Alt 30.08.13, 11:48
Standard Anleger trauen dem Frieden nicht
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Die Investoren an Europas Börsen scheinen der vermeintlichen Entspannung rund um Syrien nicht zu trauen. Zwar ist die Wahrscheinlichkeit einer militärischen Eskalation in Syrien gesunken, nachdem das britische Parlament einen Militärschlag gegen das Assad-Regime blockiert hat. Dennoch kommt an den Börsen keine Kauflaune auf. "Die Sorgen um Syrien und um die mögliche Drosselung der Wertpapierkäufe durch die Fed werden auch weiter den Risikoappetit belasten", befürchtet Anthony Lam von der Credit Agricole.

Der DAX verliert 0,6 Prozent auf 8.144 Punkte, der Euro-Stoxx-50 gibt um 0,7 Prozent auf 2.740 Punkte nach. Bis auf den Telekomsektor und den Sektor der Konsumgüterhersteller liegen alle Branchenindizes im Minus. Die Schlusslaterne hält der Touristiksektor mit einem Minus von 1,3 Prozent. Hier geben angesichts der Syrien-Krise erneut die Aktien der Fluggesellschaften nach: Lufthansa, Air France-KLM und IAG verlieren zwischen 1,3 und 1,7 Prozent.

Der Euro, der am Donnerstag nach enttäuschenden Arbeitsmarktdaten aus Deutschland und guten Wachstumszahlen aus den USA unter 1,3250 Dollar gefallen ist, kommt nach schwächeren Einzelhandelsdaten aus Deutschland nicht auf die Beine. "Für den Sprung zurück über die 1,33 Dollar gibt es zahlreiche technische Widerstände", betont Analyst Stan Shamu von IG Markets. Aktuell kostet die Gemeinschaftswährung 1,3237 Dollar.

Der Goldpreis gibt weiter nach. Die Feinunze verliert knapp 20 US-Dollar auf 1.393,50 und ist somit wieder unter die Marke von 1.400 Dollar gefallen. "Die gestiegene Verunsicherung der Marktteilnehmer, ausgelöst durch die anhaltende Debatte über einen Militärschlag des Westens gegen das syrische Regime, spiegelt sich aktuell kaum in einer höheren Investmentnachfrage (nach Gold) wider", sagt Eugen Weinberg von der Commerzbank.

Am Aktienmarkt steht der Telekomsektor im Fokus. Die KPN-Stiftung zum Schutz der Gesellschaft und ihrer Aktionäre hat ihre Beteiligung sowie die Stimmrechte am niederländischen Telekomkonzern KPN auf knapp unter 50 Prozent erhöht. Damit blockiert die Stiftung zunächst die Übernahme durch das Mobilfunkunternehmen America Movil des mexikanischen Milliardärs Carlos Slim. Die Stiftung wirft America Movil vor, gezielt eine feindliche Übernahme angezettelt zu haben. Aktien von KPN verlieren daraufhin 4 Prozent.

Mit dem geplanten Verkauf der Deutschland-Tochter E-Plus an Telefonica Deutschland hat die Stiftung nach eigenem Bekunden dagegen kein Problem. Telefonica büßen 0,6 Prozent ein. Im Handel wird dies damit erklärt, dass der KPN-Kauf durch America Movil trotz der jüngsten Entwicklung nicht vom Tisch ist. "Das ist hauptsächlich Säbelrasseln der Holländer", sagt ein Händler. Die Stiftung versuche lediglich, sich in eine bessere Verhandlungsposition zu bewegen. America Movil hatte am 9. August 2,40 Euro je KPN-Aktie geboten.

In Mailand verteuern sich Aktien der Telekom Italia um fast 7 Prozent, nachdem der US-Brokerhaus Bernstein die Aktie auf "Outperform" von "Marketperform" erhöht und das Kursziel von 0,90 auf 1,00 Euro angehoben hat.

J.P. Morgan Chase hat die Aktie der Deutschen Bank zum Kauf empfohlen, weil das deutsche Geldhaus die "billigste Bank in Europa" sei. Das Papier liegt mit einem Plus von 1,9 Prozent an der DAX-Spitze.

Mit einem Plus von 4 Prozent führt die L'Oreal-Aktie die Kursgewinner im Euro-Stoxx-50 an. Mit Blick auf die Halbjahreszahlen von L'Oreal verweist die UBS auf den starken Anstieg der Gewinnmarge. Daneben wird die Aktie von einem Bericht gestützt, laut dem L'Oreal den Großaktionär Nestle aus dem eigenen Unternehmen herauskaufen könnte. Nestle hält fast 30 Prozent der Anteile.

Kontakt zum Autor: benjamin.krieger@dowjones.com

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