Alt 26.06.12, 21:21
Standard Immobiliendaten lassen Euro-Schuldenkrise vergessen
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Gute Konjunkturdaten haben die US-Aktienmärkte am Dienstag einen Teil ihrer Vortagesverluste wettmachen lassen. Zwar schwebte abermals die Schuldenkrise in der Eurozone wie eine dunkle Wolke über dem Markt, doch trösteten sich die Anleger an der Wall Street damit, dass zumindest der heimische Immobilienmarkt wieder in Gang zu kommen scheint.

Der Dow-Jones-Index (DJIA) gewann 0,3 Prozent auf 12.535 Punkte. Der S&P-500 stieg um 0,5 Prozent auf 1.320 Punkte und der Nasdaq-Composite legte um 0,6 Prozent auf 2.854 Punkte zu. Das Umsatzvolumen war mit 0,71 (Montag: 0,75) Milliarden Aktien abermals dünn. Auf 1.952 Kursgewinner kamen 1.094 -verlierer, während 113 Titel unverändert schlossen.

Der Handelsauftakt stand noch im Zeichen der Euro-Schuldenkrise. Am Montag hatte die Ratingagentur Moody's nach Börsenschluss in den USA zahlreichen spanischen Banken schlechtere Bonitätsnoten gegeben. Die für Dienstag angesetzten Auktionen spanischer, aber auch italienischer Staatsanleihen standen daraufhin unter keinem guten Stern. Beide Länder mussten hohe Zinsen bieten, um ihre Schuldtitel am Markt unterzubringen.

Nervös reagierte der Markt vorübergehend auch, als aus informierten Kreisen durchsickerte, Bundeskanzlerin Merkel sei unverändert gegen eine gemeinschaftliche Schuldenhaftung in Europa und wolle in dieser Frage hart bleiben. Das wurde als neuerliche Absage an Euro-Bonds interpretiert und dämpfte die Erwartungen an den EU-Gipfel, auf dem am Donnerstag und Freitag Reformvorschläge, darunter wohl auch die Vergemeinschaftung von Schulden, diskutiert werden sollen.

Sorgen bereitete den Anlegern auch, dass sich das Vertrauen der US-Konsumenten abermals eingetrübt hat. Der entsprechende Index sank im Juni den vierten Monat in Folge. Allerdings festigte sich der Eindruck, dass sich der Markt für Wohnimmobilien wieder belebt. Daten zu den Häuserpreisen zeigten, dass deren Rückgang sich im April verlangsamt hat. Schon am Montag war ein überraschend kräftiger Anstieg bei den Verkäufen neuer Eigenheime gemeldet worden.

Der Ölpreis machte im Gefolge der Aktienmärkte etwas Boden gut. An der New Yorker Rohstoffbörse Nymex stieg der August-Kontrakt auf ein Barrel Leichtöl der Sorte WTI um 0,2 Prozent bzw 0,15 US-Dollar auf 79,36 Dollar. Die europäische Referenzsorte Brent gewann an der ICE 2,2 Prozent bzw 2,01 Dollar auf 93,02 Dollar. Der deutlichere Anstieg des Brent-Preises wurde von der Angst vor einer Angebotsverknappung getrieben: In Norwegen streiken die Arbeiter der Ölindustrie. Außerdem tritt am Sonntag das Ölembargo der EU gegen Iran in Kraft.

Am Anleihemarkt, der am Montag vielen verängstigten Anlegern Zuflucht geboten hatte, wurden unterdessen Gewinne mitgenommen. Die Rendite zehnjähriger US-Treasurys stieg auf 1,63 Prozent.

Die Auktion zweijähriger Notes stieß auf eine etwas geringere Nachfrage als im Durchschnitt der vorigen Auktionen, was Adrian K. Miller von GMP Securities auch auf die "Operation Twist" der US-Notenbank zurückführte. Die Federal Reserve kauft im Zuge dieser Operation Papiere mit längeren Laufzeiten und stößt Anleihen mit kürzeren Fälligkeiten ab, um die langfristigen Zinsen niedrig zu halten und die Wirtschaft anzukurbeln. Viele Anleger fürchteten, dass die Kurse zweijähriger Notes damit unter Druck geraten und ihre Renditen nach oben getrieben würden, erklärte Miller die Zurückhaltung. Die Auktion fünfjähriger Notes am Mittwoch dürfte aber auf ein lebhafteres Interesse stoßen, weil diese Laufzeit nicht von der "Operation Twist" erfasst werde, fügte Miller hinzu.

Gold fiel in der Gunst der Anleger ebenfalls zurück. Auch hier setzten sich die besseren US-Immobilienmarktdaten gegen die Angst vor den Folgen der europäischen Schuldenkrise durch. An der Comex fiel der Goldpreis um 0,9 Prozent auf 1.574,90 Dollar.

Die überzeugenden Immobilienmarktdaten verhalfen Aktien von Bauunternehmen wie Pulte Group (+5,3 Prozent auf 9,72 Dollar) und Lennar (+2,9 Prozent auf 27,36 Dollar) zu Kursgewinnen. Umstrukturierungspläne rückten dagegen die Papiere von News Corp (+8,3 Prozent auf 21,76 Dollar) ins Blickfeld der Anleger. Der Medienkonzern erwägt eine Aufspaltung in Unterhaltungs- und Verlagsgeschäft. News Corp ist Eigentümer von Dow Jones, Herausgeber von Dow Jones Newswires und dem Wall Street Journal.

Die Aktien der Apollo Group gewannen 10,3 Prozent auf 35,81 Dollar, nachdem der Betreiber privater Hochschulen überraschend gute Geschäftszahlen vorgelegt hatte. Die Papiere von Seagate Technology profitierten von der bevorstehenden Aufnahme in den S&P-500-Index und stiegen um 3,7 Prozent auf 24,12 Dollar.

Der Kurs von Harley Davidson fiel dagegen um 3,6 Prozent auf 46,18 Dollar. Nach der Investorenveranstaltung des Motorradherstellers hatten sich einige Investmentbanken etwas besorgt gezeigt und ihre Schätzungen zurückgenommen.

Kontakt zum Autor: claudia.nehrbass@dowjones.com
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