Alt 21.04.11, 16:54
Standard Standard & Poor’s erhöht den Druck auf USA
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Eine kleine Randpartei könnte für die Eurozone zum echten Problem mutieren. Die „Wahren Finnen“ verfünffachten am Wochenende ihren Stimmenanteil im Vergleich zu 2007 und sind mit insgesamt gut 19 Prozent der Stimmen sehr wahrscheinlich Teil einer neuen finnischen Regierungs-Koalition. Was dies für Europa bedeuten könnte, machte der Vorsitzende der rechtpopulistischen Partei, Timo Soini, bereits im Wahlkampf deutlich: Für den strikten Euro-Gegner ist es nicht hinnehmbar, dass Finnland „für die Fehler anderer bezahlt“. Die „Wahren Finnen“ könnten mittelfristig den europäischen Konsens empfindlich stören. Ein Hilfsantrag, egal ob von Irland oder jüngst Portugal, bedarf der Zustimmung aller 17 Euroländer: Mit anderen Worten, jedes einzelne Euro-Mitglied besitzt de facto ein Vetorecht – auch Finnland. Die nächste Hiobsbotschaft hatte die Nachrichtenagentur Reuters parat: Unter Berufung auf die griechische Tageszeitung „Eleftherotypia“ habe die Regierung in Athen die Europäische Union (EU) und den Internationalen Währungsfonds (IWF) um eine Umschuldung gebeten. Regierungsvertreter dementierten jedoch umgehend den Bericht. (Mehr zum Thema bei Bondsweekly-Spezial). Und zu guter Letzt senkte die Ratingagentur Standard & Poor’s am Nachmittag den Ausblick für die Bewertung der US-Kreditwürdigkeit von „stabil“ auf „negativ“. Nachdem der Ausverkauf von US-Bonds durch die Anlagegesellschaft Pimco, sowie die harsche IWF-Kritik von vergangener Woche von den Finanzmärkten noch relativ gelassen hingenommen wurde, war es diesmal vorbei mit der Ruhe. Während die Aktienmärkte dies- und jenseits des Atlantiks teilweise drastische Kursverluste zu verzeichnen hatten – allein der DAX verlor über zwei Prozent – konnte der Bund-Future von dieser Meldung profitieren. Ein Schlusskurs von 122,45 Zählern, bedeute ein sattes Plus von 125 Basispunkten, im Vergleich zur Vorwoche!

Am Dienstag konnte der Bund-Future die Gewinne des Vortages nicht mehr verteidigen und musste letztlich ein Minus von 28 Basispunkten hinnehmen. Überraschend stark präsentierte sich der US-Bausektor: Sowohl die Baubeginne, als auch die ausgestellten Baugenehmigungen lagen jeweils über den Erwartungen von Analysten.

Aufgrund sehr fester Aktienmärkte geriet der Bund-Future zur Wochenmitte unter leichten Abgabedruck. Die Marke von 122,00 Punkten konnte nicht mehr verteidigt werden.

Bondsweekly-Spezial: Szenarien einer Umschuldung Griechenlands

Die Meldung wonach Griechenland bereits um einer Umschuldung angefragt habe, hat wahrscheinlich nicht mehr allzu viele Analysten überrascht. Angesichts steigender Renditeaufschläge, die mittlerweile selbst im kurz laufenden Bereich die 20 Prozent-Marke übersteigen, wird ein hellenischer Zahlungsausfall de facto immer wahrscheinlicher.

Welche Möglichkeiten bleiben Griechenland beziehungsweise der EU auf diese Misere zu reagieren?
1. „Haircut“: Ein „haircut“, also ein Forderungsverzicht der Gläubiger wurde hier bereits des Öfteren diskutiert. Doch was bedeutet ein solcher Forderungsverzicht im Endeffekt? Das jüngste Beispiel aus der Vergangenheit ist der Fall Uruguay: Die Kombination aus anhaltender wirtschaftlicher Rezession, steigenden Staatsschulden und nachlassender Bonität bei den drei großen Ratingagenturen, führten bei Uruguay zum Zahlungsausfall. Die Regierung in Montevideo einigte sich mit ihren Gläubigern auf einen Forderungsverzicht – also einen „haircut“ – in Höhe von 13 Prozent. Dass ein solcher „haircut“ jedoch weitaus drastischer für die Gläubiger ausfallen könnte, zeigt das Beispiel Argentinien: Nach langem Gezerre, einigten sich hier die Gläubiger und der Schuldner aus Südamerika auf einen Forderungsverzicht in Höhe von 73 Prozent! Durch einen „haircut“ kann ein Schuldenstaat zwar auf einen Schlag einen Großteil seiner Schulden abbauen, andererseits zeigen die Beispiele Uruguay und Argentinien, dass auch der Ruf, beziehungsweise die Kreditwürdigkeit am Finanzmarkt auf Jahre verspielt ist.

2. Längere Laufzeiten: Griechenland erhält bis 2013 Kredite von EU und IWF in einem Volumen von insgesamt gut 110 Milliarden Euro. Zudem laufen 2012 und 2013 zahlreiche Alt-Anleihen aus. Das heißt, die Gläubiger – egal ob institutionell oder privat – müssten einem Zahlungsaufschub zustimmen. Allerdings setzt ein Zahlungsaufschub voraus, dass die Reformen in Griechenland – wie beispielsweise die massiven Sparpakete – fruchten und Griechenland zu einem späteren Zeitpunkt in die Lage versetzt wird, seine Schulden zu begleichen.
a. Verzicht auf Zinszahlungen: Neben einer Laufzeitverlängerung müssten Gläubiger zusätzlich eventuell auf weitere Zinszahlungen verzichten. Das heißt, die Rendite wäre zwar futsch, aber immerhin würden 100 Prozent des Schuldbetrages ausgezahlt.

3. Die EZB springt ein: In den vergangenen Monaten sprang die Europäische Zentralbank (EZB) bereits immer wieder in die Presche und kaufte beispielsweise zahlreiche Anleihen Portugals oder auch Spaniens, um diese zu stützen. Die Idee dahinter ist ebenso simpel wie effektiv: Die EZB erhöht durch dieses Vorgehen die Nachfrageseite, was – im Normalfall – zu sinkenden Risikoaufschlägen führt. Allerdings erhöht ein solches Vorgehen zwangsläufig das Risiko der EZB. Zudem wurden derartige Anleihenkäufe bereits immer wieder scharf kritisiert und sind zudem von rechtlicher Seite nicht unumstritten.

Was FÜR und WIDER eine Umschuldung spricht:

Das Moral-Hazard-Problem: Kritiker einer Umschuldung führen immer wieder an, dass Griechenland durch einen Schuldenschnitt jeglichen Anreiz für weitere Sparmaßnahmen verlieren würde. Ein solcher „haircut“ würde jedoch maximal einen Teil der hellenischen Schulden tilgen. Um am Finanzmarkt wieder attraktiv und insgesamt liquide zu bleiben, wären in jedem Falle weitere, drastische Sparmaßnahmen notwendig.

Dominoeffekt I: Einige Analysten befürchten, dass wenn erstmal der erste Stein gefallen ist, das ganze Spiel in sich zusammenbrechen könnte. Wenn also eine Umschuldung erstmal als mögliches Szenario im Euro-Raum gespielt würde, würde sich der Vertrauensverlust nicht nur gegen Griechenland, sondern auch gegen Dritte Krisenstaaten der Europeripherie richten. Ceteris Paribus würde allein der psychologische Effekt die Renditen für PIIGS-Anleihen in die Höhe treiben. Allerdings reagierten die Finanzmärkte in letzter Zeit relativ gelassen und Herabstufungen etwaiger Krisenstaaten, weshalb – nüchtern betrachtet – die Risikoaufschläge für Staatsanleihen nicht das größte Problem sind:

Dominoeffekt II: Gerne vernachlässigt wird bei allen Umschuldungsszenarien die Rolle der europäischen Banken. Selbst wenn der ein oder andere Privatanleger respektive Vermögensverwalter griechische Anleihen in seinem Depot hält, sind und bleiben Banken und Versicherer die größten griechischen Gläubiger. Wenn also die eine oder andere Bank ein paar Milliarden in der Ägäis versenkt, könnte durchaus eine neue Lawine im Interbankenmarkt losgetreten werden.

Öffentlichkeit: Die Wahlen in Finnland sprechen eine deutliche Sprache: Die europäische Union als Solidargemeinschaft steht vor einer Zerreißprobe! Die gesamt-europäische Sozialisierung von Verlusten in der Europeripherie, wird von der Bevölkerung der Geberländer nicht mehr klaglos hingenommen. Die „Wahren Finnen“ treffen mit der Frage warum Finnland für die Fehler Anderer zahlen soll, auch außerhalb Finnlands, auf immer breitere Zustimmung. Abseits aller ökonomischer Rechenspielerei, könnte die europäische Öffentlichkeit zum Zünglein an der Waage werden.

Börse Stuttgart TV – Interview hier abrufbar:

Selbst für kurzlaufende Anleihen muss Griechenland mittlerweile über 20 Prozent Rendite bieten. Zwar betont Zentralbankchef Provopoulus, dass eine Umschuldung “weder notwendig noch wünschenswert sei”, allerdings führt für viele Experten kein Weg daran vorbei. Was würde ein Zahlungsausfall für Griechenland, die EU und letztlich die Gläubiger bedeuten? Frank Benz, Benz AG “Partner für Vermögen”, bei Börse Stuttgart TV.

https://www.boerse-stuttgart.de/de/...v.html?vid=5412

Seit dieser Woche kann in Stuttgart eine Anleihe der Daimler International Finance AG gehandelt werden (WKN: A1GQAA). Die Schuldverschreibung kann in Norwegischen Kronen (NOK) zu einer Mindeststückelung von 10.000 NOK nominal erworben werden. Bei einem festen Kupon von 4,25 Prozent, wird das Papier zum 22. April 2014 fällig.

Die zweite Neueinführung für diese Woche ist ein Papier der GEA Group AG (WKN: A1KQ1M). Die Schuldverschreibung des börsennotierten Spezialmaschinenbauer und MDAX-Mitgliedes bietet einen festen Kupon von 4,25 Prozent, bei einer Mindeststückelung von 1.000 Euro nominal. Fällig wird die Anleihe zum 21. April 2016.

Quelle: boerse-stuttgart AG
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