Alt 05.12.14, 12:24
Standard DAX weiter mit Potenzial auf neue Rekorde
Beitrag gelesen: 266 x 

Von enttäuschten Erwartungen ist an den Börsen in Europa am Tag nach den Draghi-Ausführungen nichts mehr zu spüren. Die Aktienmärkte halten am Mittag die kräftigen Gewinne aus dem Eröffnungsgeschäft. Der DAX steigt um 1,3 Prozent auf 9.984 Punkte. Für den Euro-Stoxx-50 geht es sogar um 1,7 Prozent auf 3.244 nach oben. Bei den Anlegern scheint sich die Erkenntnis durchzusetzen, dass ein Wertpapierkaufprogramm nur aufgeschoben, keineswegs aber aufgehoben ist. Für Rückenwind sorgen auch starke Auftragseingänge aus Deutschland. Der Absturz in Europa nach dem EZB-Schreck ist damit wieder aufgeholt.

"Die weitere Entwicklung wird nun vom US-Arbeitsmarktbericht abhängen", sagt ein Händler. Analysten erwarten, dass im November 230.000 neue Stellen gegenüber dem Vormonat geschaffen wurden. Die Arbeitslosenquote soll weiter bei 5,8 Prozent liegen. Die Indikationen für die Arbeitsmarktdaten sind nicht die besten. Zuletzt blieben sowohl der ADP-Arbeitsmarktbericht wie auch die Beschäftigungskomponenten der ISM-Indizes unter den Erwartungen. "Sollte der Arbeitsmarktbericht nicht enttäuschen, könnte der DAX schon am Nachmittag die 10.000er Marke erneut überwinden", sagt ein Händler. Die Jahresendrally könnte dann schon bald neue Rekorde bescheren.

Nach Einschätzung der Commerzbank ist es nur eine Frage der Zeit, bis ein Programm für ein "Quantitative Easing" (QE) aufgelegt wird. Draghi habe nämlich deutlich gemacht, dass das angestrebte Bilanzsummenwachstum von 1 Billion Euro nicht mehr nur eine Erwartung sondern eine Intention sei. "Auf der gestrigen Pressekonferenz gab sich Draghi so taubenhaft, wie es ohne QE-Start überhaupt nur ging", heißt es. Die Analysten gehen davon aus, dass die EZB Anfang 2015 mit einem breit angelegten Kaufprogramm beginnen wird. Dabei scheine der Rat gewillt, notfalls die Bundesbank zu überstimmen.

Die Entwicklung am Devisenmarkt scheint der Commerzbank recht zu geben. Der Euro hatte auf die EZB-Sitzung mit scharfen Aufschlägen reagiert und war im Hoch bis auf 1,2450 Dollar gestiegen. Vor der Draghi-Rede notierte die Einheitswährung noch bei 1,2300 Dollar. Seitdem ist der Euro aber wieder auf dem Rückzug und liegt nun bei 1,2350 Dollar. Sollte die EZB tatsächlich ein QE-Programm auflegen, wäre dies eine erhebliche Belastung für die Einheitswährung, die bereits seit Wochen schon unter der Erwartung eines QE leidet.

An den Börsen geht es stärker aufwärts als noch im frühen Handel erwartet, bis auf Rohstoff- und Energieaktien ziehen alle Branchen an. Händler führen dies auch auf die starken Auftragseingänge aus Deutschland und Aussagen der Bundesbank zurück. "Die Aufträge zeigen, dass die Erholung bei Europas Konjunkturlokomotive unterschätzt wurde", sagt ein Händler. "Dazu gesellt sich jetzt noch der ausdrückliche Hinweis der Bundesbank, dass der fallende Ölpreis wie ein kleines Stimulus-Paket wirkt".

Zwar habe die Bundesbank wie die EZB am Vortag ihre Prognosen für das Jahreswachstum der Wirtschaft gesenkt, dabei habe sie aber betont, dass dies auf Daten beruhe, bevor der Absturz des Ölpreises eingesetzt habe. Sollte der Preis auf diesem Niveau bleiben, könne die Wirtschaft 2015 und 2016 um 0,1 bis 0,2 Prozent stärker wachsen.

Bei den Einzelwerten steigt die Fiat-Aktie trotz einer Kapitalerhöhung um 2,9 Prozent. Der Autokonzern will sich wie im Vorfeld bereits kommuniziert über die Ausgabe von Aktien und Wandelanleihen frisches Kapital beschaffen. CEO Sergio Marchionne hatte im Mai einen ehrgeizigen Fünf-Jahres-Plan vorgestellt. Demnach sollen 2018 rund 7 Millionen Fahrzeuge abgesetzt werden, im vergangenen Jahr waren es 4,4 Millionen. Der Autosektor in Europa legt um 2,0 Prozent zu.

Nach dem Wechsel des Vorstandsvorsitzenden zieht am deutschen Markt die Leoni-Aktie um 2,3 Prozent an. "Es gibt einige Bedenken im Markt, dass der neue CEO die Prognose für 2016 senken könnte", kommentiert DZ-Analyst Michael Punzet. Da das Unternehmen aber betont habe, diese Prognose sei vom ganzen Vorstand getragen worden, dem auch der neue CEO Dieter Bellé angehört, scheint ein solcher Schritt aus seiner Sicht unwahrscheinlich. Auf der anderen Seite fallen Kuka mit weiteren Abstufungen um 5,1 Prozent auf 55,50 Euro.

Goldman Sachs hat United Internet auf "Buy" erhöht und Drillisch mit einer Kaufempfehlung in ihr Beobachtungsuniversum aufgenommen. United Internet legen um 2,7 Prozent zu und Drillisch um 3,9 Prozent.

Kontakt zum Autor: herbert.rude@wsj.com

DJG/hru/raz

Copyright (c) 2014 Dow Jones & Company, Inc.
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Dow Jones die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis)  
 Es ist 15:10 Uhr.
Top 



copyright: imagine Grafik - DTP - Webdesign - [AGB / Datenschutz]