Alt 18.09.09, 22:30
So tickt die Börse: Gewinn für US-Gewerbeimmobilien
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Können Sie wirklich noch einsteigen in eine Börse, die bereits 50% Kursgewinn in nur sechs Monaten vollzogen hat? Viele können das nicht. Man sieht die jüngsten Kursanstiege zu einem großen Teil stets als Korrekturrisiko an. Und wer will da schon einsteigen? Zumal bei uns noch die Bundestagswahlen vor der Tür stehen und bis zur nächsten Regierungsbildung wieder einmal unsichere Zeiten auf uns zukommen.

Dennoch steigen Dow Jones und DAX jeden Tag stetig weiter an. Der Dow Jones nimmt inzwischen die 10.000 ins Visier, der DAX liebäugelt schon mit der 6.000er Marke. Schauen Sie selbst:

INDIZES (17.09.2009)

Dow Jones: 9.783 | 1,6%
DAX: 5.731 | 2,4%
Nikkei: 10.443 | -0,7%
Euro/US-Dollar: 1,472 | 0,8%
Euro/Yen: 134,32 | 1,2%
10-Jahre-US-Anleihe: 3,44% | 0,1
Umlaufrendite Dt: 3,04% | 0,0
Feinunze Gold USD: $1.011,10 | 0,9%
Fass Crude Öl USD: $72,53 | 0,5%
Baltic Dry Shipping I: 2.390 | -4,1%


Schon beim Überspringen der 9.000er-Marke durch den Dow Jones oder der 5.000er-Marke durch den DAX waren allerorten Bären zu hören, die von übertriebenen Kursanstiegen sprachen. Die Kurse seien schneller angestiegen, als sich die Konjunktur erhole.

Das ist richtig, denn die Kurse nehmen die Konjunkturerholung vorweg. Inzwischen befinden wir uns nicht mehr in der Phase, in der lediglich die vermiedene Weltwirtschaftskrise zu steigenden Kursen führte, sondern jetzt beginnen die Kurse ein Niveau widerzuspiegeln, das ein Ende der Rezession und einen Konjunkturaufschwung erhoffen lässt.

Ich hatte es in der vergangenen Woche bereits beschrieben: Unternehmensgewinne im laufenden Quartal werden mit den Unternehmensgewinnen von vor einem Jahr verglichen. Und vor einem Jahr ist Lehman Brothers Pleite gegangen, die Weltwirtschaft stockte und die Umsätze vieler international aufgestellter Unternehmen brachen ein.

Inzwischen haben so ziemlich alle Regierungen der Industrienationen Konjunkturprogramme aufgelegt, die G20 haben eine gemeinsame Marschrichtung erarbeitet und die Notenbanken halten die Zügel noch immer recht locker. Wir laufen auf die nächste Berichtssaison im Oktober zu, da werden die Quartalsergebnisse denen des Lehman-Pleite-Quartals gegenüber gestellt und in freudiger Erwartung steigen die Kurse heute schon kräftig an.

Doch wir haben noch einige Wochen auf die Quartalsergebnisse zu warten und ich will nicht hoffen, dass sich die Kurse bis dahin so weit überhitzen, dass die Quartalsergebnisse die aufgeheizten Erwartungen nicht mehr erfüllen können. Doch das werden wir in den nächsten Wochen erleben.

GÜNSTIGE US-STEUERREGELUNG FÜR GEWERBEIMMOBILIEN

Vielleicht ist Ihnen die exorbitante Wochenperformance von General Electric (GE +15%!) aufgefallen. Vielleicht haben Sie auch die Kursexplosion des iShares DJ US Real Estate gesehen (IYR +10%): Es gab in der abgelaufenen Woche eine neue gesetzliche Regelung für die steuerliche Behandlung von Refinanzierungen bei Gewerbeimmobilien. Der iShares IYR enthält viele US-REITs, die in Gewerbeimmobilien investiert sind. Und GE ist einer der größten Betreiber von Gewerbeimmobilien.

Noch vor wenigen Wochen erhielt ich etwa täglich eine Leserfrage zum Thema „US-Immobilienblase bei Gewerbeimmobilien“. Natürlich wird die Immobilienkrise auch Gewerbeimmobilien nicht ungeschoren davon kommen lassen. Doch das Volumen der Derivate von Gewerbeimmobilien ist wesentlich kleiner als das Volumen der toxischen Immobilienderivate, die auf privaten Häuslebauern basierten.

Durch die derzeit günstigen Refinanzierungsmöglichkeiten können Finanzierungen von Gewerbeimmobilien nun steuerlich neutral günstiger neuverhandelt werden. Damit können nun die gewerblichen Immobilien refinanziert werden, ohne die Liquiditätslage zu gefährden.

Warum nun glauben Sie steigen die Kurse von GE und IYR? Sicher nicht, weil Anleger noch immer den Kollaps des Marktes für gewerbliche Immobilien fürchten, oder? Nein, die Gefahr sinkender Immobilienpreise ist gebannt.

Immobilienpreise reagieren jedoch nicht wie Aktien: Sie steigen dann nicht sofort. Vielmehr werden die Preise eine ganze Weile am Boden verharren, bis das Überangebot an Immobilien vom Markt gekauft wurde. Doch schon diese sich stabilisierenden Immobilienpreise helfen den vielen Finanzinstituten, ihre Bilanz aufzubessern. Musste bislang noch mit immer weiter fallenden Immobilienpreisen gerechnet und mussten somit für die im Bestand befindlichen toxischen Immobilienderivate immer weiter mögliche Abschreibungen berücksichtigt werden, so kann nun der Blick nach vorne gerichtet werden. Die für einen weiteren Preisverfall vorgesehenen Rückstellungen bleiben fix und gegebenenfalls kann in ein paar Monaten von diesen Rückstellungen wieder aufgrund der gestiegenen Preise ein kleiner Teil als außerordentlicher Gewinn zurück gebucht werden.

Was bislang im Bereich der privaten Immobilien bereits angelaufen war, kann sich nun auch auf den Bereich der gewerblichen Immobilien ausweiten. Sie sehen: Die Rahmenbedingungen am Markt werden noch immer täglich besser und besser – daher die steigenden Kurse.

Mal schauen, was das Sentiment zu den Entwicklungen zu sagen hat (das Sentiment kann mich nicht verklagen, wenn ich es sprechen lasse ;-):

SENTIMENTDATEN

ANALYSTEN:
Empfehlungen (Anzahl Empfehlungen): Kaufen / Verkaufen
28.8.- 5.9. (166): 70% / 30%
5.-11. Sept (161): 76% / 24%
11.-18. Sep (171): 77% / 23%

ANALYSTEN KAUF
Bilfinger Berger, Deutsche Post, Bayer

ANALYSTEN VERKAUF
Peugeot, Clarian, Alcatel-Lucent

PRIVATANLEGER:
Aktuell 59% Bullen (-9%, 87 Stimmen)
Durchschnittlich erwarteter DAX-Endstand für heute: 5.630

PRIVATANLEGER KAUF
Citigroup, Solarworld

PRIVATANLEGER VERKAUF
Arcandor, Volkswagen St, Puma


Die Sentiment-Daten wurden in Zusammenarbeit mit Sharewise erstellt: http://www.sharewise.com?heibel


Den Analysten laufen ebenfalls die Kurse davon und es gibt kaum mehr Argumente, eine Monate alte Verkaufsempfehlung auf einem Titel zu behalten, der 50% angestiegen ist. Wie erklärt ein Analyst das seinem Chef? Nun, er schwenkt eben schließlich auf eine Kauf-Empfehlung um und gibt klein bei.

Die Privatanleger hingegen sind schon wieder etwas vorsichtiger geworden: Bei ihnen scheinen die exorbitanten Kursgewinne Schwindelgefühle zu erzeugen.

Wie sollten Sie sich in dieser Situation verhalten? Sollten Sie nun noch auf den angefahrenen Zug aufspringen? Sollten Sie auf eine heftige Korrektur spekulieren und abwarten? Oder gibt es andere Möglichkeiten?

Nun, Sie wissen, dass ich ungern Positionen zu Höchstkursen eröffne. So gibt es derzeit tatsächlich nicht mehr viele Aktien, die ich für einen langfristigen Anleger empfehlen würde. Es kommt nun die Zeit, in der spezielle Situationen wieder erfolgsversprechend sind, als einfach auf eine Gesamtmarktentwicklung zu setzen, wie wir dies Anfang März getan haben.

Vielleicht ist sogar das Traden die beste Alternative für diese Marktphase – nicht umsonst habe ich den Tradingmonat auf Oktober gelegt.
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Stephan Heibel die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis)  
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