Alt 19.12.13, 12:49
Standard Ausstieg der Fed lässt Investoren einsteigen
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Mit einem Kursfeuerwerk reagieren die Börsen auf die Drosselung der monatlichen Wertpapierkäufe durch die US-Notenbank. Die Federal Reserve wird ab Januar wegen der verbesserten Aussichten am Arbeitsmarkt das Kaufprogramm um 10 auf 75 Milliarden Dollar monatlich reduzieren. Der DAX macht einen Freudensprung und steigt um 1,4 Prozent auf 9.309 Punkte. "Die Aktienmärkte feiern die Gewissheit", sagt Jens Klatt von Forex Capital Markets.

Die Geldschleusen in den USA blieben zunächst weiter offen und die Zinsen noch lange nahe Null. "Aber eben diese Unsicherheit über den ersten Schritt der Fed ist jetzt aus dem Markt", sagt Klatt. Für den Euro-Stoxx-50 geht es um 1,5 Prozent auf 3.021 Punkte nach oben. Der Blue-Chip-Index ist erstmals seit zwei Wochen wieder über 3.000 Punkte gestiegen. Alle europäischen Börsen melden Kursgewinne.

Die Credit Agricole rechnet damit, dass das Kaufprogramm Ende 2014 ganz ausläuft, vorausgesetzt die wirtschaftliche Erholung in den USA setzt sich fort. Der Fed sei es gelungen, die Finanzmärkte erfolgreich auf einen Liquiditätsentzug vorzubereiten. Dies habe sie durch eine Stärkung der so genannten Forward Guidance erreicht. Fed-Präsident Ben Bernanke hat deutlich gemacht, dass die Leitzinsen auch dann nicht steigen werden, wenn die Arbeitslosenquote in den USA unter 6,5 Prozent fällt.

Gute Nachrichten erreichen die Märkte auch aus dem US-Kongress. Nach dem Repräsentantenhaus hat nun auch der Senat der Einigung im Haushaltsstreit zugestimmt. Eine Schließung von Regierungsbehörden dürfte damit zumindest für die kommenden zwei Jahre kein Thema mehr sein.

Am Devisenmarkt ist der US-Dollar gefragt. Der Dollar-Index, der die US-Währung gegen einen Korb von sechs Devisen abbildet, ist auf ein Zweiwochenhoch gestiegen. Zum Yen hat der Dollar auf ein Fünfjahreshoch aufgewertet. Erstmals seit Oktober 2008 kostet der Dollar mehr als 104 Yen. "Die US-Notenbank hat in den vergangenen Wochen genug Zuversicht in die konjunkturelle Erholung der US-Wirtschaft gewonnen. Das ist ein positives Signal", sagt Alexander Bühler von der VP Bank. Auch zum Euro hat der Dollar aufgewertet, die Gemeinschaftswährung fiel kurzzeitig unter 1,37 auf den tiefsten Stand seit zwei Wochen.

An den Anleihemärkten halten sich die Kursverluste bislang in Grenzen. Zehnjährige US-Staatsanleihen rentierten am Vorabend in der Spitze mit 2,91 Prozent und haben mittlerweile wieder etwas nachgegeben auf 2,88 Prozent. Ein Ausverkauf am US-Bondmarkt ist also nicht zu beobachten. "Die Versicherung der Fed, dass die Zinsen langfristig niedrig bleiben, sorgt für Stabilität im Anleihenhandel", sagt ein Händler. Auch Bundesanleihen, die im frühen Handel noch unter Druck geraten waren, haben sich wieder erholt.

Gold reagiert dagegen fast schulbuchmäßig mit Verlusten auf die Entscheidung der US-Notenbank. Die Feinunze fällt auf 1.200 Dollar und damit auf den niedrigsten Stand seit Ende Juni. Pumpt die Fed in den kommenden Monaten weniger Geld in die Finanzmärkte, ist Gold als sicheres Investment und Inflationsschutz weniger attraktiv.

Angesichts der vielen Nachrichten aus den USA könnte man leicht übersehen, dass am Donnerstag der zweitägige Gipfel der europäischen Staats- und Regierungschefs in Brüssel beginnt. Ein Hauptthema ist die geplante Bankenunion. Im Vorfeld haben sich die Politiker neben einem Mechanismus zur Bankenabwicklung bereits auf einen europäischen Abwicklungsfonds grundsätzlich einigen können. Dieser soll bis 2026 ein Volumen von 55 Milliarden Euro erhalten. Beitragszahler sollen die Banken selbst sein, so dass bei zukünftigen Krisen nicht wieder der Steuerzahler zur Hilfe gebeten werden muss.

Mit der Fed-Entscheidung und weiterhin niedrigen Zinsen gehört der Sektor der Versicherer mit einem Plus von 2,1 Prozent sowie die Banken mit einem Plus von 1,6 Prozent zu den Gewinnern des Tages. Finanzdienstleister verteuern sich im Schnitt um 2,2 Prozent. Bleiben die Zinsen niedrig, müssen Finanzkonzerne keine oder nur geringe Abschreibungen auf Anleihen in ihren Portfolios vornehmen. Im DAX legen die Aktien der Commerzbank um 1,9 Prozent und die der Deutschen Bank um 2 Prozent zu.

Aktien von SAP gewinnen 2 Prozent, sie profitieren nach Aussage von Händlern von soliden Quartalszahlen des US-Kontrahenten Oracle.

Kontakt zum Autor: benjamin.krieger@wsj.com

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