Alt 14.03.14, 12:16
Standard DAX trotz nachlassenden Verkaufsdrucks unter 9.000
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An den europäischen Aktienmärkten legt sich die Nervosität am Freitagmittag etwas. Der DAX verliert nur noch 0,5 Prozent auf 8.973 Punkte, nachdem er am Morgen erstmals seit Mitte Dezember 2013 unter die 9.000er Marke gerutscht und bis auf 8.926 Punkte gefallen war. "Nach dem 600-Punkte-Rutsch innerhalb weniger Handelstage ist der Markt überverkauft", so ein Händler.

Der DAX profitiere nun etwas von terminmarktorientierten Käufen: Einige Anleger nehmen vor dem Wochenende ihre Gewinne bei Positionen auf fallende Kurse mit. An der Terminbörse Eurex gingen allein am Donnerstag doppelt so viele Optionen auf einen fallenden DAX um wie auf einen steigenden. Der Euro-Stoxx-50, in der Krim-Krise nicht so stark gefallen wie der DAX, profitiert deshalb nun auch weniger von den Terminmarktgeschäften, er fällt um 0,8 Prozent. Denn das übergeordnete Kaufinteresse bleibt wegen der Krim-Krise sehr gering.

Belastend wirken auch die internationalen Vorgaben wie der Kurssturz in Japan oder das kräftige Minus der Wall Street. "Weltpolitik ist immer ein Alptraum für die Märkte", sagt Jeremy Batstone-Carr, Chef-Volkswirt und Stratege bei Charles Stanley in London: "Wann immer eine potenzielle Konfrontation am Horizont auftaucht, gibt es dann die Tendenz zum Überreagieren". Zudem sei die Ukraine-Krise just in dem Moment aufgetaucht, als Analysten ihre Schätzungen für europäische Aktien nach einer durchwachsenen Berichtssaison nach unten revidiert hätten.

Im Blick steht daher das Treffen zwischen US-Außenminister Kerry und seinem russischen Amtskollegen Lawrow in London. Dies dürfte kurzfristig wichtige Themen wie die Konjunkturabkühlung in China in den Hintergrund drängen. Die Sorge vor Chinas platzender Kreditblase schwebt aber weiter über den Märkten: "Bei China ist die Frage, ob die Behörden die Konjunkturabschwächung unter Kontrolle haben oder ob sie von ihr kontrolliert werden", sagt Simon Smith, Chef-Ökonom bei FxPro.

Charttechnisch hat der DAX mit dem Fall unter die Februartiefs bei 9.070 Punkten eine Topbildung abgeschlossen. Sollte sich der Fall unter die Nackenlinie der Schulter-Kopf-Schulter-Formation bestätigen, sehen einige technische Analysten weiteres Abwärtspotenzial von 700 Punkten. Allerdings passt das Bild nur teilweise: "Eine fünfjährige Hausse wird nicht von einer vierwöchigen Top-Bildung abgeschlossen", sagt Achim Matzke, Marktanalyst der Commerzbank. Er rechnet lediglich mit einer Korrektur und in der Folge mit einem Favoritenwechsel hin zu weniger konjunkturabhängigen Titeln mit hoher Dividendenrendite.

Der Euro steht weiter im Blick, auch weil EZB-Präsident Mario Draghi seine Unzufriedenheit mit dem Euro-Wechselkurs zum Dollar ausdrückte. "Das zeigt, dass die EZB den Euro nicht über 1,40 sehen will", sagt ein Händler. Denn zuvor habe der Italiener den Anstieg der Devise nicht kommentiert. "Die Rede zeigt, dass die EZB die Euro-Stärke genauer im Blick hat, als der Markt bisher dachte", sagt Daniel Brehon, Devisenstratege bei der Deutschen Bank. Der Euro verlor am Vortag nach Draghis Aussagen über einen US-Cent und fiel auf 1,3850 Dollar zurück. Am Mittag erholt er sich leicht auf 1,3885 Dollar.

Bis auf die Pharmawerte liegen immer noch sämtliche Branchen im Stoxx im Minus. Ein großer Verlierer sind erneut die Automobilwerte mit 1,6 Prozent Abschlag. Der Bausektor leidet unter dem Kursrutsch von Lafarge, die 2,6 Prozent nachgeben. Die Berenberg Bank hat sich negativ zu Zementwerten geäußert und sie auf "Verkaufen" abgestuft. Auch HeidelbergCement sind davon betroffen und stellen mit 2,6 Prozent Minus den Hauptverlierer im DAX. Drillisch fallen um 2 Prozent, nachdem ein Aufsichtsrat Aktien verkauft hat. Gegen den Trend notieren BP 0,3 Prozent höher. Der britische Ölkonzern darf nach der Umweltkatastrophe im Golf von Mexiko wieder Geschäfte in den USA betreiben.

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