, 14:10
Standard Zurückhaltung vor EU-Gipfel - Skepsis überwiegt
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Vor Beginn des EU-Gipfels werden an Wall Street am Donnerstag Abgaben erwartet. Damit dürften zunächst die schwachen Vorgaben aus Europa die Richtung bestimmen. Die Erwartungen an das Treffen sind mittlerweile auf ein Minimum geschrumpft. "Jede gute Nachricht könnte den Markt daher nach oben katapultieren", merkt ein Händler an. Doch scheinen die Fronten im Vorfeld verhärtet, eine Einigung über zentrale Themen im Umgang mit der Finanzkrise noch immer in weiter Ferne. Die US-Konjunkturdaten finden am Markt kaum Beachtung. So sind die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe mit einem Rückgang um 6.000 etwas besser als erwartet ausgefallen. Die dritte Veröffentlichung des US-Bruttoinlandsprodukts traf mit einem Plus von 1,9 Prozent exakt die Erwartungen. Der Future auf den S&P-500 verliert 0,5 Prozent, der auf den Nasdaq-100 reduziert sich um 0,4 Prozent.

Mit Blick auf den EU-Gipfel lehnt Bundeskanzlerin Angela Merkel weiterhin jede Form einer Vergemeinschaftung von Schulden ab und fordert Strukturreformen. Die Länder der Peripherie halten dagegen, dass zunächst eine Stabilisierung der dortigen Anleihemärkte erreicht werden müsse. Und dies erfordere eine Vergemeinschaftung der Schulden, sprich die Einführung von Euro-Bonds. Der italienische Ministerpräsident Mario Monti warnt gar vor einer möglichen "Katastrophe" für die EU, sollten die Mitgliedsländer keine gemeinsame Linie finden.

Die Akteure am Finanzmarkt befürchten, dass sich die Politiker nur auf das absolute Minimum einigen werden, um ein Auseinanderbrechen der Eurozone zu verhindern. Am Anleihemarkt ziehen die Renditen Spaniens und Italiens wieder an, was die pessimistischen Erwartungen unterstreicht. Die Zinsen spanischer Benchmarkanleihen steigen in Richtung der 7 Prozentmarke. Auf diesem Niveau schlüpften Irland und Portugal unter den Rettungsschirm der EU.

Doch das Umfeld für Börsen dürfte auch nach dem EU-Gipfel schwierig bleiben. Eine weitere Verschärfung der Schuldenkrise dürfte nur eine Frage der Zeit sein. Nicht nur könnte sich das Umfeld für Spanien und Italien rasch weiter eintrüben, auch Griechenland dürfte bald wieder thematisiert werden. Analysten glauben nicht, dass Griechenland die vereinbarten Ziele mit der Troika wird erfüllen können. Ein neues Rettungspaket könnte also nötig werden mit all der damit verbundenen Dramatik.

Die Europäische Zentralbank (EZB) könnte zwar ab einem gewissen Punkt aktiv werden, um ein Auseinanderbrechen der Eurozone zu verhindern. "Allerdings muss sich dazu die Lage an den Finanzmärkten zunächst noch einmal massiv eintrüben", sagt ein Händler. Ungemach droht aber nicht nur durch die ungelöste Schuldenkrise in der Eurozone. Die sich mehrenden Gewinnwarnungen machen deutlich, dass die schwächere Weltkonjunktur in der Zwischenzeit bei den Unternehmen angekommen ist.

Der Euro ist nach den Aufschlägen im frühen Handel wieder deutlich unter die Marke von 1,25 Dollar gefallen und wird aktuell bei 1,2434 Dollar gehandelt. Viele Experten sehen den Euro ungeachtet des mittlerweile recht geringen Enttäuschungspotenzials auf dem Gipfel tendenziell weiter auf dem Weg nach Süden. David Woo von der Bank of America-Merrill Lynch sieht die Devise wegen der geringen Aussichten auf einen Durchbruch in den kommenden Wochen auf 1,20 Dollar zurückfallen.

Der sichere Hafen der US-Anleihen zeigt sich kaum verändert, die Rendite zehnjähriger US-Titel liegt bei 1,60 Prozent. Auch der Ölpreis bewegt sich kaum. Der Preis für ein Barrel Leichtöl der Sorte WTI behauptet sich über der Marke von 80 Dollar. Aktuell notiert er bei 80,66 Dollar. Auch hier sind alle Blicke auf den EU-Gipfel gerichtet, heißt es von einem Händler.

Unternehmensnachrichten sind dagegen dünn gesät. Die Titel von J.P.Morgan verlieren vor der Startglocke 3,2 Prozent. Die US-Großbank könnte im Derivatehandel wesentlich höhere Verluste erlitten haben als bisher bekannt. Statt auf die angekündigten Verluste von 2 Milliarden US-Dollar könnten sie sich auf bis zu 9 Milliarden Dollar summieren, berichtete die New York Times mit Verweis auf gut informierte Kreise.

Nach der Schlussglocke wird zudem noch der Sportartikel-Hersteller seine Ergebnisse für das vierte Quartal vorlegen. Analysten rechnen hier mit einem Gewinn je Aktie von 1,37 Dollar. Die Aktie von Nike zeigt sich vorbörslich unverändert.

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