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Schwindende Sorgen.
Das enttäuschende Jahr 2022 an den Aktienmärkten neigt sich dem Ende zu, wobei es zu beachten gilt, dass zahlreiche Befürchtungen langsam schwinden. Die Rohstoffpreise sinken, die Inflationsrate geht zurück und zukunftsgerichtete Inflationsindikatoren wie beispielsweise Geldmengenwachstum, Transportkosten oder Lebensmittelpreise deuten auf eine weitere Entspannung hin. Auch die langfristigen Zinssätze waren in letzter Zeit etwas rückläufig, was die Fed dazu veranlasst hat, über eine Verlangsamung ihrer Zinserhöhungen zu diskutieren. In diesem Umfeld ist auch der US-Dollar von seinen Höchstwerten gegenüber dem Euro und anderen Währungen abgerückt. Die Schlagzeilen der letzten Monate haben weltweit viel Unmut über den starken US-Dollar verbreitet, von daher dürfte seine Abschwächung zu einer Aufhellung der Stimmung beitragen. Schwankungen sind unerwünscht Aus unserer Sicht war der Anstieg des US-Dollar in diesem Jahr eher ein Symptom für die Probleme an den Aktienmärkten als eine Ursache des Abschwungs. In einer Abwärtsphase ist es nicht unüblich, dass der US-Dollar im Rahmen der „Flucht in Qualität“ an Stärke gewinnt. Ebenso hat die US-Währung von den schnellen Zinserhöhungen der Fed und dem Anstieg der Renditen langfristiger US-Staatsanleihen profitiert. Ausgeprägte Währungsbewegungen werden jedoch tendenziell als negativer Einflussfaktor wahrgenommen, unabhängig von der Perspektive. Eine schwache Heimatwährung, wie sie beispielsweise die Eurozone im Jahresverlauf erlebt hat, sorgt für Diskussionen um Handelsdefizite und steigende Importpreise. US-Anleger befürchten dagegen, dass der starke US-Dollar sinkende Auslandseinnahmen erzeugt und somit für international aufgestellte US-Konzerne zu einem echten Problem wird. Differenziert betrachten Der starke US-Dollar wirkt sich durchaus auf die Auslandseinnahmen der US-Unternehmen aus, aber auch auf ihre Importkosten. Nur wenige Unternehmen stellen ihre Waren komplett in den USA her, der starke US-Dollar senkt somit die Importkosten für Rohstoffe und Komponenten, die zur Herstellung benötigt werden. Viele Unternehmen verfügen über Produktionsstätten im Ausland, sichern sich gegen Währungsschwankungen ab und besitzen strategische Flexibilität - sie können ihre Auslandserträge beispielsweise im Auslandsgeschäft reinvestieren. Eine rein negative Betrachtungsweise von Währungsschwankungen ist jedenfalls nicht gerechtfertigt, da negative Einflüsse in der Regel von positiven Ausgleichskräften abgefedert werden. Grundsätzlich sind Aktienmärkte sehr gut in der Lage, Währungssorgen zu durchschauen und rational gegen die Realität abzuwägen. Kurzfristig kann die Stimmung jedoch durchaus belastet werden, weshalb der Angst vor dem starken US-Dollar – oder der Angst vor einem schwachen Euro – in diesem Jahr vermutlich mehr Aufmerksamkeit geschenkt wurde als sie es verdient hätte. Unter diesem Gesichtspunkt ist die jüngste Abkühlung des US-Dollar eine gute Nachricht, denn sie entschärft viele pessimistische Diskussionen. Fazit Wir glauben nicht, dass ein schwächerer US-Dollar für die Erholungsbewegung der globalen Aktienmärkte eine notwendige Voraussetzung ist. Selbst wenn sich die US-Dollar-Stärke fortsetzt, sollte die robuste Gewinnentwicklung der US-Unternehmen eine Realität erschaffen, die besser ausfällt als es von vielen Anlegern befürchtet wird. Und nach einem Aktienjahr, das vornehmlich durch die negative Stimmung belastet wurde, ist letztendlich jegliche Form der Erleichterung zu begrüßen. Den aktuellen Kapitalmarktausblick von Grüner Fisher Investments können Sie unter www.gruener-fisher.de kostenlos anfordern. | ||
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Thomas Grüner die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis) | ||
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